boot Düsseldorf 2024Burke/Fink über ihre Entwicklung, Neuzugang Jonas Kroner und die kommende Saison

Max Gasser

 · 25.01.2024

Sie sind das deutsche Nachwuchs-Dreamteam der Offshore-Szene: Lennart Burke und Melwin Fink
Foto: YACHT/Andreas Lindlahr
Die deutschen Class-40-Hoffnungen Lennart Burke und Melwin Fink präsentieren sich aktuell gut aufgelegt und mit viel Vorfreude auf die kommende Saison auf der boot in Düsseldorf. Wir haben sie an ihrem Stand (Halle 15/C04.2) besucht und unter anderem auch über die Hintergründe ihres jüngsten Coups gesprochen

YACHT: Wie läuft die boot Düsseldorf bisher für euch?

Melwin Fink: Es läuft super! Es ist immer wieder toll, hier zu sein, und wir freuen uns sehr, dass wir von der boot Düsseldorf wieder die Möglichkeit dazu bekommen haben. Sie haben uns den Stand, wie schon im letzten Jahr, zur Verfügung gestellt, und es ist es perfekt für uns, hier zu sein und endlich mal wieder mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.

Lennart Burke: Zum Stand kommen Fans und auch richtig junge Leute, so zehn, zwölf Jahre, die erzählen, dass sie sich schon lange freuen und auch irgendwann mal Offshore-Segler werden wollen, richtig süß. Wir machen dann natürlich Fotos, das macht schon Spaß. Aber wir betreuen ja mittlerweile auch Kunden, kümmern uns um ihre Boote und bereiten sie zum Beispiel für Regatten vor. Es sind also auch bestehende oder potenzielle Kunden dabei, die mit uns ein bisschen schnacken und sich austauschen wollen.

Ihr habt ein erfolgreiches Jahr 2023 hinter euch, wie zufrieden seid ihr vor allem mit der Entwicklung?

Lennart: Überaus zufrieden, wir haben das nicht erwartet. Wir dachten, wir steigen jetzt in die Class 40 ein und müssen uns erst mal beweisen und kaltes Wasser ins Gesicht kriegen. Aber es lief dann doch von Anfang an erstaunlich gut. Ich denke, wir hatten sehr viel Glück, dass wir es wieder in die Trainingsgruppe in Lorient geschafft haben. Dort mit unserem Trainer, mit dem wir auch die Mini-Transat-Kampagne vorbereitet haben, zu trainieren und mit den Besten der Besten zu segeln, war sehr gut. Dann natürlich auch das gute Material, neuestes Schiff mit einer super Ausrüstung. Das war echt genial. Was uns, glaube ich, auch viel geholfen hat, ist, dass wir sehr jung sind. Wir sind immer mit Abstand das jüngste Team bei den Regatten gewesen und hatten dann noch viel Power. Wir haben ein bisschen mehr Gas gegeben, sind teilweise ein bisschen näher an die Limits gegangen. Natürlich mussten wir trotzdem auf das Material aufpassen, weil wir immer sehr wenig Geld haben.

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Wo hat eure Kampagne noch Verbesserungspotenzial? Woran wollt ihr arbeiten?

Lennart: Auf jeden Fall deutlich mehr Erfahrung sammeln. Man merkt bei den älteren Seglern, dass sie viel Erfahrung haben bei gewissen Entscheidungen. Auch navigatorisch wollen wir noch viel mehr lernen. Und was auch ein großes Defizit ist: Performance-Daten. Damit müssen wir uns mehr beschäftigen. Also unsere Polardaten, Auswertung von gewissen Daten, wie wir segeln, welches Segel welches Potenzial hat und so was, das müssen wir noch ein bisschen besser herausfinden.

Kürzlich habt ihr verkündet, dass ihr Jonas Kroner an Bord geholt habt. Wie kam es dazu?

Lennart: Das ist ein bisschen verrückt eigentlich, wir sind ja selbst auch superjung. Ich bin 25, Melwin aktuell 21, und wir unterstützen jetzt schon den Nachwuchs. Aber für uns war es irgendwie selbstverständlich, weil wir in den letzten Jahren ein super Fundament aufgebaut haben, um dieses Class-40-Projekt auf die Beine zu stellen. Und wir dachten uns, dass wir das auch nutzen können, um jemand anderem die Chance zu geben, etwas aufzubauen. Es ist ja alles da. Wir haben ein riesiges Netzwerk, tolle Ausrüster und Sponsoren. Und auch schon viele Unternehmer kennengelernt auf unserer Sponsoren-Suche, die Interesse an Segelprojekten haben, für die aber zum Beispiel eine Class-40-Kampagne zu groß wäre. Und dann haben wir mit denen auch über eine Mini-Kampagne geredet.

Und weshalb ist Jonas genau der Richtige für euch?

Lennart: Wir fanden es superspannend, dass er mit erst 19 Jahren noch jung und ein recht unbeschriebenes Blatt ist. Wir wollten jemanden unterstützen, der noch keine großen Erfolge eingefahren, irgendwelche Olympia-Kampagnen hinter sich hat oder schon recht aktiv in der Offshore-Szene ist. Wir wollten jemanden, der ganz neu ist, unbeschrieben, jung, wild und unbedingt Unterstützung braucht, den ersten Schritt zu machen und sich einen Namen zu machen. Das war ja bei Melwin und mir ähnlich. Wir kamen auch aus einem unbekannten Verein und hatten noch nicht viel gerissen vorher. Wir sind dann in den Mini gestiegen, haben Gas gegeben und wurden dann erst bekannt. Das wollen wir versuchen, anderen Leuten mitzugeben und sie zu unterstützen, auch was aus sich zu machen.

