Tatjana Pokorny
· 27.05.2022
Nach "tollem Rennen bislang" hat die im stürmischen Baltic 500 führende "Red"-Crew einen Stopp bei Kopenhagen eingelegt. 13 der 26 Starter kämpfen weiter …
Die vierte Auflage der Baltic 500 ist der erwartete Härtetest für die wagemutigen 26 Crews, die sich überhaupt an die Startlinie getraut haben. Inzwischen ist das gerupfte Feld nur noch halb so groß: 13 Boote sind noch im Rennen, kämpfen sich durch Starkwinde und ruppige Wellen dem Ziel entgegen. Zuletzt entschied sich auch die Crew auf der bis dahin souverän führenden Line-Honors-Favoritin "Red" zum Stopp im Tuborg Havn in Kopenhagen. Dabei halten sich die erfahrenen Class-40-Segler noch offen, ob sie das Rennen womöglich wieder aufnehmen. Skipper Mathias Müller von Blumencron sagte: "Es war ein tolles Rennen bis jetzt, doch wir haben entschieden, dass wir nicht 50 Meilen gegen 30 bis 45 Knoten ansegeln müssen. Das ist eine Entscheidung der Vernunft, bei der ich das Boot im Blick habe."
Die Aussichten waren für die "Red"-Crew brutal, wie Mathias Müller von Blumencron beschrieb: "Zu erwarten war nicht nur superharter Wind, sondern auch noch zwei bis drei Knoten Gegenstrom. Das wäre eine ewige Knüppelei geworden. Wir verneigen uns vor allen, die weiterfahren und das durchstehen, und wünschen allen viel Glück. Es war wirklich ein Megarennen bis hierher, angefangen damit, nach dem Start nach Langeland runterzudonnern … Dann weiter nach Læsø mit viel Druck und mächtig wirbelnden Wolken. Das hat viel Spaß gemacht. Die Kiste ist wie der Teufel gelaufen." Ein Top-Speed-Video für die YACHT Speed Challenge hat das Duo auch schon eingereicht: 23 Knoten! Ganz aus dem Spiel ist die pausierende "Red" noch nicht. "Wir könnten morgen noch weitersegeln", sagt der Skipper.
Vieles an dieser vierten Baltic-500-Edition ist denkwürdig. Darunter auch jene fünf Crews, die erstmals teilnehmen und am Freitagnachmittag immer noch segelten. Das sind Björn Demmin und Alexander Busher auf der Dehler 30 od "PlayTime", in ORC Club die Elan 350 "Never say never" mit Maximilian Höpfner und Nils Bunkenberg und die Luffe 43 "Stine" von Lucas Lange sowie mit der Varianta "Diva" mit Arne Rosenkranz-Ehlenberger und Fritz Schaarschmidt und der "High five" mit Stephan Röpke und Lars Häger zwei Yardsticker. "Das ist sind schon bemerkenswerte Leistungen", zollte Organisationsleiter Cord Hall der Resistenz der Neueinsteiger Tribut.
Angeführt wurde das Feld der immer noch segelnden Baltic-500-Bändiger eineinhalb Tage nach dem Start von der JPK 11.80 "Frida" mit Tim Behrendt und Andreas Buchheim, die am späten Freitagnachmittag Helsingborg passierten. Gejagt wurde "Frida" von der "Hinden", auf der Eigner Jonas Hallberg allerdings – wie eine ganze Reihe Duos – ohne den längst explodierten A4 auskommen muss. Hinter dem Spitzen-Duo machten Oliver Schmidt-Rybandt und Niclas Aretz auf der schnellsten Dehler 30 od "Powerplay" Druck und ihrem Bootsnamen alle Ehre. Sie wiederum wurden hartnäckig verfolgt von der JPK 10.30 "Lightworks" mit Michael Höfgen und Max Gurgel. Das Duo segelt allerdings im "Safety-Modus", wie Max Gurgel am Nachmittag von Bord berichtete: "Die G3 und zwei Kites sind schrott. Es ist sehr frustrierend." Die Aussichten bleiben für den vorderen Teil der Flotte hart, für die hintersten Boote dafür andersherum bedrohlich, denn am Ende des stürmischen Ritts könnte dem Wind für sie die Puste ausgehen.