Défi-Azimut“Charal” ist Transat-Favoritin, Team Malizia tankt Selbstbewusstsein

Tatjana Pokorny

 · 25.09.2023

Hatten das beste Gesamtpaket beim 13. Le Défi Azimut: Jérémie Beyou und Franck Cammas auf "Charal"
Foto: Jean-Marie Liot/Défi Azimut Agglomération-Lorient 2023
Der 48-Stunden-Klassiker Le Défi Azimut hat bei seiner 13. Auflage einige Erkenntnisse für das anstehende Transat Jacques Vabre gebracht. Jérémie Beyous “Charal” wird nach den Siegen auf der Langstrecke und bei den “Speedruns” als Imoca-Favoritin in den Transat-Klassiker ab 29. Oktober starten. Auch Boris Herrmann und Will Harris fühlen sich gut gerüstet

Das mit 34 Booten größte Défi Azimut seiner Geschichte ist am Sonntag mit den Speedruns vor Lorient zu Ende gegangen. Hier konnten sich nach dem Sieg von Jérémie Beyous neuer Rakete “Charal” im 48-Stunden-Rennen die Neuen durchsetzen: Yoanne Richommes “Paprec Arkea” und Charlie Dalins “Macif – Santé Prévoyance” verwiesen “Charal” auf Platz drei. Damit haben auch die Boote jüngster Imoca-Generation ihr Potenzial eindrucksvoll unter Beweis stellen können.

Die Imoca-Spitze ist breiter geworden

Sieger der Gesamtwertung der 13. Edition in herbstlich-fordernden Bedingungen sind damit Jérémie Beyou und Franck Cammas auf “Charal”. Die schwarze Rakete überzeugte mit konstant hohen Geschwindigkeiten und kontrolliertem Flugmodus. Fast mehr noch aber beeindruckten im Le Défi Azimut das insgesamt hohe Leistungsniveau und die breit gewordene Spitzengruppe.

So sah es auch Antoine Mermod. Der Präsident der Imoca-Klasse sagte: “Der Wettbewerb ist unglaublich eng. Wir können sehen, dass die Skipper keine Angst haben, bei unterschiedlichsten Bedingungen anzugreifen. Drei oder vier Boote haben herausragende Leistungen gezeigt, aber gut 15 Boote segeln auf einem sehr hohen Niveau.” Es ist erst fünf Jahre her, dass beim Défi Azimut 2018 die damals Aufsehen erregende VPLP-Konstruktion “Charal” (Mk I) als erster Imoca mit Foils aufkreuzte.

Fünf Jahre nach der Foil-Premiere von “Charal” ist das Leistungsniveau in der Imoca-Klasse enorm gestiegen

Die erstaunlichen Bilder gingen damals um die Welt, hinterließen begeisterte, aber auch skeptische Beobachter. Fünf Jahre später war nun die 13. Défi-Azimut-Schau ein starker Beweis dafür, dass es an der technischen Front in großen Sprüngen vorwärtsgeht. Im Finale der Speedruns fuhren die zwölf besten Foiling-Imocas mit einer Geschwindigkeit zwischen 30 und 35 Knoten durch die mintgrünen Gewässer von Les Courreaux de Groix und hinterließen unvergessliche Bilder.

Die neue “Charal” – ein Manuard-Design aus dem vergangenen Jahr für Jérémie Beyou, der das Défi Azimut in diesem Jahr mit Tausendsassa Franck Cammas bestritt – musste sich bei den Speedruns zwar “Paprec Arkea” und “Macif – Prévoyance” im Finale knapp geschlagen geben. Doch mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,2 Knoten war es “Charal”, die mit der besten Zeit über den Tag glänzte. Damit setzten Beyou und Cammas noch ein letztes dickes Ausrufezeichen hinter ihren Sieg im 48-Stunden-Rennen.

Jeder hat eine Chance auf vordere Plätze” (Antoine Mermod)

Gleichzeitig hat mit “Macif – Santé Prévoyance” (Charlie Dalin/Pascal Bidégorry) und “Paprec Arkéa” (Yoann Richomme/Yann Eliès) die jüngste Foiler-Generation aus diesem Jahr demonstrieren können, was in ihr steckt. Doch auch die Défi-Azimut-Veranstalter notierten in ihrer Abschlussmeldung: “Jeder hat eine Chance auf vordere Plätze. Das gilt auch für Boote wie ‘Malizia – Seaexplorer’ (Boris Herrmann/Will Harris) und Biotherm (Paul Meilhat/Mariana Lobato), die am The Ocean Race teilgenommen und bei ihrem Sprint um die Welt viel Erfahrung gesammelt haben.”

