Lars Bolle
· 10.10.2022
Die 54. Barcolana ist ihrem Ruf als größte Regatta der Welt wieder gerecht geworden. 1.679 Yachten gingen über die Startlinie, eine Frau gewann
Zwar besteht die Barcolana aus mehreren Wettfahrten, die sich über eine Woche für verschiedene Klassen hinziehen. Doch bekannt und berühmt geworden ist sie wegen ihrer Abschlusswettfahrt. Bei dieser gehen alle Yachten zeitgleich über die Startlinie und segeln einen festen Kurs von 13 Seemeilen ab. Im Jahr 2018, zur 50. und damit Jubiläumsausgabe, waren es 2.869 Starter, was der Barcolana einen Eintrag in das “Guinness Buch der Rekorde” als weltgrößte Regatta einbrachte.
Auch in diesem Jahr ging es mit 1.679 Yachten eng zu, die Meldezahl lag damit fast exakt auf Vorjahresniveau. Dass in so großen Feldern die kleinen Boote keine Chance auf den Gesamtsieg haben, ist klar.
So segelte auch in diesem Jahr eine der größten, die Maxi Botin 85 „Deep Blue“ am schnellsten, mit knapp einer Stunde, genauer 57 Minuten und 47 Sekunden. Am Steuer stand Eignerin Wendy Schmidt, 67. Die ehemalige Journalistin und heute engagierte Umweltschützerin ist Mitbegründerin des Rennstalls 11th Hour Racing, der am kommenden The Ocean Race teilnehmen wird.
In die Maxi-Klasse stieg Schmidt, die mit dem ehemaligen Google-Chef Eric Schmidt verheiratet ist, im vergangenen Jahr ein. Sie begann 2007 im Alter von 52 Jahren mit dem Segeln. „Mein Mann dachte nicht, dass ich viel Zeit auf dem Boot verbringen würde, weil ich eine Tennisspielerin war“, sagte sie der „New York Times“. „Aber am Ende bin ich jeden Tag rausgegangen. Seitdem ist es eine ständige Verführung.“
Die Barcolana wurde auch zweimal von einem Deutschen gewonnen. 2012 und 2013 war Jochen Schümann mit der „Esimit Europa 2“ erfolgreich.
Es sind jedoch nicht die berühmten Racer und ihre Proficrews, welche die Barcolana ausmachen. Es ist vielmehr die schiere Masse der herkömmlichen Eigner- und Charterschiffe aller Längen und Breiten, die der Regatta ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Bei der Barcolana darf alles, was ein Segel trägt, mitmachen.
Sie ist Regatta und Familientreffen, Großveranstaltung und Feier unter Freunden und Gleichgesinnten. „Una manifestazione“ nennt man in Italien solche Events nicht ohne Stolz.
Das schrieb YACHT-Mitarbeiter Thomas Käsbohrer in seinem Bericht von der Barcolana 2016. Den vollständigen Text von damals können Sie im Folgenden nachlesen:
Bericht von der Barcolana 2016 von Thomas Käsbohrer
Triest im Herbst, im nördlichen Zipfel der Adria, da, wo das Festland endet und das Meer beginnt. Ebendort findet seit 48 Jahren, stets am zweiten Sonntag im Oktober, die Barcolana statt. „Das große Festival des Meeres“ nennen die Veranstalter sie, „ein fantastisches Spektakel“ – aber auch „die dichtgedrängteste Regatta der Welt“. Ein zweifelhafter Superlativ. Verkehrt ist er nicht angesichts von 25.000 Seglern auf 1758 Yachten, die gleichzeitig über eine schmale Startlinie geschickt werden.
Doch noch ist es nicht so weit. Es ist früh am Morgen. Die Straßen von Triest sind leergefegt. Ein unangenehm kalter Wind fegt durch die Gassen. Nur an der Piazza dell’ Unità, dem Hauptplatz direkt am Meer, herrscht bereits reges Treiben. Die Bars ringsum sind vollgestopft mit Seglern, die sich in die Wärme vor die Tresen drängen, um sich noch schnell mit einem Espresso und einem mit lauwarmer Ciocolata gefüllten Brioche zu stärken. Bevor es losgeht.