Könnte das der Startschuss zu einem großen deutschen Nachwuchs-Rennstall sein?

Melwin: Bisher haben wir uns noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht. Das ist mit Jonas ja auch mehr oder weniger einfach passiert. Wir haben eine coole Möglichkeit gesehen und diese genutzt. Ich würde nicht ausschließen, dass wir das noch mal machen, wenn es gut lief und wir weiterhin gute Kontakte und Möglichkeiten haben. Aber bis jetzt haben wir noch keine großen Pläne gemacht und lassen es eigentlich immer mehr passieren, wie mit allen Dingen, die bei uns so passieren (lacht).

Was kann Jonas von euch lernen, und wie versucht ihr, ihn in den kommenden Monaten und Jahren zu unterstützen?

Melwin: Ich glaube, Jonas kann seglerisch noch einiges lernen. Wir nehmen ihn immer wieder mit auf der Class 40 und versuchen auch, mit ihm Doublehanded-Regatten zu segeln, sodass wir einfach unsere Erfahrungen weitergeben können. Dann kann Jonas auf jeden Fall viele Fehler, die wir gemacht haben, direkt vermeiden. Ich glaube, dass er so einfach einen geraderen Weg zum Mini-Transat gehen wird. Er muss nicht so viele Umwege gehen, die wir eventuell gehen mussten. Wir wissen mittlerweile, was man machen muss und was wichtig ist und was eben nicht. Da können wir Jonas sehr gut unterstützen. Dazu kommt unser ganzes Netzwerk, das Jonas mit nutzen kann. Und natürlich auch unser Team, also die Bootsbauer, Segelmacher und unsere Werkstatt. Ich glaube, das ist optimal für Jonas und eine sehr gute Voraussetzung für seine zwei Mini-Transat-Jahre.

Was würdet ihr jungen Seglern, die das Ziel Mini-Transat haben, generell raten?

Melwin: Das klingt immer ganz leicht, aber: machen, einfach machen. Versuchen, mit Leuten zu reden, sich mit den passenden Leuten zu vernetzen. Es gibt ja superviele Mini-Segler in Deutschland und auch viele, die das Mini-Transat schon gesegelt sind. Man kann auch uns fragen und sich immer bei uns melden. Und dann natürlich versuchen loszulegen, mit verschiedenen Leuten segeln gehen und dann versuchen, irgendwie auf so ein Boot zu kommen oder sich einen Mini ausleihen. Es gibt eine Mega-Community dahinter, und man muss sich einfach nur vernetzen und zeigen, dass es einen gibt und dass man dieses Ziel hat.

Auch für euch steht schon ganz bald eine sehr spannende Saison vor der Tür. Ihr seid durchfinanziert, das muss ein sehr gutes Gefühl sein.

Melwin: Durchfinanziert ist immer ein großes Wort. Mehr ist immer besser, es sind alles wahnsinnig teure Projekte. Aber wir haben auf jeden Fall das Budget, um diese Saison so durchzuziehen, wie wir sie geplant haben. Und sind darüber sehr glücklich.

Worauf freut ihr euch persönlich am meisten in der kommenden Saison?

Lennart: Zwei Sachen. Erst mal natürlich darauf, selber segeln zu gehen. Wir dürfen im Februar mit unserer Class 40 die Caribbean 600 segeln. Wir werden Anfang Februar schon rüberfliegen und das Boot vorbereiten. Weil wir nach dem Transat (Jacques Vabre, Anm. d. Red.) letztes Jahr nicht viel Zeit hatten, am Schiff zu arbeiten, müssen wir nun etwas nachholen. Was aber auch gut ist, weil wir jetzt über den Winter viel Zeit hatten, das vorzubereiten, Ersatzteile zu beschaffen und Pläne zu schmieden. Und dann freue ich mich natürlich auf Jonas, wenn er nach der boot Düsseldorf nach Frankreich fährt und anfängt zu trainieren. Da unterstützen wir ihn auch mit Kontakten, sodass er an die richtigen Leute gerät, um mit ihnen zu trainieren, das ist wichtig.

Melwin: Ich freue mich ziemlich doll auf die Vierhand-Regatten. Wir werden dieses Jahr zwei Regatten zu viert segeln. Einmal das Caribbean 600 und einmal das Québec–Saint-Malo. Besonders freue ich mich auf Letzteres, weil wir es mit Simon Koster segeln werden. Er ist ein sehr starker Segler in der Class-40-Szene und für uns ein großes Vorbild. Jetzt gerade segelt er im Imoca zusammen mit Alan Roura für “Hublot”. Und dann kommt auch noch Hendrik Witzmann an Bord. Von ihm habe ich damals meinen ersten Mini gekauft. Auch er ist ein sehr, sehr guter Segler. Da erhoffen wir uns, noch sehr viel zu lernen und mit den beiden ein tolles Transatlantik-Rennen segeln zu können.


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