Tatjana Pokorny
· 01.06.2025
Die frühere Mini-Transat-Skipperin Lina Rixgens und ihr Co-Skipper Sverre Reinke haben die ORC-Gesamtwertung im siebten Baltic 500 gewonnen. Das Power-Duo war in der Nacht zum 1. Juni um 4.22 Uhr als 14. Boot von der Ostsee-Langstrecke ins Ziel gekommen. Damit hat ihre kleine, aber schnelle Sun Fast 30 OD “Gaia” das Rennen um den berechneten ORC-Gesamtsieg gemacht.
Die gesegelte Zeit der für den Verein Seglerhaus am Wannsee startenden Crew betrug für die 500-Seemeilen-Langstrecke 2 Tage, 17 Stunden, 47 Minuten und 23 Sekunden. Damit war die deutlich kleinere Sun Fast 30 OD rund zehn Stunden nach den Line-Honours-Siegern Lennart Burke und Melwin Fink auf ihrer Class40 ins Ziel gekommen. In der Handicap-Berechnung ergab die Leistung von Lina Rixgens und Sverre Reinke eine Zeit von 2 Tagen, 16 Stunden, 14 Minuten und 14 Sekunden – der ORC-Gesamtsieg!
Neben der starken Segelleistung war der Austausch der Ruder auf der Sun Fast 30 OD kurz vor dem Rennen ein wichtiger Schlüssel zum “Gaia”-Erfolg. Das Thema der problematischen Ruder hatte die Werft bereits im vergangenen Jahr aufgegriffen und die Ruder nach und nach bei allen Sun Fast 30 OD ausgetauscht. “Das war ein Learning und hat sich auf jeden Fall gelohnt”, sagt Lina Rixgens nach dem Baltic 500.
Für “Gaia” war das neue Ruder-Paar in der Woche vor dem Baltic-500-Start gekommen. Werftmonteure hatten sich auf den Weg nach Wendtorf gemacht und der “Gaia”-Crew zu einem ganz neuen Segelgefühl verholfen. Mit den alten Rudern waren die Crews oft schon bei 15 Knoten in den Wind geschossen, jetzt haben sie die gewünschte Kontrolle übers Boot.
Lina Rixgens erklärte: “Wir haben die neuen Ruder jetzt seit gerade einer Woche. Sie sind größer und vor allem länger. Dadurch wird man weniger ausgehebelt. Vorher musste man bei jeder Welle aufpassen, dass es einen nicht umwarf. Jetzt sind wir im Baltic 500 gerade mal einen richtigen Sonnenschuss gefahren. Mit den alten Rudern wären es vielleicht 30 oder mehr gewesen.”
Wie am Vortag schon Lennart Burke und Melwin Fink, wurden auch Rixgens und Reinke auf dem Weg zur Ziellinie in der Strander Bucht noch einmal von einer Flaute gestoppt. “Uns hat es an der Ecke von Bülk so richtig doll erwischt. Es war sehr patchy”, berichtete Sverre Reinke. Diese letzte Hürde konnte die “Gaia”-Crew aber auf dem Weg zum Gesamterfolg nicht mehr stoppen. “Wir sind superzufrieden! Wir lagen schon den Großteil des Rennens in Führung, aber nicht immer. Es war ein cooles und sehr abwechslungsreiches, ein sportlich anspruchsvolles Rennen”, zog Lina Rixgens Bilanz.
Man musste zwischendurch ballern und Gas geben. Das haben wir gemacht.” Lina Rixgens
Abgesehen von insgesamt etwa fünf, sechs Stunden haben Rixgens und Reinke “Gaia” von Hand gesteuert. “Wir hatten fast die ganze Zeit viel Welle. Da ist man schneller, wenn man von Hand steuert. Zwischendurch gab es auch mal flauere Winde, etwa unter Fehmarn oder bei Gedser. Ich glaube, in diesem Rennen waren die besten Allrounder gefragt – bezogen auf Boot und Crew”, sagte Lina Rixgens nach dem Rennen.