Über der Piazza knattern derweil die Flaggen im Wind. Eine Bora fegt in eisigen Stößen von den Hängen des Karsts über die Stadt hinweg und schlägt draußen aufs Meer. Der gefürchtete Nordost erreicht im Golf von Triest nicht nur im Winter Sturmstärke. Windgeschwindigkeiten über 230 Stundenkilometer wurden hier schon gemessen – knapp 20 Beaufort, wenn die alte Skala so weit reichen würde.
Die Kälte frisst sich durchs Ölzeug. Der Stand von Fabio, dem Mützenhändler, ist regelrecht umlagert. „Mützen“, sagt Fabio, „sind alle weg. In 15 Minuten kommen noch mal 50 neue. Willst du eine?“
Als endlich zaghaft die Sonne hervorkommt, wird es voll auf der Piazza dell’Unità. Dort, wo die Maxiyachten festgemacht haben, drängen sich die Menschen, Segler wie Zuschauer. Der Ex-America’s-Cupper „Il Moro di Venezia“ liegt da, die „Ancilla Domini“ mit Segelstar Sir Ben Ainslie am Steuer, die „Alfa Romeo“ sowie viele andere Celebrities der internationalen Segelszene.
Dennoch, es sind nicht die berühmten Racer und ihre Proficrews, die die Barcolana ausmachen. Es ist vielmehr die schiere Masse der herkömmlichen Eigner- und Charterschiffe aller Längen und Breiten, die der Regatta ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Bei der Barcolana darf alles, was ein Segel trägt, mitmachen.
Sie ist Regatta und Familientreffen, Großveranstaltung und Feier unter Freunden und Gleichgesinnten. „Una manifestazione“ nennt man in Italien solche Events nicht ohne Stolz. Und das kommt hin.
Auch die Ron Holland 68 „Matchless“ ist zum wiederholten Mal dabei. Mit ihren 21 Meter Länge und über 200 Quadratmeter Segelfläche ist der 33 Tonnen schwere Koloss eine der Größten unter den teilnehmenden Fahrtenyachten. Sie wurde 1982 für einen US-amerikanischen Industrie-Tycoon gebaut. Heute ist Elisabetta Agnoli die Armatrice, die Eignerin. Die 49-jährige Biologin stammt aus Treviso im Veneto.
Sie erzählt: „Wir haben das Schiff 2005 in Neuengland entdeckt. Es war völlig vernachlässigt, offenbar war jahrelang niemand mehr an Bord. Mein Mann Giorgio und ich haben die ‚Matchless‘ dann kurzentschlossen gekauft und sie eigenhändig renoviert, fünf lange Jahre, bis sie so war, wie wir sie wollten. Heute leben wir auf dem Boot und segeln mit Chartergästen rund Italien.“
Ich mag die Barcolana überhaupt nicht
Warum sie an der Barcolana teilnimmt? „Mein Giorgio ist vernarrt in die Regatta. Er segelt sie schon zum 29. Mal. Ich hingegen mag sie überhaupt nicht. Für mich ist die Barcolana purer Stress. Fast 2.000 Boote zusammengepfercht um Start- und Wendebojen in engen Haufen! Wenn wir da mit unseren 33 Tonnen angeprescht kommen, bleibt mir jedes Mal das Herz stehen. Aber Giorgio liebt das. Er hat früher als Rugbyprofi in Treviso in der Liga gespielt, vielleicht deswegen.“
Giorgio Sabbadin, ihr Mann, hat zugehört und grinst breit. Dann macht er sich mit seiner sechsköpfigen Crew an die letzten Vorbereitungen. Eigentlich sollte der Start schon früher erfolgen, aber wegen der Böen wurde er um eineinhalb Stunden verschoben. 25 bis 30 Knoten Wind am Morgen, das können Boote ab, keine Frage. Ein Starterfeld würde davon aber ganz schön durcheinandergewirbelt werden.
