Tatjana Pokorny
· 26.01.2024
Charles Caudreliers neuer Rekord ist fabelhaft! Der “Maxi Edmond de Rothschild”-Skipper hat bei der Arkea Ultim Challenge mit Kap Leeuwin den zweiten der drei großen Kap-Meilensteine passiert. Das Meisterwerk gelang dem 49-Jährigen aus Fouesnant nach 18 Tagen, 5 Stunden und 43 Minuten. Nie hat ein Segelboot mit einem Solisten diese Passage schneller gemeistert.
Zwar ist ein direkter Vergleich mit dem bisherigen Rekord, den François Gabart (”Macif”) 2017 aufgestellt hatte, nicht ganz leicht, weil die Startlinien bei der alten und der jetzigen Bestmarke nicht ganz die gleichen waren. Doch selbst bei Berücksichtigung des geringen Breitengrad-Unterschieds zwischen den beiden Startlinien ist sich die Fachwelt einig: Charles Caudrelier hat den Abschnitt von Brest zum Kap Leeuwin mit einem Vorsprung von 1 Tag, 8 Stunden und 25 Minuten deutlich vor dem alten Gabart-Rekord passiert.
Experten gehen davon aus, dass Charles Caudrelier nach seinen bisherigen Leistungen bei der Arkea Ultim Challenge im Pazifik sogar noch mehr herausholen könnte. Zum Vergleich: François Gabarts Rekordzeit für die schnellste Solo-Weltumsegelung liegt bei 42 Tagen, 16 Stunden, 40 Minuten und 35 Sekunden.
Mit welchem Potenzial der seit dem Südatlantik führende Gitana-Frontmann Charles Caudrelier dagegen antritt, zeigen die aktuellen Zahlen: Caudrelier hat vom Start bis Kap Leeuwin 13.007 Seemeilen in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 29,54 Knoten absolviert. Seinen Kurs setzte Caudrelier danach für einen besseren Windwinkel mit nordöstlicher Tendenz fort. Die “Maxi Edmond de Rothschild” strebt Tasmanien entgegen, wo Caudrelier am Samstag nach weiteren Halsen erwartet wird.
Rund 1.800 Seemeilen hinter Charles Caudrelier segelt Thomas Coville auf “Sodebo Ultim 3” als Flottenzweiter sein eigenes Rennen bei dieser historischen Premiere der Arkea Ultim Challenge. Der 55-Jährige konnte vor Wochenendbeginn nach mehreren Starkwindtagen endlich aufatmen, freute sich über die leichte Entspannung auf See und nutzte die gute Gelegenheit, um sein Foil-Down-System zu reparieren.
Man sieht, dass das Boot nicht hundertprozentig fit ist” (Guillaume Rottée)
“Es ist eine riesige Freude, ein Moment von seltener Intensität”, erklärte Thomas Coville mit Tränen in den Augen in einem Video, das er am Abend des 25. Januar veröffentlichte. Der Skipper aus Saint-Brieuc sagte: “Es läuft nie nach Plan, aber wir haben es nach harter Arbeit des gesamten Teams geschafft! Wir haben etwas Gutes daraus gemacht.” Wettfahrtleitungsmitglied Guillaume Rottée erklärte: “Er ist in eine Zone mit etwas weniger Wind gekommen. Sein Kurs bleibt dennoch etwas unregelmäßig, die Geschwindigkeiten auch ... Man sieht, dass das Boot nicht hundertprozentig fit ist.”
Armel Le Cléac’h kämpft auf Platz drei im Vergleich zu Thomas Coville fast 970 Seemeilen weiter westlich um Anschluss. Der “Banque Populaire XI”-Skipper hat zuletzt Boden auf Thomas Coville gutgemacht, auch wenn er seit Mitte der Nacht zum 26. Januar deutlich langsamer ist. “Er hatte mit einem plötzlichen Geschwindigkeitsabfall (Red.: um 10 Knoten) zu kämpfen und in der Nacht ein Manöver absolviert. Man sieht, dass es einen Rhythmuswechsel gab”, sagte Guillaume Rottée. Es könnte sich um eine zu durchfahrende Übergangszone oder ein technisches Problem handeln, auch wenn sich am Freitagmorgen zunächst weder der Skipper noch das Team dazu äußerten.
In Kapstadt herrscht indessen emsiges Treiben. Dort werden ab diesem Freitag zwei Teams beim Boxenstopp aktiv sein. “SVR Lazartigue”-Skipper Tom Laperche hatte bereits am Donnerstag nach intensiven Check- und Reparaturarbeiten in Kapstadt von einem Hoffnungsschimmer für sein bei einer “Ufo”-Kollision beschädigtes Boot gesprochen. Er erklärte: “Die Rennfortsetzung ist eine Mini-Möglichkeit.”
Im Verlauf des 26. Januar werden nach windarmer Nacht und erneuter Verzögerung endlich auch Anthony Marchand und “Actual Ultim 3” in Kapstadt erwartet. Ihre Planung sah zunächst vor, die vom Reglement vorgeschriebene minimale Verweilzeit von 24 Stunden nicht zu überschreiten und das Rennen schnellstmöglich wieder aufzunehmen.