Dass angesichts der häufigen Reaching-Bedingungen die Gleiter ein etwas leichteres Spiel hatten, ist den Ergebnissen anzusehen. “Man muss grundsätzlich sagen, dass die Gleitboote angesichts der vielen Reach-Anteile bevorteilt waren. Aber beispielsweise die XP-44 ‘Xar’ (Red.: 5. Boot im Ziel, 6. Boot in ORC 1) ist kein gleitfähiges Boot. Sie wurde von der Crew sehr gut gesegelt und ist der Beweis dafür, dass nicht nur das Boot ausschlaggebend war”, sagte Sverre Reinke.
Die “Gaia”-Crew bereitet sich nun auf die Deutschen Seesegelmeisterschaften bei der Kieler Woche vom 21. bis zum 29. Juni und das Rolex Fastnet Race ab 26. Juli als Saisonhöhepunkt vor. Der Deutsche Segler-Verband (DSV) hat das Duo außerdem erneut zur Doublehand-Weltmeisterschaft im Herbst gemeldet.
Auf die weiteren Podiumsplätze der berechneten ORC-Club-Gesamtwertung segelten die JPK 10.30 “Hinden” mit Jonas Hallberg und Grant Greenall und die First 31.7 “Lucky Five” mit Leif Petersen und Joshua Goller. Die JPK 10.30 “Renterbank” mit Charlotte Schneider und Konrad Streit verpasste das Podium als Vierte vor der fünftplatzierten First 36 “Salicornia” mit Arno Böhnert und Christian Heermann knapp. Die ersten vier Boote bildeten auch das Top-Quartett in ORC 2.
Bestes ORC-1-Boot im Baltic 500 war “Salicornia”. In ihrer Gruppe verwiesen sie die Arcona 385 “Lightworks” mit Michael Höfgen und Jasper Marwege und die Seaquest 36 “Circus” mit Thorsten Thelen und Christian Knop auf die weiteren ORC-1-Podiumsplätze zwei und drei.
Aus dem Dehler-30OD-Vierkampf ist im Verlauf des Baltic 500 nach der Aufgabe zweier Duos ein Zweikampf geworden. Durchgesetzt hat sich einmal mehr Oliver Schmidt-Rybandt mit Bjarne Lorenzen auf “Powerplay” gegen Luca Mayer und Luca Leidholt auf der “Play harder”. Im Ziel trennten die beiden Teams knapp zwei Stunden. Sämtliche Ergebnisse sind dem Tracking des Rennens entnommen, müssen noch von der Wettfahrtleitung offiziell bestätigt werden. Dann werden sie nach Rennende auch bei Mangae2Sail hier zu finden sein.
Nicht platziert im ORC-Klassement sind die bereits am Samstagnnachmittag gefeierten Line-Honours-Gewinner Melwin Fink und Lennart Burke. Das Team Next Generation Boating Around the World war zum Baltic 500 ohne Messbrief angetreten. Ein Boot war am späten Sonntagnachmittag noch auf See. Als voraussichtlich letztes Boot wird die kleine First 27 SE “Gladys” erst in der Nacht zum Montag im Ziel vor Strande erwartet. Zu ihrer Position und den Ergebnissen geht es hier. Die Siegerehrung ist für Montag um 18 Uhr im Yacht Club Strande geplant.
Die Veranstaltung ist hoffentlich ihrem Ruf gerecht geworden: tough, fun, schaffbar – nur nicht für jeden.” Rasmus Töpsch
Das Veranstalter-Team vom Yacht Club Strande zog am Sonntagnachmittag positiv Bilanz. Regattadirektor Cord Hall sagte: “Es war viel Schönes dabei, alle scheinen zufrieden zu sein.” Rasmus Töpsch, der die Ostsee-Langstrecke für ambitionierte Zweihand-Teams einst gemeinsam mit Cord Hall ersonnen hat, sagte: “Das Rennen war aus unserer Sicht gut. Schade war die Flaute zum Schluss. Aber in Summe sind wir zufrieden.”