Sabbadin dirigiert, mit seiner Frau auf dem Vorschiff, das Ablegen. Unter dem Glockengeläut der Kirche San Nicolò dei Greci löst sich die Yacht zusammen mit vielen anderen Schiffen ganz langsam von der Pier und steuert hinüber vor den Segelclub im Triester Stadtteil Barcola. Dem verdankt die Regatta ihren Namen.
Schon jetzt geht es chaotisch zu. Kleine 22-Fuß-Boote mit röhrenden Außenbordern schießen wie zornige Insekten knapp unter dem Bug vorbei, 45-Fußer ziehen auf Parallelkurs bis auf wenige Meter an den Seezaun der „Matchless“ heran. „Occhio!“, ruft Sabbadin hinüber, „mach die Augen auf!“ Auf einer Motorbarkasse kreuzen drei Trompeter in Clownskostümen den Weg. Und auf einer Segelyacht, die kurz darauf knapp auf Gegenkurs vorbeischießt, hat die Crew im Cockpit sogar ein Holzgestell aufgebaut, in dem ein prächtiger San-Daniele-Schinken klemmt. Davon säbelt der mit einem langen Messer bewaffnete Skipper seiner Crew seelenruhig feine Scheiben ab.
Dann gehen 1.758 Großsegel hoch – ein buchstäblich erhebender Anblick. Unbändiger Stolz erfasst den Teilnehmer, ein Gefühl, als wäre man Teil einer Armada, die niemand besiegen kann. Was muss das erst für ein gewaltiger Anblick sein oben vom Leuchtturm, dem Faro della Vittoria. Oder von den Hängen des Karsts hinab. Die Bahn, die dort oben am Feld der Teilnehmer entlangfährt, grüßt tutend ohne Unterlass. Die Großstadt selbst verschwindet hinter einem Vorhang aus weißer Leinwand im Glitzern des Meeres.
Der Start rückt näher, das Feld verdichtet sich noch weiter. Was vorher wie ein Schwarm Heringe gemächlich an der Küste entlangdrängte, streicht nun fiebrig wartend wie ein Rudel Haie gierig um die rote Startboje herum. Vorsegel gehen hoch. Genuas knattern. Der Regattakurs ist seit 48 Jahren unverändert: zuerst nach Südwesten Richtung Slowenien, das unweit von Triest beginnt. Vor Koper die erste Wendemarke. Dann gen Norden zur Küste des Friaul. Und wieder ostwärts zurück Richtung Barcola.
Angesichts des böigen Nordosts wird es damit einen Vormwind-Start geben – noch mehr Chaos also. Andere Yachten drängen immer bedrohlicher an die „Matchless“ heran. Sie ist eingezwängt zwischen Kajütbooten, Yachten, Jollen und Skiffs. Elisabetta Agnolis Blick ist angespannt, das Gesicht ihres Mannes spricht Bände. Wie soll man bloß Raum finden, um den massigen Bug beim Kanonenschuss um ein Viertel nach Südwest zu drehen? Wie vor dem Wind mitten aus einem dichtgepackten Haufen kleinerer Boote heraus beschleunigen?
Eine Bö pflügt durchs Feld, legt die Mutigen, die meinen, ohne Reff auszukommen, für einen Moment aufs Wasser. Auch Sabbadin gehört zu jenen, die Vollzeug setzten. „Randa piena – volles Großsegel!“, hatte er vor einer Viertelstunde bestimmt, bevor er selber auf den gewaltigen Baum kletterte, um dort oben verloren in der Masse aus Tuch das Fall einzuschäkeln.
„Randa piena?“, fragt nun ein Crewmitglied angesichts der Bö, doch Agnoli, die Armatrice, schaut nur starr unter ihrer blauen Wollmütze auf die wilde Schar Boote, die auf Gegenkurs an Steuerbord in Griffweite vorbeischrammt. Schließlich donnert die Kanone: der Start. Das Eignerpaar steht an den hydraulischen Winschen, groß wie Kriegertrommeln, beide holen Groß- und Genuaschot dicht, während Sabbadin zugleich das Ruder nach Süden legt.
