Course des CapsImoca-Sommerrennen – ohne Boris, aber mit Malizia

Tatjana Pokorny

 · 28.06.2025

Fotograf Jean-Louis Carli setzt hier die Imoca-Szenerie in Boulogne vor dem Start des Course des Caps in goldenes Licht.
Foto: Jean-Louis Carli/Sea to See
Am Sonntag geht die 131. Kieler Woche zu Ende. Dann beginnt in Schweden der Klassiker Gotland Runt, wo mit Paul Meilhats “Biotherm” unter dem Namen “Havsörnen III” auch eine Imoca teilnimmt. Gleichzeitig fällt in Frankreich der Startschuss zur Premiere des neuen Course des Caps, das Imocas um die Britischen Inseln führt. Team Malizia ist ohne Boris Herrmann, aber mit erfolgshungriger Crew dabei.

Für die 131. Kieler Woche markiert dieses Wochenende schon das große Finale, anderswo in Europe starten am Sonntag prominente Langstrecken: Schwedens weltgrößtes jährlich ausgetragenes Offshore-Rennen Gotland Runt führt über rund 350 Seemeilen um Gotland und lockt regelmäßig riesige Startfelder, bekannte Boote und Crews sowie ambitionierte Regattasegler nach Sandhamn.

Gotland Runt: Imoca-Solo für “Biotherm”

Gotlant Runt wird seit 1937 ausgerichtet. In diesem Jahr werden rund 250 Boote an der Startlinie erwartet. Auf der Startliste stehen auch bekannte deutsche Boote, darunter Jens Kellinghusens Ker 56 “Varuna 6” oder die 12mR-Yacht “Anita” von der SV Rheingau in der Klassiker-Wertung. Alle Teilnehmer finden sich hier. Zu den auffälligsten Booten zählen in diesem Schwedensommer die 100-Fuß-Rennmaschine “Black Jack” aus Monaco und Paul Meilhats Imoca “Biotherm”, die das Gotland Runt unter dem Namen “Havsörnen III” (dt.: Seeadler) mit französisch-schwedischer Crew bestreitet.

Beide “Raketen” könnten bei möglicherweise dynamischen Raumschotsbedingungen den Gotland-Runt-Rekord von gut 24 Stunden attackieren. Mit seinem Schweden-Abstecher schert Paul Meilhat eineinhalb Monate vor dem Start zum Ocean Race Europe am 10. August vor Kiel aus dem Programm anderer bekannter Imoca-Rennställe aus. Die haben sich schon in Boulogne-sur-Mer versammelt, dort in dieser Woche Speedruns veranstaltet und starten am Sonntag parallel zum Gotland Runt in die Premiere des neuen Rennens Course des Caps um die Britischen Inseln.

Team Malizia geht ohne Boris Herrmann in die französische Premiere mit britischem Schwerpunkt. Der Teamgründer will die Zeit bis zum Admira’s-Cup-Einsatz für das Monaco-Team im Juli und dem Start ins Ocean Race Europe für wichtige Team-Aufgaben an Land nutzen. Auf “Malizia – Seaexplorer” werden Skipper Will Harris (Großbritannien), Francesca Clapcich (Italien/USA), Cole Brauer (USA) und Julien Villion (Frankreich) unter deutscher Flagge das Gaspedal durchdrücken. Anbordreporterin ist Flore Hartout.

Mehr als 50 Sperrzonen im Course des Caps

Will Harris sagte nach den Speedruns: “Wir hatten einen wirklich tollen Tag auf dem Wasser und haben mit dem Team und einigen Gästen an Bord Speed-Runs absolviert. Die Bedingungen waren mit etwa 15 bis 18 Knoten ideal. Wir konnten alle unsere Segel testen. Wir haben viele Speed-Runs gemacht, viel über das Boot gelernt, sind super gefoilt und haben manchmal 30 Knoten erreicht. Am Ende wurden wir Vierte in der Gesamtwertung, nur eine Sekunde hinter dem Podium! Trotzdem sind wir sehr zufrieden, das ist ein gutes Zeichen für Sonntag und den Start ins Rennen!”

