Max Gasser
· 24.01.2025
Lennart Burke: Das ist eine einfach zu beantwortende Frage. Wir sind immer noch auf Stand-by und das richtige Wetterfenster hat sich noch nicht aufgetan. Immer wieder mal öffnen sich welche und dann werden wir nervös und bereiten alles vor. Doch dann schließt es sich wieder innerhalb von 24 Stunden. Aber wir haben Zeit mitgebracht und wollen den Rekord wirklich brechen und ordentlich vorbereitet sein.
Melwin Fink: Es könnte sein, dass wir aufbrechen. Wenn das Wetter sich ergibt, dann ziehen wir los. Dafür haben wir hier am Stand (Halle 15/B22) ein tolles Team. Aber erstmal sind wir selbst vor Ort, um natürlich unsere Projekte vorzustellen: Unser Mini-Projekt, unser Class40-Projekt und alles, was wir um diese Regatta-Themen drumherum machen. Natürlich auch, um unsere Yachtwerft zu bewerben, unsere Segelmacherei und unseren neuen Tauwerkshop.
Lennart Burke: Als allererstes natürlich die Rekordfahrt. Um den Rekord rund Dänemark zu brechen, müssen wir in unter 70 Stunden ins Ziel kommen. Danach geht es Mitte März nach Frankreich zu den Trainings mit unserer Trainingsgruppe. Wie jedes Jahr bereiten wir uns so auf die ersten Regatten vor. Wir werden dieses Jahr drei Rennen fahren. Es wird das Normandy Channel Race sein, das Rolex Fastnet Race und dann wieder die Transat Jacques Vabre, die dieses Jahr umbenannt wurde in Transat Café L'Or.
Melwin Fink: Wir segeln natürlich Regatta, um ganz weit vorne zu sein. Und da kann man konkret sagen, dass wir uns gerne nächste Saison in der Top 5 sehen wollen. Und vielleicht auch mal einen Podiumsplatz machen, wer weiß.
Lennart Burke: Es war ein beeindruckender Einstieg in die Class40 für uns. Bei den Trainings haben wir eigentlich immer noch ziemlich einen auf den Deckel bekommen und hingen ganz schön hinterher. Und bei der ersten Regatta dann aber schon in die Top 10 zu fahren, war für uns unvorstellbar. Und für alle anderen auch. Da haben viele die Augen aufgerissen.
Wir haben jetzt zwei Saisons schon in der Class40 hinter uns und viel gelernt. Wir hingen natürlich hier und da auch mal aus Budgetgründen hinterher. Viele haben ihre Boote extrem umgebaut, neue Kiele montiert, viele neue Segel gekauft. Das konnten wir nicht machen. Also setzen wir dieses Jahr wieder auf die erlangte Erfahrung, die wir mit dem Schiff sammeln konnten. Und unsere junge Energie, um ganz vorne zu landen. Wir haben auch noch ein paar Projekte an unserem Boot vor und sind zuversichtlich, dass wir in der nächsten Saison auf jeden Fall gut mitfahren können.
Lennart Burke: Letztes Jahr haben wir zu Anfang noch mit Jonas Kroner gearbeitet. Da entstand die Idee, gemeinsam mit Melvin, Jonas und mir einen jungen Segler an den Start des nächsten Mini-Transats zu bringen. Jonas ist dann aber leider erkrankt und musste austreten. Wir waren gezwungen, jemand Neues zu suchen. Jemand, der ein mindestens genauso toller Mensch und toller Segler ist wie Jonas. Dann haben wir auch gemeinsam mit dem Sponsor entschieden, ein richtiges Casting zu machen und möglichst vielen auch die Chance zu geben, sich vorzustellen und zu zeigen, was sie können. Es kamen knapp 50 Bewerbungen rein, was wirklich unglaublich stark war. Wir haben in Deutschland nicht mit so vielen Interessierten gerechnet.
