Der Eine-Million-Dollar-KrimiWer siegt vor San Francisco?: Es kann nur einen geben: Slingsby, Spithill oder Outteridge!

Tatjana Pokorny

 · 27.03.2022

Der Eine-Million-Dollar-Krimi: Wer siegt vor San Francisco?: Es kann nur einen geben: Slingsby, Spithill oder Outteridge!Foto: Jed Jacobsohn for SailGP
Sicherten sich nach den Teams aus Australien und den USA das dritte und letzte Finalticket für das Eine-Million-Dollar-Rennen am Sonntagabend: Nathan Outteridge und sein SailGP Team Japan

Heute Abend fällt die Entscheidung im Kampf um das höchste Preisgeld des Segelsports: Ein Rennen mit drei Teams entscheidet über eine Million US-Dollar!

Der erste von zwei Renntagen hatte beim finalen SailGP-Gipfel am Samstag vor allem eine Bedeutung: Die Ermittlung des dritten Finalteilnehmers für das Rennen aller Rennen. Diese Entscheidung ist gefallen. Den dritten Startplatz nach den zuvor schon qualifizierten SailGP-Teams aus Australien und den USA haben sich Nathan Outteridge und sein Team Japan mit einer starken Vorstellung gesichert. Das war angesichts der guten dritten Position in der Saisonwertung keine Riesenüberraschung mehr, musste aber dennoch in einer Rennserie realisiert werden, in der Kenterungen und Crash-Situationen keine Seltenheit sind. Es ist gelungen – und damit das Traumfinale am Abend des heutigen 27. März perfekt. Der Eine-Million-Dollar-Showdwon steigt nach zwei letzten Saisonrennen für die gesamte SailGP-Flotte (ab 23 Uhr, Übertragungsbeginn: 22.30 Uhr) um Mitternacht deutscher Zeit und wird online auf diversen Kanälen live übertragen. Etwa hier auf der SailGP-Homepage (bitte anklicken).

  Waren schon vor Beginn der achten und letzten Regatta der zweiten SailGP-Saison für das Finale qualifiziert, machten aber in den Fleetraces am Samstag keinen starken Eindruck vor Heimpublikum: Jimmy Spithill und das amerikanische SailGP-Team ließen nach den Rängen 5, 7 und 5 schnell durchsickern, dass sie "neue Strategien" getestet hätten…Foto: Jed Jacobsohn for SailGP
Waren schon vor Beginn der achten und letzten Regatta der zweiten SailGP-Saison für das Finale qualifiziert, machten aber in den Fleetraces am Samstag keinen starken Eindruck vor Heimpublikum: Jimmy Spithill und das amerikanische SailGP-Team ließen nach den Rängen 5, 7 und 5 schnell durchsickern, dass sie "neue Strategien" getestet hätten…
  Die Favoriten für das Finale: Tom Slingsby und das Team Australien wollen den Titel heute Abend verteidigen und erneut das Millionen-Preisgeld abräumen. Doch die vier Saisonsiege zählen dann nicht mehr…Foto: Bob Martin for SailGP
Die Favoriten für das Finale: Tom Slingsby und das Team Australien wollen den Titel heute Abend verteidigen und erneut das Millionen-Preisgeld abräumen. Doch die vier Saisonsiege zählen dann nicht mehr…
  Mit neuem auffälligem Bootsdesign, einem Tagessieg zum Auftakt und einer insgesamt durchwachsenen Vorstellung segelten Sir Ben Ainslie und sein britisches Team mit den Rängen 1, 6 und 4 an Tag eins vor San Francisco auf Platz drei. Das SailGP-Finale können sie nicht mehr erreichenFoto: Jed Jacobsohn for SailGP
Mit neuem auffälligem Bootsdesign, einem Tagessieg zum Auftakt und einer insgesamt durchwachsenen Vorstellung segelten Sir Ben Ainslie und sein britisches Team mit den Rängen 1, 6 und 4 an Tag eins vor San Francisco auf Platz drei. Das SailGP-Finale können sie nicht mehr erreichen

Aufgefallen sind am ersten Regattatag nicht nur die gut aufgelegten Japaner, die sich mit den Rängen 6, 2 und einem Tagessieg glänzend in Szene setzen und von Rennen zu Rennen steigern konnten. Auch die krisengebeutelten Spanier, die ihren Lehrmeister und Steuermann Phil Robertson – begleitet von hässlichem öffentlichem Nachtreten – vorzeitig von seinen Pflichten entbunden und heimgeschickt hatten, beeindruckten auf dem Wasser mit ihrem neuen Steuermann: 470er-Steuermann Jordi Xammar führte das spanische Team an Tag eins des achten und letzten Gipfels der zweiten SailGP-Saison mit den Rängen 8, 3 und 2 auf Platz zwei in der Zwischenwertung. Eine so erfolgreiche Premiere am SailGP-Steuer ist zuvor keinem so überzeugend gelungen wie dem 470er-Bronzemedaillengewinner der letzten Olympischen Spiele, der aktuell mit seiner Vorschoterin Nora Brugman als das Maß der Dinge in der neuen olympischen 470er-Mixed-Disziplin gilt. Die 470er-Jolle galt bislang nicht gerade als ideales Sprungbrett für eine SailGP-Karriere. Xammar zeigt, dass seglerische Güte durchaus übertragbar sein kann. Für die Spanier ist der Xammar-Auftritt mit Blick auf die kommende Saison vielversprechend. Die Art, wie sie Phil Robertson vorzeitig aus dem Team gejagt haben, kam international weniger gut an.