Geschrei und Gebrüll schallt übers Wasser. Doch wo sich eben noch jede Menge Boote in Lee tummelten, ist plötzlich eine Lücke, in die der Eigner beherzt hineinzielt. Dann geht es hinaus aus der Bucht. Voraus steigt ein erster Gennaker auf, doch kaum, dass er oben ist, zerbirst das Tuch in einer Bö und weht in Fetzen aus. Weitere Gennaker werden gesetzt. Noch einer, der knallend zerreißt. Und einer, der – statt sich zu entfalten – eine sich wringende, strangulierende Sanduhr ums Vorstag formt.
Die „Matchless“ indes nimmt einfach Fahrt auf, als gäbe es das alles nicht. Als gäbe es kein Gewühl, kein Durcheinander, keine 25 Knoten Wind. Leicht krängt sie unter Vollzeug, noch sind wir ja vor dem und nicht am Wind. Ein kleiner Renner kommt achtern auf, ein Ufo mit zwei Mann Crew, die geschickt ihr nur 22 Fuß großes Gefährt in den Böen ans Heck der Ron Holland hängen und ihr wie ein Terrier im Kielwasser folgen. Der Skipper sieht sich um.
Die sind gut. Doch bei Bora zählt nur eins: Länge!
Er schaut zufrieden auf sein Schiff, das ruhig dahingleitet, während die kleineren Boote von kurzen achterlichen Wellen gebeutelt werden. Das Feld zieht sich auseinander. Weit voraus haben sich rasch die großen Rennyachten abgesetzt, die, die den Sieg unter sich ausmachen werden, wie jedes Jahr. Danach folgt das Feld derer, die einen guten Start erwischt haben. Eine langgezogene Horde Segelschiffe, die irgendwie aus dem Gewühl gut weggekommen sind.
Sabbadin hat mittlerweile das Ruder Fortunato Moratto übergeben, er steht jetzt selbst mit Agnoli an den Winschen und hat nur noch Augen für die Segel. Moratto ist 57, Betreiber zweier Marinas und sein Leben lang gesegelt. „Die Leidenschaft habe ich von meinem Großvater. Der war im Ersten Weltkrieg Offizier in der österreichischen Marine.“ Die Barcolana sei ein großer Spaß. „Ich bin jedes Jahr mit meinen Mitarbeitern dabei. Das schweißt zusammen.“
Während das Gros des Feldes immer noch hinter der Startlinie kämpft, nähert sich die „Matchless“ der ersten Wendemarke. Wie in einen Trichter steuern die Yachten die Boje an, ein Knäuel von 20, 30 Schiffen klebt eng in Luv der roten Markierung, drängelt, schiebt, flucht. Dann eine 31- Fuß-Yacht, die plötzlich vor dem Bug der „Matchless“ kreuzt, als die beginnt, auf die Boje einzudrehen. Agnolis Blick unter der blauen Wollmütze erstarrt einmal mehr. Die achtköpfige Crew des kleinen Schiffs beobachtet mit schreckgeweiteten Augen die Bewegung der beiden aufeinander zusteuernden Schiffe. „No! No! No!“, rufen sie, als könnten Worte den mächtigen Bug abhalten, der wie ein Rammbock auf sie zutreibt.
Die „Matchless“ steckt mitten im Gewühl, treibt nicht anders als ein Baumstamm unter 50 anderen Baumstämmen der Boje entgegen. Fast ist die quergehende 31er unter ihrem Bug vorbei, als „Matchless“ gerade noch das Heck des kleinen Schiffs mit einem scheppernden Knall zum Glück nur streift. Noch mal gutgegangen!
So dicht ist aber der Bootshaufen, da muss Bruch doch unvermeidlich sein, als der Bug eindreht. Es kann nur noch krachen und splittern, die wuchtige „Matchless“ schiebt wie eine Abrissbirne ins Chaos hinein. Aber alle kommen mit heiler Haut davon. Irgendwie ist ein Quäntchen Raum entstanden, den der Steuermann irgendwie nutzt und den Rumpf um die Boje drückt, zwischen allen anderen Rümpfen hindurch.
