Course des CapsDéjà-vu – Dalins Vendée-Globe-Rakete siegt erneut

Tatjana Pokorny

 · 05.07.2025

Ein "Bravo" von den Partnern für die Crew um Sam Goodchild auf "Macif – Santé Prévoyance".
Foto: Team Macif Santé Prévoyance
Bekanntes Boot, neue Crew, gleiches Ergebnis: “Macif – Santé Prévoyance” bleibt vorerst die Königin der Imocas. Nach dem Vendée-Globe-Triumph hat Charlie Dalins Rakete auch das Course des Caps gewonnen. Ohne den Meister selbst, gelang der souveräne Erfolg Skipper Sam Goodchild und seiner Crew. “Malizia – Seaexplorer” verpasste das Podium als Vierte knapp, doch das Team um Skipper Will Harris lieferte eine kampfstarke Leistung ab.

Es war nur fast ein Start-Ziel-Sieg, den Charlie Dalins Vendée-Globe-Dominatorin “Macif – Santé Prévoyance” im Course des Caps hingelegt hat. Nach dem Start am 29. Juni rangen zunächst noch mehrere Teams abwechselnd um die Führung, die auch “Malizia – Seaexplorer” kurz inne hatte. Doch mit der Fastnet-Passage setzte sich die blau-gelbe 2022er-Imoca-Königin durch und zog davon. Der Triumph der von Guillaume Verdier gezeichneten Dalin-Rakete war im Rennen um die Britischen Inseln erneut deutlich, auch wenn die Besatzung eine ganz andere war.

Course des Caps: in sechs Tagen um die Britischen Inseln

Vielleicht hätten Thomas Ruyant und sein Team der Dauerbrennerin “Macif – Santé Prévoyance” mehr Paroli bieten können. Bis nördlich der Orkney-Inseln war “Vulnerable” der Spitzenreiterin bis auf acht Seemeilen dicht ans Heck gerückt. Doch dann zwang die Jäger ein Schaden im Masttop, das Rennen abzubrechen. Danach trieben Skipper Sam Goodchild, Guillaume Combescure, Charlotte Yven und Boris Herrmanns künftiger Ocean-Race-Europe-Mitstreiter und Bootsbaupartner Loïs Berrhar “Macif – Santé Prévoyance” zum unwiderstehlichen Sieg im Course des Caps.

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6 Tage, 1 Stunde und 10 Minuten nur brauchten sie für ihr Meisterwerk. Wie gut dieses Boot ist, zeigte sich danach auch mit dem Erfolg der “Association Petits Princes – Queguiner”. Élodie Bonafous brachte ihr offenbar ebenso “massives” Schwesterschiff von Dalins 2022er-Entwurf zweieinhalb Stunden später als Zweite ins Ziel des Rennens von und nach Boulogne-sur-Mer und um die Britischen Inseln.

Den dritten Podiumsplatz sicherte sich eine Dreiviertelstunde danach Boris Herrmanns früherer Navigator Nico Lunven mit seiner Crew auf “Holcim-PRB”. Weitere eineinhalb Stunden später brachten Will Harris, Francesca Clapcich, Cole Brauer und Julien Villion “Malizia – Seaexplorer” ins Ziel der Premiere des Course des Caps. Dabei war es den Malizianern auf den letzten Seemeilen gut gelungen, Jérémie Beyous “Charal” in Schach zu halten. Hier geht es zum Tracker und den Ergebnissen.

Intensiv und unvergesslich: das Course des Caps

Skipper Will Harris berichtete: „Es war ein unglaubliches und intensives Rennen. Wir haben einige unvergessliche Tage zusammen auf dem Boot verbracht. Der Wettbewerb war von Anfang an hart. ‘Charal’ lag im Ziel nur zehn Meilen hinter uns. Die Etappe um Schottland war besonders anspruchsvoll, mit einigen schweren Stürmen, die uns alle auf die Probe stellten. Jeder Tag brachte seine eigenen Bedingungen mit sich, von leichtem Wind zu Beginn über mäßige Brisen westlich von Irland bis hin zu starken Winden in der Nähe von Schottland und der Ziellinie.”