  Sie freuten sich nach viel Ärger im Team, dass Jordi Xammar den Spaniern bei seiner Premiere am Steuer so gute Ergebnisse bescherte: der neue Mann (links) und Flügeltrimmer Florian TrittelFoto: Simon Bruty for SailGP
Sie freuten sich nach viel Ärger im Team, dass Jordi Xammar den Spaniern bei seiner Premiere am Steuer so gute Ergebnisse bescherte: der neue Mann (links) und Flügeltrimmer Florian Trittel

Der in der Szene als versierter und angriffslustiger Steuermann und Lehrmeister der Spanier bekannte Neuseeländer Phil Robertson, der in der kommenden Saison für das neue kanadische SailGP-Team im Einsatz sein wird, wehrte sich am Samstag via Facebook gegen seine unschöne Entlassung. Der einstige Matchrace-Weltmeister, deutschen Segelfans als Sieger des Match Race Germany 2012 und über Jahre als sympathischer Publikumsliebling bekannt, schrieb zu den öffentlich geäußerten Arroganz-Vorwürfen in seine Richtung: „Ich bin wirklich enttäuscht, dass ich an diesem Wochenende nicht die Gelegenheit habe, das zu beenden, was ich mit dem spanischen SailGP-Team begonnen habe. Dass sich ein professionelles Sportteam auf die nächste Saison ‚konzentriert‘, anstatt um die Meisterschaft der aktuellen Saison zu kämpfen, verblüfft mich und wird es auch in Zukunft immer tun. Wir sind in einem Sport mit vielen Variablen im Einsatz. Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass wir an diesem Wochenende eine Chance gehabt hätten, diese Meisterschaft noch zu gewinnen. Eine Kenterung, ein Crash, ein mechanischer Defekt sind in dieser Serie jetzt alltäglich. Es ist schließlich Sport. Dann kann alles passieren, besonders in der Bucht von San Francisco. Ich habe mein Herzblut in dieses Team gesteckt. Ich habe ihnen alles beigebracht, was ich weiß, und eine sehr junge und unerfahrene Gruppe auf ein Niveau gebracht, auf dem wir mit den Weltbesten konkurrieren konnten. Ich respektiere und akzeptiere ihre Entscheidung, mich für das letzte Wochenende zu ersetzen. Was ich nicht akzeptieren kann, sind die Worte, die über meinen Charakter und meinen Abgang gefallen sind. Ich fühle mich entehrt und nicht respektiert. Respekt wird verdient, nicht freiwillig gegeben.“ Den Spaniern ist es trotz guter Auftaktleistungen von Jordi Xammar am Steuer nicht mehr gelungen, den Japanern noch das dritte Finalticket zu entreißen.

  Fantastische Fotokunst von Ricardo Pinto, der die rasenden Kiwis Peter Burling, Blair Tuke und ihr Team im Einsatz zeigt. Die Neuseeländer zahlten in ihrer ersten SailGP-Saison reichlich Lehrgeld, segeln immer noch auf Formsuche und werden sich sportlich nicht damit trösten können, dass sie in der "Impact League" des SailGP auf Platz eins liegen, die das Umwelt-Engagement der Mannschaften würdigtFoto: Ricardo Pinto for SailGP
Fantastische Fotokunst von Ricardo Pinto, der die rasenden Kiwis Peter Burling, Blair Tuke und ihr Team im Einsatz zeigt. Die Neuseeländer zahlten in ihrer ersten SailGP-Saison reichlich Lehrgeld, segeln immer noch auf Formsuche und werden sich sportlich nicht damit trösten können, dass sie in der "Impact League" des SailGP auf Platz eins liegen, die das Umwelt-Engagement der Mannschaften würdigt

Für den Showdown am Sonntagabend ist nach den beiden letzten Fleetraces, deren Ergebnisse nur noch Auswirkungen auf die Platzierungen in der Saisonwertung haben werden, fast alles angerichtet: Tom Slingsby, sieggewaltiger Segel-Tausendsassa und Weltsegler des Jahres 2021, Jimmy "Spitfire" Spithill und der "Windflüsterer" Nathan Outteridge führen ihre Teams aus Australien, den USA und Japan ins Triple-Finale, wenn sie und ihre Boote unbeschadet durch die letzten beiden Fleetraces kommen. Die bisherigen Saisonvorleistungen spielen dann keine Rolle mehr: Ein einziges Rennen entscheidet darüber, welches Team die eine Million US-Dollar Preisgeld abräumt. Wer am späten Sonntagabend noch wach ist: Das wird der Sportkrimi am Sonntagabend!

  Wird am Ende der Letzte am lautesten lachen? Nathan Outteridge sicherte sich am Samstag mit seinem Team Japan den dritten Finalplatz. Das Triple-Finale mit Australien, den USA und Japan beginnt bei Null. Outteridge gilft als "sanfter Segler", der weniger Zweikämpfe sucht als Slingsby oder Spithill, dafür sehr erfolgreich mit Wind und Wellen spielt.Foto: Simon Bruty for SailGP
Wird am Ende der Letzte am lautesten lachen? Nathan Outteridge sicherte sich am Samstag mit seinem Team Japan den dritten Finalplatz. Das Triple-Finale mit Australien, den USA und Japan beginnt bei Null. Outteridge gilft als "sanfter Segler", der weniger Zweikämpfe sucht als Slingsby oder Spithill, dafür sehr erfolgreich mit Wind und Wellen spielt.