Blueribboncup 2020Von Kiel rund Fünen und zurück: "Ein tolles Rennen!"

Tatjana Pokorny

 · 22.08.2020

Blueribboncup 2020: Von Kiel rund Fünen und zurück: "Ein tolles Rennen!"Foto: Point of Sailing
Blueribboncup 2020

Der in Corona-Zeiten modifizierte Blueribboncup hat die weite Mehrheit der Flotte mit abwechslungsreichen Bedingungen und engagierten Veranstaltern begeistert

Als Erste am Gate Middelfart in Dänemark und als Erste im Ziel: Michael Berghorn und seine Crew auf der "Halbtrocken 4.5" haben sich beim Blueribbonrace 2020 souverän die Line Honors gesichert. Dafür erhielt Michael Berghorn den Steuermannspreis und das Team den Carl-Grage-Gedächtnispreis von 1956. Kein Boot hatte den an diesem Wochenende höchst populären Kurs rund Fünen schneller absolviert: Um 10.20 Uhr am Freitag gestartet und um 13.15 Uhr am Samstag nach fast genau 27 Stunden bereits wieder im Ziel, war das Team von keinem Konkurrenten einzuholen. Dass es trotzdem in ORC I nach berechneter Zeit nur zu Platz sechs reichte, ist auch dem fast schon brutalen Rennwert des Mills-45-Einzelbaus geschuldet. ORC-I-Klassensiegerin "Intermezzo" beispielsweise musste die "Halbtrocken 4.5" pro Stunde 9 Minuten und 36 Sekunden vergüten. Das könnte sie bei reinen Reach-Kursen schaffen, kaum aber bei einem Rundkurs mit so abwechslungsreichen Bedingungen wie im Blueribboncup 2020.

  Schöne Kieler Impression vom Blueribboncup 2020Foto: Point of Sailing
Schöne Kieler Impression vom Blueribboncup 2020

In der OneDesign-Division Dehler 30 gewann einmal mehr Oliver Schmidt-Rybandt mit Felix Hauss und Julia Röttger auf "Power Play" vom Regatta-Verein Greifswald. In ORC III setzte sich Heiko Päslers Team auf der X-362 Sport "Static Electric" von der Segler-Vereinigung Cuxhaven gegen Knut Freudenbergs kleine First 36.7 "Halbtrocken" und Tim Behrendts "Frida" durch. In ORC II gewann Werner Lemmels Swan 46 "Rarotonga" vor Dirk Clasens "Ginkgo" und Mathias Müller von Blumencrons Class 40 "Red". In ORC I machte die modifizierte Landmark 43 "Intermezzo" mit Eigner und Steuermann Jens Kuphal, Taktiker Robert Stanjek und Großsegeltrimmer Max Gurgel vor Lars Hückstädts XP-44 "X-Day" und der "Zukunft IV" mit Niklas Schubert das Rennen, deren Mannschaft für Platz drei mit dem Zukunft-Preis der Jugend belohnt wurde. Die KDY-Trophäe für das beste Boot nach ORC im ersten Teil des Rennens ging an die "Red"-Crew, der KYC-Trophäe für die beste Leistung im zweiten Teil des Rennens an "Static Electric", die gleichzeitig die Gesamtwertung nach ORC gewann.

  Carl-Peter Forsters "Inschallah VI" und die J-111 "Piranha" von Christian Rönsch im DuettFoto: Point of Sailing
Carl-Peter Forsters "Inschallah VI" und die J-111 "Piranha" von Christian Rönsch im Duett

"Es war eine total schöne Regatta", zog Sven Christensen von der Kieler-Yacht-Club-Tochter Point of Sailing glücklich Bilanz. Gemeinsam mit Organisationschef Eckart von der Mosel hatte sich Christensen an diesem Wochenende ganz dem Blueribboncup verschrieben. Gerade rechtzeitig kamen Christensen und von der Mosel beim Gate in Middelfart an, um Michael Berghorns "Halbtrocken 4.5" als erste hindurchrauschen zu sehen. Zwischen 14 und 22 Uhr zog hier am Freitag die ganze Flotte durch. Manche passierten die nicht gerade breite Durchfahrt von nur etwa 50 Metern zwischen Land und dem linken Eckpfeiler so selbstbewusst wie etwa die beiden Class-40-Yachten "Red" und "Rockall" oder auch die Crew der "Intermezzo" und weitere: mit Vollspeed und unter Gennaker. Dafür gab es via Funk sogar verbalen Beifall von der Konkurrenz. "Ich habe uns zwischenzeitlich fast am Pfeiler gesehen", berichtete "Intermezzos" Großsegeltrimmer Max Gurgel lächelnd, "doch es hat gut geklappt, und kurz danach kam unser Navigator Heiner Wilkens den Niedergang hoch und sagte, wir hätten sogar Komplimente bekommen."