Ich bin unglaublich stolz auf dieses Team.” Will Harris

Weiter erzählte Will Harris nach dem Einsatz in seiner Regie: “Dieses Rennen hat uns an unsere Grenzen gebracht und uns wirklich auf die Probe gestellt, zumal wir an Bord mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen hatten. Aber die Crew hat hervorragend zusammengearbeitet. Es war nicht nur eine großartige Vorbereitung an Land und ein gut funktionierendes Boot; dieses erste Rennen war ein hart umkämpfter, unvergesslicher Kampf, über den wir noch lange sprechen werden.“

Direkt von einem Arzt abgeholt wurde Team Malizias Anbordreporterin Flore Hartout. Sie hatte sich bei einem Nosedive von “Malizia – Seaexplorer” während des Course des Caps an Rippen und Knien verletzt, musste das verbliebene Rennen im Navigationssitz verbringen und ihre Schmerzen mit Schmerzmitteln bekämpfen. Als auch das Boot plötzlich gebrochene “Rippen” – drei gebrochene Latten im oberen Bereich des Großsegels – hatte Team Malizia alle Hände voll zu tun.

Course des Caps: gebrochene Rippen, gebrochene Latten

“Wir mussten das Groß runternehmen und einige unserer Ersatzlatten zuschneiden, um das zu reparieren”, sagte Will Harris. Das allerdings habe die Crew sehr schnell und ohne große Meilenverluste geschafft. “Das war”, so Harris, “definitiv eine Herausforderung. Wir waren ziemlich überrascht, den Schaden überhaupt entdeckt zu haben. Wir haben keine Ahnung, wie es dazu kam, aber wir konnten die Reparatur erfolgreich durchführen und sogar ein bisschen filmen.”

Die letzten 100 Seemeilen des Rennens wurden noch einmal zum fordernden Zickzack-Sprint. Bei nicht weniger als 13 Wendemanövern waren Durchhaltevermögen und Konzentration der Crew gefragt. Auf Kurs Ziel dann hörte die Mannschaft um Will Harris noch, dass auf “Holcim-PRB” der Bugspriet gebrochen war, doch an den dritten Podiumsplatz kamen sie nicht mehr heran.

Die kämpferische Leistung der Malizianer, die um 20.04 Uhr Ortszeit ins Ziel kamen, gelang in schwer vorhersehbaren Winden, starken Strömungen und trotz einer Reihe von Herausforderungen an Bord. Mit der Vorstellung gab das Team bereits einen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten im Ocean Race Europe, das am 10. August vor Kiel startet. Die beiden Top-Boote im Course des Caps werden das Europa-Rennen nicht bestreiten.

Admiral’s Cup und Ocean Race Europe voraus

In Abwesenheit von “Biotherm”, die nicht am Course des Caps, sondern am zeitgleich ausgetragenen und kürzeren Gotland Runt teilnahm und inzwischen bereits in Kiel angekommen ist, war “Malizia – Seaexplorer zweitbeste der künftigen Ocean-Race-Europe-Imocas. Zu bedenken ist bei dieser Betrachtung, dass auch “Vulnerable” bis zu ihrem Ausscheiden stark war. Sie soll als “Allagrande Mapei” mit ihrem neuen Skipper Ambrogio Beccaria, ihrem dann ehemaligen Skipper Thomas Ruyant und Crew ins Rennen um Europa starten.

Gut 2000 Seemeilen über Grund haben die Imocas bei dieser ersten Auflage des Course des Caps absolviert. Am späten Abend kamen noch die schnellste Vendée-Globe-Skipperin Justine Mettraux und ihr Team auf “Teamwork – Team Snef” und die Crew um Samantha Davies auf “Initiatives – Cœur” ins Ziel. “4CAD – La Mie Câline” wird mit Arnaud Boissières, Benjamin Dutreux und ihrer Mannschaft erst am Sonntag in Boulogne-sur-Mer erwartet. Noch deutlich länger werden Szabolcs Weöres und die “New Europe”-Crew unterwegs sein.

Für die Malizia-Crew dagegen geht es bald schon weiter. Ab dem 17. Juli 2025 steigt auch Boris Herrmann wieder in den Ring, wird mit Will Harris, Cole Brauer und Oakley Marsh an Bord der Carkeek 40 „Jolt 6” unter dem Kommando von Pierre Casiraghi für das Team aus Monaco am Admiral’s Cup mit Fastnet-Finale teilnehmen. Keine zwei Wochen danach fällt bereits der Startschuss zum Ocean Race Europe, zu dem das Course des Caps eine schöne und sehr vielseitige Ouvertüre war.

Die Bilder von den Zieldurchgängen und Empfangsszenen der Imocas in Boulogne-sur-Mer:

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