Tatjana Pokorny
· 18.01.2022
Im Transatlantik-Klassiker von Lanzarote nach Grenada sind zwar die "Line Honors" längst vergeben, doch der Kampf um den IRC-Gesamtsieg dauert an
Der Kampf um die "Line Honors" für die schnellsten Mehr- und Einrumpfer im 8. RORC Transatlantic Race ist längst zugunsten von Giovanni Soldinis Multi 70 "Maserati" und dem 100-Fuß-Maxi "Comanche" mit Skipper Mitch Booth entschieden. Das Ringen um den IRC-Gesamtsieg aber dauert an. Am elften Tag auf See war es erneut die bereits im Zielhafen angekommene "Comanche", die im Zwischenklassement die Führung hielt. Der Vorsprung auf Maximilian Klinks zweitplatzierte Botin 52 Custom "Caro" hat jedoch wieder begonnen zu schmelzen. Bei rund 350 Seemeilen bis ins Ziel hatte die "Caro"-Crew in der theoretischen Rechnung noch neun Stunden gutzumachen.
Bereits angekommen im karibischen Zielhafen ist am Dienstag die in der IRC-Gesamtwertung am Dienstag drittplatzierte Volvo Open 70 "L4 Trifork", die "Comanche" damit nicht mehr vom IRC-Gesamtthron stoßen kann. Anderen aber könnte das sehr wohl noch gelingen. So etwa dem kleinsten Boot der Flotte: Die JPK 10.10 "Jangada" liegt in der IRC-Handicup-Wertung weiter auf einem aussichtsreichen fünften Platz. Bei gut 1100 Seemeilen bis ins Ziel hatte ihre Zweihand-Crew am Dienstag noch ein Drittel des Kurses vor sich. Das Warten auf die Entscheidung im Kampf um den IRC-Gesamtsieg wird also noch eine spannende Weile andauern.
Die modfizierte "L4 Trifork" mit Skipper Jens Dolmer und seiner Crew hat das Transat in 9 Tagen, 10 Stunden, 27 Minuten und 58 Sekunden absolviert und die Ziellinie als zweite Einrumpfyacht hinter "Comanche" und bestes der drei Ocean-Race-Boote erreicht. Die Mannschaft wurde in der Camper & Nicholsons Port Louis Marina warmherzig begrüßt und standesgemäß auch von den "Line Honors"-Gewinnern der "Comanche"-Crew empfangen.
"L4 Trifork"-Navigator Aksel Magdahl sagte im Hafen: "Das war kein typisches Transatlantik-Rennen. Normalerweise würdest du als schnelles Boot ein wenig nach Norden gehen, eine Front finden und Speed aufnehmen. In diesem Rennen haben wir ernsthaft einen 90-Grad-Abbieger nach Norden genommen. Nach zwei Tagen im Rennen hatten wir fast noch die gleiche Distanz zum Ziel. Es war aggressiv, aber für uns gab es keine wirkliche Alternative im Süden. Wir sind nördlich des Tiefs gesegelt, und es ist uns wie vorhergesagt gefolgt. Nach dem ersten Tief wurde es dann wirklich interessant. Wir wussten vor dem Start, dass ein zweites Tief kommen würde und hatten einen Plan. Doch nach dem Start sahen wir ein drittes Tief näherkommen und fragten uns, was wir nun damit anfangen sollten. Wir entschieden, die nördliche Position beizubehalten, um seine Rückseite zu erwischen. Doch die Bewegung dieses dritten Tiefs war schwer vorherzusagen. Meine Sorgen waren die: Wenn wir in den Süden gehen, würden wir den Wind von vorn bekommen. Wenn wir in den Norden gehen, hätten wir nur wenige Optionen, wieder runterzureachen. Dann eröffnete sich in den Modellen die Chance für eine Südroute, und wir haben sie genommen. Wir hatten eine faire Chance, 'Comanche' zu kriegen."
Diese letzte Aussage Magdahls bezog sich auf die berechnete IRC-Zeit. Am Ende wurde daraus nichts. Berechnet fehlten der "L4 Trifork"-Crew im Ziel 13,5 Stunden auf die fabelhafte "Comanche"-Zeit, der Magdahl viel Respekt zollte: "Sie haben ein großartiges Boot, einen exzellenten Navigator (Red.: Will Oxley) und segeln das Boot auch gut."
Keine Chance auf eine IRC-Top-Platzierung hat das britisch-deutsche Trio auf der betagten Imoca "Rosalba". Was der guten Stimmung an Bord auch am elften Tag auf See keinen Abbruch tat. Die nach gesegelter Zeit auf Platz 16 vorgerückte "Rosalba" liegt nach IRC-Berechnung auf Platz 19. Skipper Richard Tolkien schickte am Dienstag diesen Gruß von Bord:
"Wir hatten auf 'Rosalba' in den letzten Tagen mit leichten Winden aus Nordost zu tun, die unsere Passage etwas verlangsamt haben. Der Wind hat aber über Nacht nach Osten gedreht und auf 15 Knoten zugenommen. Das erlaubt es uns, einen direkteren Kurs nach Grenada zu segeln – nach West-Südwest. Unser Fortkommen wurde auch vom inzwischen reparierten Jibtop und einem Riss im 220 Quadratmeter großen A3 aufgehalten, der nicht auf See repariert werden kann. Also segeln wir mit ein paar weniger PS! Die Wetterinformationen, die wir jeden Tag runterladen, weisen auf eine Windzunahme hin, vielleicht bis 20 Knoten am Donnerstag und am Freitag. Das ist gut, um unser Tempo auf dem Weg ins Ziel zu beschleunigen! Ansonsten ist alles gut an Bord. Wir sprechen viel Deutsch und Englisch!" Hier geht es zum Tracker und zu den Zwischenständen (bitte anklicken!).