Melwin Fink: Aus den Bewerbungen haben wir die sechs Besten ausgewählt und sie zum Firmensitz des Sponsors Osterrath GmbH & Co. KG nach Bad Laasphe eingeladen. Dann mussten sie dort ein paar Tests bestehen. Es gab zum einen technische Aufgaben: Eine Spleißaufgabe, einen Stromkreis, der wieder gängig gemacht werden musste, und es wurden noch viele Fragen gestellt. Unser Bootsbaumeister hat technische Fragen gestellt. Wir haben ein bisschen kampagnenspezifische Fragen gestellt und sind auf vergangene Segelerfahrung eingegangen.
Schlussendlich haben wir dann den mit unserer Meinung nach der besten Herangehensweise in den Technikaufgaben und auch den besten Antworten bei den ganzen anderen Fragen ausgewählt: Tom Wehde, unser neuer Skipper.
Lennart Burke: Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass derjenige nicht nur ein Segel-Crack ist und der beste Segler von allen. Denn zu so einer Kampagne gehört ja viel, viel, viel mehr. Natürlich war es daher auch wichtig, dass auch Tom sich unter anderem gut darstellen kann, gut von sich erzählen kann und auch seine Begeisterung transportieren kann. Weil, wenn du da immer nur so ganz gelangweilt sitzt und nichts sagen kannst, dann will dich auch keiner unterstützen. Und die Sponsoren wollen sich nicht mit dir identifizieren. Das funktioniert natürlich nicht. Aber genauso ist auch die technische Seite sehr wichtig, dass du, wenn du alleine auf dem Atlantik bist, dein Boot reparieren kannst. Und auch die mentale Seite war wichtig.
Wir haben dabei versucht, eine Balance zu finden, dass wir jemanden haben, der in allem gut bis befriedigend abschneidet. Überall sehr gut ist wirklich schwer. Vor allem, wenn wir jemanden jungen unterstützen wollen, werden wir keinen finden, der schon perfekt in allem ist. Dann hätten wir bei den Figaro-Seglern suchen müssen oder so. Aber Tom hat uns überzeugt, ihn zu nehmen und ihm die Chance zu geben, Profi-Segler zu werden beziehungsweise Fuß zu fassen in der Szene des Profi-Segelns.
Melwin Fink: Um ehrlich zu sein, wird das für uns mehr als Unterhaltung gesehen. Wir sind natürlich intensiv dabei und beschäftigen uns auch mit dem Wetter. Es ist aber nicht so, als würden wir zusätzlich zum Race-Tracker noch weitere Computer aufklappen, um Analysen zu betreiben. Das ist nicht so unsere Herangehensweise. Wir checken das, gucken uns auch die ganzen Videos an und drücken Boris ganz fest die Daumen. Aber wir sind da mehr so die Touristen bei der Regatta.
Lennart Burke: Wer Nein sagt, wenn jemand mit so einem Projekt um die Ecke kommt und sagt, ‘lass uns das zusammen machen’ oder ‘ich würde das gerne finanzieren’, ist, glaube ich, wirklich bescheuert. Aber jetzt selber hart daran arbeiten, in vier Jahren die nächste Vendée Globe zu segeln oder so, das tun wir nicht. Wir wollen ehrlich zu uns sein: Wir sind jung, wir sind in der Szene noch unerfahren. Wir können noch viel, viel mehr lernen. Wir haben noch keine großen Siege eingefahren. Und das wollen wir erst tun, bevor wir den nächsten Schritt gehen und die Vendée Globe segeln. Weil wenn wir es tun, dann wollen wir auch gewinnen wollen. Und das dauert noch viele, viele Jahre.
Melwin Fink: Erstmal müssen wir bei uns in der Klasse Regatten gewinnen und dann können wir weiter nach vorne schauen. Das sind wir noch ein bisschen von entfernt. Ein kleines Stück. (lacht) Und dann geht es vielleicht weiter.