Class40XL-Pläne, ein Transat und ein Flohmarkt – Saisonstart für Burke und Fink

Tatjana Pokorny

 · 15.02.2025

Power-Duo an Land und auf dem Wasser: Lennart Burke (r.) und Melwin Fink.
Foto: Next Generation Boating
Am Hamburger Standort von Next Generation Boating brummt es. Für Lennart Burke, Melwin Fink und ihr Team ist der Saisonstartschuss längst gefallen. Auf der Werft steigt am 22. Februar noch ein großer Ausrüstungsflohmarkt, bevor es für Hamburgs bekannteste Segel-WG ab Mitte März zum ersten Class40-Training nach Lorient geht.

Unverhofft kommt oft. Im Leben von Lennart Burke und Melwin Fink stehen Überraschungen häufig auf der Tagesordnung. Etwa diese: Ein Partner hat bei der Auflösung eines Shops auf Bornholm ein riesiges Ausrüstungssortiment erworben. Und so veranstalten die beiden Next-Generation-Antreiber und ihre Mannschaft am 22. Februar von 10 bis 18 Uhr einen XL-Flohmarkt auf ihrem Hamburger Werftgelände (Heselstücken 24) in der Nähe vom Hamburger Flughafen.

Burke und Fink: erstes Saisontraining voraus

„Von Elektronik oder Nähmaschinen über Segel- und Taucheranzüge, Winschen und Beschläge bis hin zu Fendern, Tauwerk, Opferanoden und vielen weiteren Kleinteilen: wir bieten rund 3000 Produkte von fünf bis 200 Euro“, kündigte Melwin Fink die ungewöhnliche Aktion an, die Neugierigen auch eine gute Chance bietet, sich an der Wirkungsstätte der Class40-Aufsteiger einmal umzusehen.

Bei schlechtem Wetter soll der Flohmarkt in der hauseigenen Segelmacherei stattfinden, bei gutem Wetter auf dem Freigelände. Als Sportler bereiten sich die umtriebigen Class40-Segler gleichzeitig auf ihre Saison vor: Schon Mitte März geht es zum ersten Intensiv-Training nach Lorient. „Alle Top-Leute sind dabei“, so Melwin Fink.

Wir werden im Training sehen, wo wir uns zur neuen Saison in der Nahrungskette einzuordnen haben.“ Lennart Burke

In Regie von Top-Coach Tanguy Leglatin will sich die Class40-Elite mit mit Top-Playern wie Ian Lipinski, Fabien Delahaye, Axel Trehin, Antoine Carpentier und vielen weiteren für die neue Saison in Form bringen, denn die Regatta-Herausforderungen nahen schnell. Das erste wichtige Rennen startet mit dem Normandy Channel Race bereits am 25. Mai.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Zweihand-Klassiker für Fortgeschrittene

Das CIC Normandy Channel Race führt seine Teilnehmer über rund 1000 Seemeilen durch den Ärmelkanal und in die Keltische See mit Start und Ziel in Caen in der Normandie. Beim Zweihand-Rennen können die Class40-Segler das volle Potenzial ihrer Boote ausschöpfen. Der Kurs hält viele fordernde Navigationszonen bereit, in denen taktische und strategische Spielchen an der Tagesordnung stehen.

Man könnte das Rennen auch als anspruchsvolle Reise von der Normandie nach Irland via englischer Südwestküste und Kanalinseln beschreiben. Es ist nicht ohne Grund sehr beliebt bei den Class40-Seglern. Hier geht es zur Homepage des Rennens mit allen Informationen und Kurskarten.

Lennart Burke und Melwin Fink werden dort mit guten Erinnerungen an der Startlinie aufkreuzen. Bei ihrer Premiere 2023 hatten sie hier im Konzert der besten Class40-Akteure mit Platz acht geglänzt und sich damit viel Respekt der Konkurrenz ersegelt. „Nach dem Normandy Channel Race haben plötzlich alle mit uns gesprochen“, erinnert sich Melwin Fink an die positiven Reaktionen aus den Reihen des Clas40-Establishments vor zwei Jahren.

Neue Hackordnung in der Class40?

