Arkea Ultim ChallengeHindernislauf mit vielen Härten – Armel Le Cléac’h als Dritter im Ziel

Tatjana Pokorny

 · 03.03.2024

"Maxi Banque Populaire XI" erreichte die Ziellinie der Arkea Ultim Challenge am 3. März als dritte Ultim
Foto: Jérémie Levauday
Er galt vor dem Rennstart als Mitfavorit. Jetzt ist “Banque Populaire XI”-Skipper Armel Le Cléac’h nach schweren Prüfungen bei seiner Solo-Weltumsegelung als Dritter der Arkea Ultim Challenge ins Ziel gekommen. Der 46-Jährige aus Saint-Pol-de-Léon hat sich durch viel Kollisionspech und technische Herausforderungen durchgebissen. Dafür feierte ihn das Publikum in Brest

Armel Le Cléac’h hat seine Solo-Weltumsegelung bei der Arkea Ultim Challenge am Sonntagabend in Brest abgeschlossen. Der “Banque Populaire XI”-Skipper erreichte die Ziellinie am 3. März um 21.31 Uhr nach 56 Tagen, 8 Stunden, 1 Minute und 31 Sekunden als Dritter. Auf seinem Kurs hatte Armel Le Cléac’h zwei technische Zwischenstopps einlegen müssen und war in den letzten Tagen des Rennens noch einmal Opfer eines Wassereinbruchs geworden. Der dritte Podiumsplatz belohnt vor allem seine Hartnäckigkeit und seine Steher-Qualitäten.

Reparaturmarathon für Armel Le Cléac’h

Für den Skipper aus Saint-Pol-de-Léon markierte das beendete Rennen seine vierte Solo-Weltumsegelung. Dabei war er am 7. Januar zur Arkea Ultim Challenge angetreten, um die Ultim-Hatz um die Welt zu gewinnen. Zuletzt hatte er gemeinsam mit Sébastien Josse im Transat Jacques Vabre triumphiert. Doch schon neun Tage nach dem Start kam die erste unheilvolle Kunde von der blau-weißen Ultim-Riesin “Banque Populaire XI”: Ihr Skipper musste den brasilianischen Hafen Recife anlaufen. Dort reparierte sein Team das Hydrauliksystem des Steuerbord-Foils und stellte die volle Funktionsfähigkeit des Gennakers wieder her. Weiter ging es.

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In dieser Phase verlor der als Erster zu einem Stopp genötigte Armel Le Cléac’h den Kontakt zu seinem Nordatlantik-Spielpartner Thomas Coville. Als “Banque Populaire XI” am 23. Januar in den Indischen Ozean eintauchte, lag der Trimaran-Foiler etwa 1.500 Seemeilen hinter Covilles “Sodebo Ultim 3”, die nach der Aufgabe von Tom Laperche wegen eines größeren Schadens in Kapstadt Zweite im Klassement war. Mehr noch als Covilles Vorsprung waren es fortan vor allem die unterschiedlichen Wettersysteme, die dem ehrgeizigen Armel Le Cléac’h das Aufholen bei dieser Arkea Ultim Challenge schwer machten.

Zwischendurch noch einmal auf Platz zwei

Erst als sich die beiden Rivalen der Ostküste Tasmaniens näherten, war der Abstand zwischen ihnen auf nur noch 120 Seemeilen geschmolzen. Da vermeldete Thomas Coville, dass er einen dreitägigen technischen Zwischenstopp in Hobart einlegen werde, während Armel Le Cléac’h und sein Routingteam sich für einen krassen Kurs über den Norden der Nordinsel Neuseelands entschieden, um einem schweren Sturm zu entgehen.

Als sich die Route von Thomas Coville, die von einem 48-Stunden-Reparaturstopp ausgebremst wurde, und die von Armel Le Cléac’h im Pazifik wieder kreuzten, hatte “Maxi Banque Populaire XI” einen Vorsprung von über 300 Meilen und Platz zwei in der Flotte erobert – 2.800 Seemeilen hinter dem längst enteilten Charles Caudrelier.

Selbst seine vierte Kap-Hoorn-Passage als Solosegler “misslang”: Armel Le Cléac’h erlebte sie bei Nacht. Dennoch war er erleichtert, dass er zwei Ozeane – und insbesondere den Indischen Ozean – hinter sich gelassen hatte. Er sagte: “Ich spüre, dass wir aus dem Südmeer herauskommen, dass wir uns von den manchmal schwierigen Bedingungen entfernen, die ich mehrere Tage lang hatte. Ich weiß, dass wir in einem Gebiet segeln werden, in dem wir uns in der Nähe von Rettungsdiensten befinden. Das ist beruhigend.”

