Class 40Burke und Fink “fliegen” weiter – Projekt bis Juli 2024 gesichert

Tatjana Pokorny

 · 22.06.2023

Die neue Pogo von Lennart Burke und Melwin Fink heißt jetzt "Sign for Com"
Foto: Next Generation Boating
Lennart Burke und Melwin Fink sind im Glück. Die Jungprofis können ihr ehrgeiziges Class-40-Projekt für mindestens ein Jahr weiterführen. Dazu haben ein schon bekannter und begeisterter Förderer sowie der Auftakterfolg im Normandy Channel mit Platz acht beigetragen

Das ist die erlösende Nachricht für Lennart Burke und Melwin Fink: Die beiden Jungprofis können ihr ehrgeiziges Class-40-Projekt für mindestens ein Jahr fortführen. Das war im ersten großen gemeinsamen Regattaeinsatz noch alles andere als klar. Trotz vielversprechender Gespräche mit großen Unternehmen waren der 24-jährige Lennart Burke vom Norddeutschen Regatta Verein und sein 21-jähriger Teamgefährte Melwin Fink vom Schaumburg-Lippischen Seglerverein mit gerade einmal verbliebenen 180 Euro auf dem Teamkonto und ungewisser Zukunft auf ihrer Class 40 in das Normandy Channel Race gestartet.

Nach dem Normandy Channel Race haben plötzlich alle mit uns gesprochen” (Melwin Fink)

Im Normandy Channel Race hat das deutsche Class-40-Duo Konkurrenz und Fans mit Platz acht allerdings stark beeindrucken können. “Nach dem Rennen haben plötzlich alle mit uns gesprochen. Vorher standen wir auch in unserer Trainingsgruppe oft einsam und alleine da. Nur der Trainer Tanguy Le Glatin hat sich stark mit uns auseinandergesetzt und uns gut vorbereitet”, erinnert sich Melwin Fink an die Wochen vor dem ersten gemeinsamen großen Regattaeinsatz mit Lennart Burke als Next Generation Sailing Team.

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“Nach dem Normandy Channel Race wollten plötzlich alle Top-Leute wie Ian Lipinski oder auch Vincent Riou von uns wissen, wie wir downwind VMG so schnell sein konnten, wie unser Projekt aufgestellt ist, wie wir die Dinge angehen”, erinnert sich Melwin Fink. Und er sagt: “Wir waren von unserem Trainer gut auf das Rennen vorbereitet.” Dass Burke und Fink nun für mindestens ein Jahr ihre Class-40-Pläne zum Aufstieg umsetzen können, sorgt für Hochstimmung und Dankbarkeit im jungen Team.

Wir haben immer zusammengehalten, auch wenn es eng wurde” (Melwin Fink)

“Wir mussten sehr kämpfen, haben aber immer zusammengehalten, auch wenn es eng wurde”, sagt Melwin Fink. Und weiter: “Aufgeben ist für keinen von uns beiden eine Option. Da sind wir uns einig. Die Class-40-Kampagne hat uns bislang 100.000 Euro gekostet, und auch das haben wir gewuppt.”

Retter des Projekts ist Klaus-Dieter Schmädicke. Der Inhaber des Telemarketing-Unternehmens Sign for Com ist selbst passionierter Segler, hat sein Segelboot an der Ostsee liegen. Er hatte Melwin Fink bereits bei dessen Mini-Transat-Premiere 2021 unterstützt. Jetzt kommt er wieder an Bord und beflügelt das Seesegel-Duo auf dem Weg in die internationale Profiszene. Seine Motivation: “Ich habe Melwin Fink schon vor zwei Jahren unterstützt, weil ich ihn als sehr motivierten und vor allem engagierten Segler erlebt habe, der mich sehr beeindruckt hat. Dass er dann auch noch so ein tolles Mini-Transat abgeliefert hat, damit war nicht zu rechnen.”

Ich finde es bewundernswert, was die Jungs machen” (Klaus-Dieter Schmädicke)

Klaus-Dieter Schmädicke beobachtete den Werdegang von Melwin Fink weiter: “Die Team-Idee mit Lennart Burke ist stark. Da kommen Synergieeffekte zusammen, und ich glaube, dass es ein tolles Projekt wird. Ich finde es gut, dass sich gerade im Nachwuchsbereich in dieser anspruchsvollen Arena zwei so engagierte Segler zusammengetan haben. In diesem Bereich sind insbesondere in Frankreich starke Kräfte am Werk. Melwin hat schon im Mini-Transat erfahren, wie schwer es sein kann, sich da nach oben zu arbeiten.”

Der Telemarketing-Unternehmer aus Bonn ist überzeugt, einem vielversprechenden Bund für die Zukunft Flügel zu verleihen. “Ich habe einen Kühlschrank und eine Pantry bei mir an Bord, finde es aber bewundernswert, was die Jungs machen. Natürlich kann man nicht ausrechnen, was man dabei zurückbekommt. Man kann hoffen, dass der Bekanntheitsgrad der Marke steigt. Zum jungen Seesegel-Team sagt Schmädicke: “Ich wünsche den beiden, dass sie ihre Ziele erreichen und ihr Engagement zum Beruf machen können. Da ist Boris Herrmann ein gutes Vorbild. Und man braucht auch die Eltern, die das zulassen und unterstützen.”

Burke und Fink starten mit Entschlossenheit ins “kleine Transat”

Lennart Burke und Melwin Fink können jetzt das Gaspedal durchtreten und ihre Pläne für die kommenden zwölf Monate umsetzen. Auf den anstehenden Klassiker von Les Sables d’Olonne nach Horta auf den Azoren und zurück bereiten sie sich mit einem Preparateur vor. Der Startschuss fällt am 27. Juni. Die neue Pogo ist – wie bei anderen Teams auch – nicht problemfrei. “Der Kiel hat Qualitätsprobleme”, erklärt Melwin Fink. Pogo habe einen neuen Kiel für 40.000 Euro angeboten, doch das ist zu viel, weshalb das Thema vorerst ruht. Dennoch musste das junge Team 20.000 Euro in die Struktur des Bootes stecken. “Drei Bootsbauer haben das ausgeführt”, sagt Fink. Dafür habe Pogo das Material gestellt, mehr aber auch nicht.

Trotz langer Aufgabenliste und der technischen Kämpfe an Land werden Lennart Burke und Melwin Fink dank neuem Projektpartner mit viel Aufbruchstimmung und Entschlossenheit in das “kleine Transat” starten. Die prominente Konkurrenz dürfte die beiden Deutschen nun auf dem Zettel haben. “Wir sind happy und freuen uns auf den nächsten Einsatz”, sagt Melwin Fink. Die weitere Regattaplanung des deutschen Duos beinhaltet den Start ins Rolex Fastnet Race. Im Herbst wollen Lennart Burke und Melwin Fink ihr erstes Transat Jacques Vabre zusammen bestreiten.

Rolex Fastnet Race, Transat Jacques Vabre und Caribbean 600 stehen auf dem Programm

Im Transat Jacques Vabre treffen die Class-40-Segler erstmals bei einer Regatta auch auf Boris Herrmann, denn die Imoca “Malizia – Seaexplorer” soll nach dem Ocean Race im Herbst ebenfalls ins Transat Jacques Vabre starten. Das Next Generation Sailing Team hat auch für 2024 bereits Pläne gemacht: Da stehen das Caribbean 600, der Atlantic Cup mit seinen drei Etappen und das Transat Québec Saint–Malo auf dem Programm.

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