Baltic 500Favoriten-Aus nach Pinnenbruch, fliegen Fink und Burke zum Rekord?

Tatjana Pokorny

 · 30.05.2025

Melwin Fink und Lennart Burke im Baltic 500.
Foto: Next Generation Boating Around the World
Schaffen sie es oder nicht? Melwin Fink und Lennart Burke segeln im Baltic 500 auf Rekordkurs. Doch während die jüngsten Bedingungen die Class40-Crew an der Spitze des Feldes befeuert haben, droht am Ende der Zweihand-Langstrecke durch die Ostsee noch eine Kreuz.

Die schlechte Kunde vom Baltic 500 kam schon am Morgen nach der ersten Nacht auf See. Die Veranstalter mussten das Aus für die co-favorisierten Spitzenreiter auf der JV 43 “Vineta” verkünden. Wolf Scheder-Bieschin und Arnt Bruhns war beim Spibergen in 28 Knoten Wind die Pinne an der Verbindung zwischen Ausleger und Ruder gebrochen. Sie liefen Helsingør an, bevor es nach Travemünde zurückgeht.

Baltic 500: ‘Vineta”-Aufgabe nach starkem Start

Für die schnelle “Vineta” war es nach dem Ruderbruch im Rolex Middle Sea Race 2024 – dort in stürmischen Winden mit Spitzen jenseits der 50 Knoten – schon der zweite Schaden, der die stark agierende Crew nun im Baltic 500 stoppte. Im vergangenen Jahr war beim Rolex Middle Sea Race die Backbord-Aufhängung des Ruders gebrochen.

Melwin Fink, der damals als Crew-Mitglied auf “Vineta” dabei war und jetzt mit seinem Co-Skipper Lennart Burke auf der Pogo 40 S4 “Next Generation Boating Around the World” im Baltic 500 die unumstrittene Führung übernommen hat, litt mit den ehemaligen Crew-Kameraden. Melwin Fink sagte: “Das mit ‘Vineta’ ist sehr schade, gerade, weil ich auf dem Boot auch schon zwei Rennen gesegelt habe. Im Middle Sea Race hatten wir schon einen Ruderbruch.”

Finks Verneigung vor dem ausgeschiedenen Führungsduo: “Ins Baltic 500 sind sie auf jeden Fall sehr, sehr stark gestartet. Wir hatten gar keine Chance bei dem wenigen Wind. Wir sind festgeklebt und ‘Vineta’ ist einfach davongezogen. Wir konnten erst aufholen und uns ranarbeiten, als der Wind wieder zugenommen hat. Als wir fast gleichauf waren, sind sie leider rausgeflogen. Das ist wirklich schade!”

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Burke und Fink fliegen dem Ziel entgegen

Nun dominiert die drei Fuß kleinere Class40 von Lennart Burke und Melwin Fink das Feld im Baltic 500. Bei riesigem Vorsprung hatte sich die co-favorisierte Zweihand-Crew seit dem Vormittagsstart am 29. Mai in den ersten 29 Stunden bereits einen Vorsprung von rund 50 Seemeilen vor den nächsten Verfolgern auf der älteren Class40 “Cantaloop” mit Sebastian Ropohl und David Rowen erarbeitet.

Dahinter folgten am frühen Nachmittag des 30. Mai die Pure 49 “Gorre” mit Matthias Schernikau und Urs Kohler und schon die Dehler 30 OD mit Oliver Schmidt-Rybandt und Bjarne Lorenzen. Um den ORC-Gesamtsieg rangen am Freitagnachmittag die berechnet führende Sun Fast 30OD “Gaia” mit Sverre Reinke und Lina Rixgens vor der JPK 10.30 “Hinden” mit Jonas Hallberg und Grant Greenall. An dritter Position lagen im ORC-Zwischenklassement Charlotte Schneider und Konrad Streit auf der JPK 10.30 “Rentnerbank”.

