Tatjana Pokorny
· 14.04.2022
Dieser Segel-Krimi war ein Versprechen für die Saison, in der die Class 40 endlich wieder eine WM austrägt: Die 1000 Milles des Sables gingen packend zu Ende
So kann man auch in eine neue Leistungsklasse einsteigen: 5 Tage, 3 Stunden, 39 Minuten und 3 Sekunden nur hat Corentin Douguet bei der zweiten Auflage des 1000 Milles des Sables gebraucht, um sich den Sieg zu sichern. Und das bei seiner ersten Class-40-Regatta! Dabei hat es der Figaro-Meister spannend gemacht, denn nur 16 Minuten und 49 Sekunden nach ihm steuerte der furios agierende frühere Mini-Transat-König und Class-40-Angreifer Ian Lipinski seine "Crédit Mutuel" mit gereckter Faust über die Ziellinie. Weitere 14 Minuten danach raste Axel Tréhin auf "Project Rescue Ocean" ins Ziel. So spannend verlief die Schlussphase des Saisonauftakts für die besten Class-40-Skipper, die in diesem Sommer Kurs auf einen ganz besonderen Höhepunkt nehmen: Vom 13. bis zum 18. Juni findet die erste Class-40-WM seit zehn Jahren statt! Vor La Rochelle wird es erstmals seit 2012 wieder um die Krone für den Weltbesten gehen. Veranstalter ist dann die Grand Pavois Organisation (GPO), die auch für die französische Bootsausstellung Grand Pavois La Rochelle und das Transatlantik-Rennen Defí Atlantique Class 40 verantwortlich ist.
Beim 1000 Milles des Sables konnte man schon den dazu passenden Aufbruchsgeist verspüren, der die Class 40 bei ihrem andauernden Höhenflug begleitet. Sieger Corentin Douguet, bekannt als meisterlicher Figaro-Segler, hatte die Führung bereits am Montag beim Wegpunkt La Curuña übernommen, musste aber in leichteren Winden noch bange Phasen des Wieder-Zusammenschiebens der Flotte überstehen. Entsprechend klang sein Kommentar im Ziel: "Das Ende war kompliziert zu handhaben. Es war in meinem Kopf schwer vorstellbar, dass ich schon so weit gekommen war, es am Ende aber auch noch den Bach hätte runtergehen können. Ich geriet zwar nie in Panik, war aber am Ende zugegebenermaßen irgendwann wütend auf mich selbst, als Ian mich am letzten Morgen noch einmal überholte. Trotz allem gelang es mir, mich direkt neu zu fokussieren und die Lösung zu finden, um ihn wieder einzuholen. Dann habe ich das Ding nicht mehr losgelassen." Für den 47-jährgen Douguet war es auch die erste Regatta auf der Class 40 "Quéguiner – Innoveo", nachdem er 15 Jahre im anspruchsvollen Figaro-Rennzirkus im Einsatz war.
"Ich habe nicht mit einem so donnernden Auftritt gerechnet, aber es ist natürlich schön", freute sich der Sieger aufrichtig. Gleichzeitig räumte er ein: "Es war nicht einfach, weil die jungen Leute gut sind und ihre Boote gut kennen. Ich für meinen Teil wusste, dass mein Boot (Red.: mit dem er erst am 5. Januar durchgestartet ist) Potenzial hat. Ich konnte eine Reihe technischer Punkte validieren und das Boot unter verschiedenen Bedingungen testen, indem ich die Dinge in meinem eigenen Tempo angegangen bin. Es hat gut funktioniert. Ich hätte mir zum Auftakt nichts Besseres als einen Sieg wünschen können." So erfolgreich über den Kurs getragen hat Douguet sein Lombard-Design, eine Paridis 40. Das Lob von Lombard kam umgehend: "Corentin Douguet hat bei seinem ersten Rennen gewonnen! Gut gemacht!"
Ein besseres Training als eine solche Konfrontation, sagte der knapp geschlagene Ian Lipinski, hätte es für ihn nicht geben können. "Ich hatte vergessen, wie schwer es ist! Ich habe wirklich gelitten", sagte der "Crédit Mutuel"-Skipper, dem die Strapazen im Ziel ins Gesicht geschrieben standen. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle an Bord bestätigte auch der drittplatzierte Axel Tréhin: "Nachdem ich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch den Wegpunkt Ouest Gascogne passiert hatte, bin ich völlig aus dem Tritt gekommen und in den roten Bereich geraten. Glücklicherweise konnte ich mich vor dem Finale dann noch etwas ausruhen und fand mich, alles in allem, in der am wenigsten stressigen Situation in der Spitzengruppe wieder, in der ich nur noch gewinnen, aber nichts mehr verlieren konnte." Der viertplatzierte Schweizer Simon Koster gratulierte im Ziel seinen Bezwingern und ließ sie gleich wissen, was ihre guten Leistungen bedeuten: "Im letzten Jahr bin ich mit einem Sieg in die Saison gestartet. Da lastete dann viel Druck auf meinen Schultern …" Das nächste Aufeinandertreffen der Class-40-Supermänner lässt nicht lange auf sich warten: Bereits in einem Monat steht das Normandy Channel Race auf dem Programm. Hier geht es zur Homepage von 1000 Milles des Sables und später auch zu den Ergebnissen (bitte anklicken!) für die Class 40 und die Ocean Fifties, die am Donnerstagabend zunächst noch nicht vorlagen. Einer schaut dem Class-40-Treiben aktuell besonders interessiert zu, denn in dieser Klasse will er selbst bald mitmischen: Lennart Burkes Neubau entsteht gerade in Frankreich. Die neue Pogo 40s4 für den Neu-Hamburger wird bei Pogo Structures gebaut und soll im Oktober fertig werden.