Dazu haben Boote wie “For the Planet” (Sam Goodchild/Thomas Ruyant), das im 48-Stunden-Rennen über 600 Seemeilen den dritten Platz belegte, und “Teamwork” (Ex-”Charal Mk 1”) mit Justine Mettraux und Julien Villion als Sechste gezeigt, dass auch die etwas älteren Boote zu eindrucksvollen Leistungen imstande sind, wenn sie gut gesegelt werden. Der einzige Wermutstropfen im Rückblick auf das 13. Défi Azimut bleibt der bislang ungeklärte Mastbruch auf “Corum L’Épargne”.

Boris Herrmann mit Humor und Ehrgeiz fürs Transat Jacques Vabre

Auch Boris Herrmann und Will Harris haben sich auf “Malizia – Seaexplorer” nach dem Sommer-Refit gut geschlagen. Eine falsche Wegpunktansteuerung brachte sie im 48-Stunden-Rennen um ein mögliches Top-Fünf-Ergebnis. Die neuen Imocas mögen sehr schnell sein, doch “Malizia – Seaexplorer” bleibt dran. Ihre Crew wird darüber hinaus auf die im The Ocean Race erprobte Zuverlässigkeit des Imoca unter deutscher Flagge setzen können.

Mit Humor kommentierte Boris Herrmann die Intensiv-Prüfung für alle Imocas auf ihrem Kurs zum Transat Jacques Vabre, das am 29. Oktober startet: “Es ist fast schon unfair, dass der Rest der Flotte bei diesem 48-Stunden-Rennen Wetterbedingungen vorgefunden hat, für die wir um die Welt segeln mussten. Auf dem Rundkurs im Golf von Biskaya hatten wir zeitweise fast Southern-Ocean-Bedingungen.”

Wir waren unter bestimmten Bedingungen sehr schnell” (Boris Herrmann)

Für Team Malizia war das Défi Azimut der erste Wettbewerb seit dem Ocean Race, das Anfang Juli zu Ende gegangen war. Es bot Boris Herrmann und Will Harris eine gute Gelegenheit, sich wieder auf das Zweihandsegeln einzustellen und fürs Transat Jacques Vabre zu trainieren. Mit zwei siebten Plätzen im 48-Stunden-Rennen und bei den Speedruns war Boris Herrmann “zufrieden”.

Die Bilanz der 42-jährigen fünfmaligen Weltumseglers: “Das Rennen lief gut, das Boot war perfekt vorbereitet, wir hatten keine Probleme und waren unter bestimmten Bedingungen recht schnell. Wir haben während des Sommerefits ein paar Dinge geändert, und die scheinen gut zu funktionieren. Sie machen das Boot schneller, und darüber sind wir sehr froh.”

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Boris Herrmann: “Das Défi Azimut hat uns viel Selbstvertrauen gegeben”

Zum 48-Stunden-Rennen sagte Boris Herrmann: “Wir haben während des Rennens ein paar Navigationsfehler gemacht. Wenn wir die nicht gemacht hätten, hätten wir vielleicht mit der Gruppe an der Spitze der Flotte mithalten können. Aber wir sind zufrieden, und dieses Rennen, das die erste Konfrontation mit den neuen, starken Booten in der Flotte gebracht hat, war ein wichtiges und gutes Training für das Transat Jacques Vabre im nächsten Monat. Ich denke, wir können gut abschneiden. Das Défi Azimut hat uns viel Selbstvertrauen gegeben.”

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Auch Will Harris blickt dem Transat Jacques Vabre positiv entgegen: “Wir hatten in diesem Rennen mehr verschiedene Wetterbedingungen als auf einigen Ocean-Race-Etappen. Es war für uns ein guter Test war, um zu lernen, wie wir das Boot in verschiedenen Konfigurationen einstellen können. Es ist toll, wieder in einer so großen Flotte im Einsatz zu sein. Das Niveau ist sehr hoch, aber mit unserer Erfahrung sind wir in einer wirklich guten Position. Ich denke, wir können im Transat Jacques Vabre sehr gut abschneiden.”


Imposante Bilder von Team Malizia! Eindrücke aus dem Einsatz bei den Speedruns im Le Défi Azimut:


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