Arkea Ultim Challenge“König Caudrelier” im Ziel – die Segelwelt verneigt sich vor dem Sieger

Tatjana Pokorny

 · 27.02.2024

"Maxi Edmond de Rothschild" hat die 1. Arkea Ultim Challenge am 27. Februar 2024 gewonnen
Foto: Vincent Curutchet/Arkea Ultim Challenge
Die historische Premiere der Arkea Ultim Challenge hat ihren Sieger! “Maxi Edmond de Rothschild”-Skipper Charles Caudrelier hat die Premiere des Solo-Rennens um die Welt gewonnen. Im goldenen Morgenlicht kreuzte der 50-Jährige die Ziellinie vor Brest nach 50 Tagen, 19 Stunden, 17 Minuten und 42 Sekunden. Seine sagenhafte Reise war alles andere als ein Spaziergang – jetzt genießt der Ultim-Bändiger die Stunden des Triumphes mit seinem Gitana-Team

20 Jahre nach seinem Figaro-Sieg hat Charles Caudrelier die historische Premiere der Arkea Ultim Challenge in 50 Tagen, 19 Stunden, 7 Minuten und 42 Sekunden gewonnen. Der Triumph des seit dem Vortag 50 Jahre alten Gitana-Skippers war am 27. Februar um 8:37:42 Uhr perfekt. Die letzten der insgesamt 28.938 Seemeilen, die er in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,74 Knoten absolviert hatte, meisterte der neue König des Offshore-Segelsports in goldener bretonischer Morgenstimmung.

Auf seinem Weg zur Ziellinie wuchs die Begleitflotte zu einem begeisterten Fan-Schwarm, der Caudreliers Heckwasser in einen weißen Schweif verwandelte. An Land wurde der Sieger von einem begeisterten Publikum empfangen. In den sozialen Netzwerken überschlugen sich die Glückwünsche. “Dieser Kurs war mein Traum”, sagte Charles Caudrelier in Brest.

In einer ersten Bilanz sagte der müde, aber strahlende Sieger: “Ich bin so glücklich, voller Freude. Es war intensiv, auch wenn es etwas länger gedauert hat, als ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte Essen für 47 Tage an Bord, ich komme nach 50 Tagen an. Ich hätte ein bisschen früher ankommen können, indem ich das Schicksal herausgefordert hätte, aber ich war eher konservativ. Man darf nicht vergessen, dass es sich um ein Rennen handelt und nicht um einen Rekord. Der Job ist erledigt!

Es war ein unglaubliches Abenteuer” (Charles Caudrelier)

Weiter sagte der glückliche Gewinner der Arkea Ultim Challenge einen Tag nach seinem 50. Geburtstag bei der Jubel-Ankunft in Brest: “Fünfzig Jahre, fünfzig Tage ... Ich bin kein großer Geburtstags-Fan, aber der Vorteil ist, dass ich nichts organisieren musste! Hier wird es sich einprägen. Ich erinnere mich an meinen vierzigsten Geburtstag: Da hatte ich gerade mein erstes Boot (Red.: die Ocean-Race-Yacht “Dongfeng”) bekommen. Nun bin ich zehn Jahre später hier. Das ist ein unglaubliches Abenteuer. Ich bin 2019 zum Team gestoßen, und dieses Rennen zu fahren, war mein Traum. Ich wollte diese Gelegenheit nutzen und es bis zum Ende schaffen.”

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Unter tosendem Beifall erzählte Charles Caudrelier: “Während des Rennens habe ich mich stark gefühlt, war nie müde. Ich bin sehr stolz auf das Team. Es ist ein Sieg des Teams. Ich wäre wegen persönlicher Sorgen fast nicht gestartet. Doch da wurde mir klar, wie sehr ich am Start sein wollte. Es war schon ein Erfolg, am Start aufzukreuzen. Und ich denke, der Sieg ist für unser Team verdient.”

Solo-Weltumsegelung: Gabarts Rekord bleibt unangetastet

Der seit der Nacht des 17. Januar unangefochten an der Spitze des Rennens liegende Caudrelier triumphiert bei der ersten Auflage dieses Rennens der Superlative. Gestartet war die 1. Arkea Ultim Challenge am 7. Januar. Bevor er seine Fahrt drosseln musste, um einem gewaltigen Sturm bei Kap Hoorn auszuweichen, lag Caudrelier im Pazifik phasenweise vor der Zeit, die für einen neuen Rekord für Soloweltumsegelungen erforderlich gewesen wäre.

Aus dem neuen Rekord aber wurde aufgrund unglücklicher Wetterszenarien bei der Arkea Ultim Challenge nichts. Den Rekord für die schnellste Solo-Weltumsegelung hält weiter François Gabart, der es mit “Macif” 2017 in fast perfekten Windbedingungen in 42 Tagen, 16 Stunden, 40 Minuten und 30 Sekunden schaffte.