Alle Mann nach Luv
Danach der Amwindkurs. „Tutti sopra vento!“, brüllt Sabbadin, „alle Mann nach Luv!“ Sieben Männer steigen, klettern Richtung Steuerbordreling, die „Matchless“ liegt nun mächtig auf der Seite. Gischt kommt über, weht vorn in Böen waagerecht übers Vordeck. Fortunato Moratto am Ruder hat alle Hände voll zu tun.
Glücklich, wer schon am Start ein Reff eingebunden hatte, an Bord ist keine Zeit mehr dafür. Jetzt ein Segelmanöver würde bedeuten, die gute Position einfach aufzugeben. Also weiter! Immer wieder muss der Skipper über die gewaltigen Winschtrommeln das Groß fieren und killen lassen, wenn eine Bö von den Hängen stürzt. Doch er bleibt gelassen. Die Yacht holt weiter auf, zieht an anderen vorbei. An einer Hanse 52 unter deutscher Flagge genauso wie an einem knallroten 22-Fuß-Racer mit Totenkopf auf dem Bug, versehen mit dem Namen „Poison“, gesegelt von acht jungen Italienerinnen. In den Böen halten sie erst noch mit, aber dann bremsen die steilen Wellen ihr Geschoss, bis es allmählich zurückfällt.
Die zweite Tonne. Hier geht es beinahe entspannt zu. Man kann die, die gleichzeitig wenden, schon an zwei Händen abzählen. Zudem lässt Sabbadin, statt wie alle anderen eng an der Boje zu wenden, die rote Markierung fast achtlos an Steuerbord liegen. Warum wendet er nicht? Der Skipper hat nur Augen für sein Groß, die Gattin schaut aufs Meer. Nur Moratto am Steuer grinst wissend. Für die anderen kommt das Kommando, durch den Wind zu gehen, quälend spät.
Dann aber turnen wieder alle Mann „sopra vento“ auf den anderen Bug, wieder legt sich die „Matchless“ gewaltig auf die Seite – und hält exakt im idealen Winkel hoch am Wind auf die vorausliegende Zielboje zu.
Doch was ist das? Ein Schlauchboot, besetzt mit Fotografen, kommt der unter Vollzeug anpreschenden Yacht in die Quere. Gebrüll aus zehn, zwölf Kehlen, Raum zu geben, aus dem Weg zu gehen. Es wäre ein leichtes für das PS-starke Schlauchboot, die Kollision zu vermeiden. Sabbadin knurrt böse, Moratto hält auf den Bug des Hindernisses zu, während das Gebrüll von beiden Seiten immer lauter wird.
Einer der Fotografen im Schlauchboot mit langem Teleobjekt scheint erfreut, jetzt gleich das Foto seines Lebens zu schießen und hebt seine teure Kamera. Zur Unzeit. Der 33-Tonnen-Rumpf touchiert das Schlauchboot am Bug, dem Fotograf fällt fast die teure Ausrüstung zu Boden, als sein Untersatz wie von einem Schneepflug zur Seite geräumt wird. „Coglioni!“, brüllt Sabbadin dem unachtsamen Skipper entgegen, und „Testa di cazzo!“ Begriffe, die man besser nicht übersetzt, die aber zweifellos dem Handbuch der Urologie entlehnt sind.
Schließlich ist die „Matchless“ auf der Zielgeraden und lässt sich auch nicht mehr davon abbringen. Die noble alte Dame, auf der sich schon Kennedys und Woodwards und Roosevelts ins Gästebuch einschrieben, sie wird das Ziel nach einer Stunde und 20 Minuten als 75. erreichen – und als Drittbeste ihrer Klasse abschneiden. Was die Crew in ungeheuren Jubel versetzt und den Prosecco in Strömen fließen lässt.
Und die Barcolana? Wenn man auch Superlativen für gewöhnlich skeptisch begegnen sollte, diese Regatta wird ihnen gerecht. Als Festival des Meeres. Als Event, der seinesgleichen sucht.