Vorne wird es für Melwin Fink und Lennart Burke spannend: Werden sie im Baltic 500 die Rekordzeit knacken können? Die Bestmarke liegt seit 2022 bei 2 Tagen, 7 Stunden, 54 Minuten und 23 Sekunden. Aufgestellt haben sie Tim Behrendt und sein langjähriger Segelpartner Andreas Buchheim mit der JPK 11.80 “Frida”, die auch bei dieser siebten Auflage des Baltic 500 wieder dabei ist und an Tag zwei an sechster Position lag. Gesegelt wird das Boot in diesem Jahr von Tim Behrendt und Julius Battenfeld. Hier geht es zu den Meldelisten für das siebte Baltic 500.

Forderndes Baltic-500-Finale voraus

Aktuelle Berechnungen sprachen am Freitagnachmittag dafür, dass Burke und Fink als Team Next Generation Boating Around the World eine Rekordfahrt gelingen könnte. Andererseits erwartet die angehenden Globe40-Weltumsegler ein nicht ganz so schneller Schlussabschnitt. Melwin Finks Bestandsaufnahme: “Bei uns läuft es super. Das Boot läuft gut. Es macht Spaß.”

Wir sind seit gestern Abend eigentlich nur noch am Fliegen, haben permanent über 15 Knoten drauf.” Melwin Fink

Gleichzeitig wusste der 23 Jahre junge Seesegler: “Der Rekord ist noch drin, aber es wird auf jeden Fall eng, weil wir am Ende diese lange Kreuz haben werden. Wir werden auf jeden Fall alles geben, brettern ordentlich. Die Stimmung ist gut an Bord. Es ist alles in Ordnung. Lennart schläft gerade und ich trimme.” Auch Fink und Burke hatten über Nacht in den starken Winden zu kämpfen, in denen Thomas Breuer-Löwenstein und Dirk Lötsch auf der Pogo 44 “Hotte” einen Gennaker losscheiden mussten.

Aus dem Rennen ist die Luffe 43 “Stine”. Hier trug Lucas Lange eine Fußverletzung davon. Die Crew entschied sich in der frühen Phase des Baltic 500 zur Aufgabe, um weitere Belastungen zu vermeiden. Auch Burke und Fink hatten Herausforderungen zu meistern. Fink erzählte: “Die Bedingungen waren im Großen Belt zwischendurch für eine Stunde ganz schön eklig. Da hatten wir einen Downwind mit über 30 Knoten. Da musste man die Karre ganz schön tief pressen, damit nichts kaputtgeht.”

Man muss sehr, sehr stark aufs Boot aufpassen. Und darauf, wo man hinfährt. Ist Wahnsinn!” Melwin Fink

Da war das Sommerrennen teilweise zum Härtetest geworden, wie Melwin Fink beschreibt: “Es ist nicht so einfach, da im Großen Belt zu segeln. Überall ist Land, überall flaches Wasser. Wir sind auch über ein Flach mit nur viereinhalb Metern Tiefe geballert – wir haben drei Meter Tiefgang – wo wir uns beide gesagt haben: So, hoffentlich geht das gut.” Geht alles gut, könnte das junge Duo die Ziellinie bereits am Samstagmorgen erreichen – womöglich in neuer Bestzeit.

Aus für sechs Boote, 42 noch im Rennen

Michael Höfgen und Jasper Marwege dagegen hatten auf der Arcona 385 “Lightworks” einen heftigen Rückschlag wegzustecken. Höfgen berichtete: “Zur Lage der Nation: Hatten gerade mit einen Totalausfall des NMEA Bus zu kämpfen. Fehler gefunden. Aber ohne Displays und Winddaten war es bei 30 Knoten und Welle nicht lustig.” Insgesamt waren nach rund 29 Rennstunden sechs der 48 gestarteten Boote ausgeschieden. Hier geht es zum Tracking und den Zwischenständen.

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