In diesem Jahr wird sich die Class40-Spitze neu sortieren. Der italienische Klassenkönig Ambrogio Beccaria steigt mit Vendée-Globe-Ziel in die Imoca-Klasse um. Wird „Crédit Mutuel“-Skipper Ian Lipinski den Raum als neue Nummer eins bis zum Start in die Weltumseglung Global 40 mit Co-Skipper Antoine Carpentier ab 14. September füllen können oder drängen andere nach?

Und: Wie weit können Lennart Burke und Melwin Fink in die Spitze vordringen? Auch die Deutschen liebäugeln mit einem Class40-Neubau, vielleicht schon Ende des Jahres. Vielleicht sogar auf der eigenen Werft. Eine Absage erteilen sie allen, die schon jetzt ihren Umstieg in die Imoca-Klasse und eine übereilte Ansteuerung der Vendée Globe erwartet haben.

„Die Frage nach einer baldigen Vendée-Globe-Teilnahme ist die uns am häufigsten gestellte Frage. Wir haben aber immer gesagt, dass wir uns die Zeit zur Entwicklung nehmen, die es braucht“, Lennart Burke. Hier geht es zum Interview mit Burke und Fink, das die YACHT bei der boot Düsseldorf zu diesem und weiteren Themen geführt hatte.

Boris Herrmann hat wieder sehr viel für den deutschen Segelsport getan.” Lennart Burke

Hamburgs bekannteste Segel-WG will beruflich auf dem Wasser wie an Land „gesund wachsen“. Ob es um die eigenen Segelkarrieren oder das Werftgeschäft, um Projektberatung oder Trainings geht: Lennart Burke und Melwin Fink sind stecken voller Ideen, sind ehrgeizig und umsetzungsstark, halten aber nichts von verfrühten oder überhöhten Zielsetzungen.

Fastnet-Comeback für die “Mini-Gang”

Lennart Burke erklärt: „Wir wissen, was es für eine Vendée-Globe-Kampagne alles braucht. Wir fänden es fast schon ein bisschen arrogant, jetzt schon eine Vendée Globe 2028 anzusteuern. Das Boris Herrmann es schon zweimal geschafft hat, ist eine enorme Leistung. Er mag dieses Mal vielleicht sportlich nicht das Mega-Ergebnis geholt haben, dass er wollte. Trotzdem hat er auch dieses Mal wieder sehr viel für den deutschen Segelsport getan.“

Das eigene Class40-Projekt setzen Lennart Burke und Melwin Fink nach dem Normandy Channel Race mit dem Start bei Rolex Fastnet Race im Sommer fort. Anfangs wollten sie es als Duo bestreiten, doch inzwischen sind sie für den bekanntesten Langstrecken-Klassiker ein Trio, lassen ihre „Mini-Gang“ von einst auferstehen.

Melwin Fink sagt: „Wir wollten es ursprünglich zu zweit machen. Dann hat Christian Kargl gefragt. Wir haben auf Malta beschlossen, dass das eine gute Idee ist: Man kann in Dreier-Konstellation immer einen festen Navigator haben. Und immer zwei Leute im Einsatz.“ Der Startschuss zum Regattahöhepunkt des Jahres fällt für Lennart Burke und Melwin Fink am 26. Oktober mit dem Transat Café L’Or Normandie Le Havre.

Der Transat-Höhepunkt ruft im Herbst

Den meisten bislang besser bekannt als Transat Jacques Vabre, aber jetzt umbenannt, führt das Transat Café L’Or seine Herausforderer von Le Havre über den Atlantik nach Martinique. Das alle zwei Jahre ausgetragene Transat wird von Zweihand-Crews bestritten. „Das ist unser großes Ziel des Jahres“, sagt Melwin Fink. Gleichzeitig ist sein Team auch weiter in der Partner-Abstimmung und -Akquise aktiv. „Wir arbeiten mit einem vierköpfigen Team daran, dass wir unsere Projekte auf höchstem Niveau fortsetzen können.

Menschen als Elemente, Faszination Atlantik – ein besonderer Film zum Transat Café L’Or Normandie Le Havre:

Meistgelesen in der Rubrik Regatta