Schnellstes Boot der Speedruns war fünf Monate nach dem Vendée-Globe-Triumph wieder “Macif Santé Prévoyance” von Charlie Dalin mit Sam Goodchild als Skipper fürs Course des Caps. Inzwischen ist aber klar, dass der Start ins Course des Caps eher mit Attributen wie “langsam”, “fordernd” und “komplex” verknüpft sein wird. Wetterexperte Harris sagte: “Wir blicken einem Start mit leichten und komplizierten Windbedingungen entgegen.”

Weiter sagte der Brite, der vor der Umrundung der eigenen Heimat steht: “Es wird eine Herausforderung sein, von Boulogne wegzukommen. Dann werden wir im Uhrzeigersinn um die Britischen Inseln segeln. Ich denke, wir fühlen uns gut und bereit, zu kämpfen und zu sehen, wie wir in diesem Rennen abschneiden werden. Ich denke, das Rennen wird eine ganze Reihe unterschiedlicher Bedingungen mit sich bringen. Die Navigation ist sehr anspruchsvoll, es gibt mehr als 50 Sperrzonen mit all den Schiffen und Ölplattformen in der Nordsee.”

Imoca-Starparade um die Britischen Inseln

Die Eckdaten für die anstehende Imoca-Hatz: Bei dieser ersten Edition über rund 2000 Seemeilen sind elf Teams am Start. Vier Meere, fünf Länder und sieben Kaps kennzeichnen die Herausforderung für die vierköpfigen Crews mit mindestens einer Seglerin plus Anbordreporter oder Anbordreporterin. Als Referenzzeit für das neu entwickelte Rennen gelten die 5 Tage, 14 Stunden und 54 Sekunden, die Brian Thomson mit dem Artemis-Team Endeavour 2014 bei ihrer Runde um die britischen Inseln gebraucht haben.

Neben Team Malizia kreuzen an der Startlinie zehn Rennställe mit ihren Imocas auf. Als Favoritin geht die Vendée-Globe-Siegerin “Macif Santé Prévoyance” mit der Crew um Sam Goodchild in die Runde um Großbritanniens Inselwelt. Goodchild segelt mit Guillaume Combescure, Charlotte Yven und Loïs Berrehar. Angreifen wollen auch Thomas Ruyant und Ambroggio Beccaria mit ihrer Crew auf “Vulnerable”. “TeamWork – Team Snef” kreuzt mit der besten Vendée-Globe-Skipperin Justine Mettraux aus der Schweiz und ihren Mitstreitern Carlos Manera, Xavier Macaire und Ocean-Race-Siegerin Marie Riou auf.

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Stark werden auch “Charal” mit der Crew um den Vendée-Globe-Vierten Jérémie Beyou und Team Holcim-PRB mit dem Vendée-Globe-Sechsten Nico Lunven erwartet, der mit Franck Cammas, Annemieke Bes und Alan Roberts angreifen will. Mit gleich drei Seglerinnen – der “Herz-Dame” Sam Davies, Vendée-Globe-Darling Violette Dorange und Vittoria Ripa di Meana sowie Joseph Brault geht die rot-weiße “Initiatives-Cœur” ins Rennen.

Felix Oberle und Andreas Baden im Rennen

Im Team auf “New Europe” um Vendée-Globe-Dauerkämpfer Szabolcs Weöres nutzt der Schweizer Mini-Segler Felix Oberle die Chance zur Horizonterweiterung in Europas Norden. Auf Fabrice Amedeos Non-Foiler “FDJ-United – Wewise” ist der Kieler Offshore-Segler und Elektronikexperte Andreas Baden im Einsatz. Hier geht es zum Überblick über die Imoca-Flotte im Course des Caps.

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Der Startschuss zum Course des Caps fällt am Sonntag um 14 Uhr. In Frankreich wird der Start ab einer Stunde vorher live von France 3 hier übertragen.

Team Malizia ist wieder im Rennmodus – hier der ganz aktuelle Clip dazu:

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