  Max GurgelFoto: tati
Max Gurgel

Das Rennen hatte bei südöstlichen Winden mit spitzem Gennakerkurs aus der Innenförde heraus begonnen, bis der Wind nach rechts drehte und die Boote direkt auf die Einfahrt zum Kleinen Belt zuhalten konnten. Da hatten vor allem die Mannschaften auf den "Glitschbooten" viel Spaß. Bei anfangs bis zu 30 Knoten Wind ging es schnell voran. Zwei Teams – Falk Eineckes "Geronimo 2.0" und Robert Strobachs A-31 "Lucy" – mussten mit Mastbruch aufgeben. Holger Streckenbachs Crew auf der TP 52 "Imagine" musste das Rennen nach einem Backstagsbruch abbrechen. Den Kleinen Belt erlebten viele Crews bei teilweise spiegelglattem Wasser windarm bis windlos. Auch die Nacht blieb bei einigem Wetterleuchten ruhig. Beim Hochkreuzen im Großen Belt gab es ordentlich Gegenstrom. "Da haben wir unendlich viele Wenden absolviert, das waren locker 30 oder mehr", erinnert sich Max Gurgel. Für die Kuphal-Crew und die gesamte Spitzengruppe ging es ab Südspitze Langeland mit Winden von bis zu 20 Knoten wieder heftiger zur Sache. "Bei entsprechender See war das super ungemütlich. Auf Kurs Schilksee stand dann immer noch sehr viel Welle, aber das Wetter war schön: Wind und Sonne satt. Während es zum Start noch eklig geregnet hat, haben wir zum Finale Kieler Kaiserwetter erlebt." Für VmaxYachting-Gründer Gurgel war der Zieldurchgang ein doppeltes Vergnügen, denn er holte mit Kuphals "Intermezzo"-Crew den Klassensieg und freute sich auch darüber, dass die von ihm in seiner Rolle als Yachtmodifizierer optimierte "X-Day" die Ziellinie als berechnet zweites Boot erreichte.

  Schöne Abendstimmung im Rennen über NachtFoto: Point of Sailing
Schöne Abendstimmung im Rennen über Nacht
  "Red"-Eigner Mathias Müller von BlumencronFoto: JMLiot/NCR
"Red"-Eigner Mathias Müller von Blumencron

Das Class-40-Duell zwischen "Red" mit Eigner und Skipper Mathias Müller von Blumencron sowie 49er- und Bundesliga-Ass Tobi Schadewaldt, Martin Buck und Volker Riechers auf der einen und Christopher Opieloks "Rockall" mit Offshore-Ass Jörg Riechers sowie Dietrich und Wolf Scheder auf der anderen Seite gewann zwar letztere nach gesegelter Zeit mit vier Minuten Vorsprung. Berechnet allerdings hatte die betagtere "Red" die Bugspitze mit rund zwei Stunden deutlich vorn. "Wir sind sehr zufrieden damit, dass uns Jörg und Opie mit ihrem neuen Schiff nur vier Minuten gesegelte Zeit abgenommen haben – und das auch erst am Schluss. Das Rennen war ein großer Spaß und hat gezeigt, dass die Strecke Rund Fünen auch von Deutschland aus extrem reizvoll ist. Ein tolles Rennen!" Auch Sven Christensen zog nach mehr als 48 fast durchwachten Stunden für seine Landmannschaft müde, aber glücklich Bilanz: "Wir haben in diesem Rennen alle Facetten eines norddeutschen Sommers erlebt. Den Teilnehmern hat es offensichtlich gut gefallen. Darüber freuen wir uns."