Arkea Ultim Challenge: spannender Rennverlauf in der Anfangsphase

Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Duell mit dem 26-jährigen Tom Laperche auf dem Südatlantik hatte Charles Caudrelier seinen Vorsprung auf über 2.500 Seemeilen vergrößert, nachdem Laperche in Kapstadt mit einem Kollisionsschaden hatte aufgeben müssen. Auf seiner Route um die Welt stellte Caudrelier einen neuen Rekord für den Indischen Ozean auf und bewies dann, dass er es auch verstand, sein Tempo zu drosseln, um das fliegende 32 Meter lange Hightech-Geschoss zu schonen und sich selbst und dem Gitana-Team die besten Chancen zu geben, die auf dem Papier 24.260 Seemeilen lange Strecke als Sieger zu meistern.

Nach der Warteschleife vor Kap Hoorn hatte Charles Caudrelier in der vergangenen Woche noch einen Pitstop auf den Azoren eingelegt, um den Auswirkungen von Sturm Louis zu entgehen. Auch hier stand die Risikominimierung im Mittelpunkt der Gedanken von Skipper und Team.

Nach dem Durchzug von Sturmtief Louis empfing Brest “König Caudrelier” nun mit strahlendem Wetter und glatter See. Aufgewachsen an der Bucht von Port-La-Fôret, wo er einst das Segeln lernte, hat Charles Caudrelier an diesem Tag seinen größten Triumph in Brest vollendet. Mit ihrer Nummer eins feiert das von Benjamin und Ariane de Rothschild gegründete Gitana-Team. Rund ein Jahrzehnt harte Arbeit und visionäre Kraft hat der Rennstall allein in diesen Ultim-Erfolg investiert.

Charles Caudrelier vollendet “Mission possible”

2019 hatte Charles Caudrelier bei seinem Antritt als neuer Skipper im Gitana-Team gesagt, wie schwer er es sich vorstellt, die Welt im Solo auf einem solchen Boot zu umsegeln. Fünf Jahre später ist der Traum zur Realität geworden. Wie schwer der Weg hierher war, zeigen auch die gescheiterten Gitana-Anläufe zur Weltumsegelung im Team: Bis zum heutigen Sieg im Arkea Ultim Challenge war “Gitana 17”, wie die Ultim-Gigantin “Maxi Edmond de Rothschild” auch genannt wird, dreimal am Versuch gescheitert, die Jules Verne Trophy zu gewinnen.

Das Technik-Team aber entwickelte das Boot unermüdlich weiter und hat an diesem Dienstag großen Anteil am Sieg, den Charles Caudrelier nun perfekt gemacht hat. “Er hat seine technische Seite bei uns entwickelt. Er hat sich wirklich intensiv mit dem Thema Flug auseinandergesetzt, sich mit aerodynamischen Studien beschäftigt und am Simulator gearbeitet. In unserem Sport ist es wichtig, Spitzenkräfte zu haben, die auch körperlich fit und geistig gesund sind. Er erfüllt alle drei Kriterien”, sagt sein Freund und Technischer Direktor Pierre Tissier.

Dazu ist der bodenständige Charles Caudrelier beliebt in seinem Team und auch bei Weggefährten. “Er ist sehr bescheiden. Seine Art und Weise, wie er Dinge tut, ist einfach. Er ist jemand, der seinen Platz kennt und sich bewusst ist, wie viel Glück er hat, seine Leidenschaft ausleben zu können. Er versteht es auch, die Arbeit der anderen hervorzuheben und alles mit seinem Team zu teilen”, sagt Cyril Dardashti, der Chef des Gitana-Teams.

Er ist keine Diva. Er hat seinen Kopf fest im Griff und ist geerdet” (Michel Desjoyeaux)

“Ich bin gerne mit ihm gesegelt! Er ist keine Diva. Er hat seinen Kopf fest im Griff und ist geerdet”, sagt Michel Desjoyeaux. “Er hat eine sehr starke Arbeitsmoral. Er ist ein wunderbarer Mensch und hat große Werte. Alles, was er in seinem Leben erreicht hat, ist das Ergebnis harter Arbeit. Er hat wirklich gekämpft, um dahin zu kommen, wo er heute ist”, weiß Pascal Bidégorry.”

“Auf dem Wasser vergeht keine Sekunde, in der Charles Caudrelier nicht im Wettkampfmodus ist. Er setzt sich selbst in einzigartiger Weise unter Druck, um erfolgreich zu sein. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, alles in seine Arbeit zu stecken, bis ins kleinste Detail”, sagt einer seiner ehemaligen Co-Skipper beim Transat AG2R.

Sieger Caudrelier: Familienmensch mit großem Herz

Charles Caudrelier ist auch ein Familienmensch und an Land regelmäßig von seinen Liebsten, seinem Clan umgeben: Etwa sechzig von ihnen sind bei der triumphalen Zielankunft im Hafen von Brest dabei! Im Mittelpunkt stehen für den Skipper seine beiden Kinder, die im Rahmen der beiden siegreichen Weltumsegelungen im Ocean Race praktisch auf der ganzen Welt aufgewachsen sind. Während des Rennens tauschte Caudrelier täglich Nachrichten mit ihnen aus. Der Tochter hatte er versprochen, “kein Risiko einzugehen”. Daran hat sich der Segler und Papa gehalten.

Live aus Brest! Die Übertragung von Charles Caudreliers Zielankunft am Vormittag des 27. Februar:

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