Der zweite Reparaturstopp in Brasilien

Nach erbitterter Aufholjagd musste Armel Le Cléac’h am 16. Februar noch auf der Südhalbkugel einen weiteren technischen Zwischenstopp in Rio de Janeiro einlegen. Diesen zweiten Pitstop von mindestens 24 Stunden nutzte Thomas Coville effektiv, um sein Defizit von mehr als 500 Meilen wieder auszugleichen und den Durchbruch im Duell um Platz zwei zu schaffen.

Zwei Schäden hatten das Team Banque Populaire zum zweiten Pitstop bewogen: Das Backbordruder war am 13. Februar nach einer Kollision mit einem Holzklotz zerstört worden und verloren gegangen; am 15. Februar war das Mittelschwert gebrochen. Beide Schäden hatten die Weiterfahrt zum hohen Risiko gemacht. Nach etwas mehr als 48 Stunden im Hafen gab das technische Team das Boot wieder frei.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Armel Le Cléac’h auch restlos erschöpft von seinem nicht enden wollenden Kampf aufgeben können. Stattdessen kämpfte er weiter – und musste den nächsten Schlag einstecken: Am 28. Februar gab das Deck des Mittelrumpfes, das vermutlich von den unzähligen Wellenstößen erschöpft war, bei einer Ufo-Kollision nach. Schnell drang Wasser in den Mittelrumpf ein. “Es war sehr viel Wasser”, erinnert sich der Skipper. “Ich musste das Boot anhalten, die Segel einholen und das Wasser aus dem Boot bekommen. Das hat sehr lange gedauert, fast zehn Stunden. Dann musste ich das Loch stopfen, schleifen, Kohlefaser einlegen, Kleber verwenden ... Es war eine riesige Baustelle.”

Keine Atempause für Armel Le Cléac’h

Armel Le Cléac’h dürfte an diesem Sonntagabend bei seiner Heimkehr von der Arkea Ultim Challenge von widersprüchlichen Gefühlen beherrscht sein: Bedauern, weil ihm das Rennen besonders schwere Prüfungen entgegengeschleudert hat. Erleichterung, weil er alle Hindernisse genommen hat und angekommen ist. Sicher ist, dass er bei seinem Lauf alles erlebt hat: ein Rennen, ein Abenteuer, Höhen und Tiefen, eine der schwersten Herausforderungen seiner Karriere – und am Ende einen Podiumsplatz.

Es ist ein bisschen schwer, damit zu leben” (Armel Le Cléac’h)

Er selbst sagte bei der Ankunft in Brest: “Ich bin von all dem ein wenig erschöpft. Es ist ein bisschen schwer, damit zu leben. Es gab keine Atempause. Ich habe das Gefühl, dass alles schiefgelaufen ist. Auf dieser Weltreise gab es nie eine Gelegenheit, die man nutzen konnte. Es war wirklich voller Herausforderungen und Abenteuer. Es ist ja nicht nichts, mit einer Ultim um die Welt zu fahren, aber es war kompliziert. Sobald es ein technisches Problem gibt, sobald das Wetter nicht mitspielt, muss man andere Lösungen finden. Das belastet den Kopf.”

Sein erstes Fazit: “Ich bin in dieses Rennen gegangen, um es zu gewinnen. In Recife ging die Tür für uns zu, und wir hatten einen großen Rückstand auf die ersten beiden, vor allem auf Charles, der sich dann später ganz allein wiederfand. Ich konnte überhaupt nichts tun, um ihn wieder einzuholen. Wir hatten es geschafft, die Hälfte unseres Rückstands aufzuholen, als das Ruder brach. Mental ist es schwer, denn ich habe wirklich 56 solche Tage hinter mir. Es gab immer das Ziel, ins Ziel zu kommen. Das war das oberste Ziel mit dem Team und mit diesem Boot. Aber sagen wir, es war eine Erfahrung ...”

Arkea Ultim Challenge: Zwei Boote sind noch im Rennen

Das Lächeln hat Armel Le Cléac’h aller Härten zum Trotz nicht verlernt. Erschöpft, aber charmant berichtete der dem Publikum am Abend bei der Ankunft in Brest von seinem Kampf und erhielt viel Beifall. Zwei weitere Ultims waren acht Wochen nach dem Start am Abend des 3. März weiter unterwegs: “Actual Ultim 3”-Skipper Anthony Marchand hatte kurz vor Kreuzen des Äquators noch rund 3.400 Seemeilen bis ins Ziel zu meistern, “Adagio”-Skipper Éric Péron rund 250 Seemeilen mehr.

Hier geht es zur Ankunft von Armel le Cléac’h in Brest:

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