Arkea Ultim ChallengeCaudreliers Siegtraum in der Warteschleife, Marchand passiert Kap Hoorn

Tatjana Pokorny

 · 21.02.2024

"Maxi Edmond de Rothschild" und Skipper Charles Caudrelier haben nur noch rund 1.200 Seemeilen bis ins Ziel der Arkea Ultim Challenge zu segeln
Foto: Yann Riou/polaRYSE/Gitana S.A.
Der Traum vom Triumph bei der historischen Premiere der Arkea Ultim Challenge muss noch warten. Spitzenreiter Charles Caudrelier hat sein Solo um die Welt zum zweiten Mal unterbrochen. Der 49-Jährige sucht im Endspurt auf Kurs Brest bei einem Boxenstopp im Azoren-Archipel Schutz vor einem heftigem Biskaya-Sturm

Anfang Februar hatte Charles Caudrelier, der die Arkea Ultim Challenge damals schon souverän anführte, sein Rennen mitten im Pazifik für 48 Stunden unterbrechen müssen. Dabei wich der Franzose vor rund drei Wochen auf Kurs Kap Hoorn einem heftigen Sturm aus, bevor er das dritte, letzte und wichtigste Kap der Weltumsegelung passieren konnte.

An diesem Mittwoch wiederholt sich die Geschichte des Gitana-Skippers nach insgesamt 44 Tagen auf See. Bei nur noch rund 1.200 Seemeilen bis zur Ziellinie vor Brest ist Caudrelier mit einer erneuten Extraschleife dem Tiefdruckgebiet ausgewichen, das sich derzeit südlich von Island befindet. Dieses Tiefdruckgebiet wird sich in den kommenden Stunden verstärken und nach Osten verlagern. Dadurch ist der Golf von Biskaya in den nächsten 72 Stunden kaum befahrbar.

Auf der Suche nach Schutz hat sich die Nummer eins im Gitana Team für einen Boxenstopp im Azoren-Archipel entschieden, befindet sich in einem kleinen Kanal in Lee der Insel Faial in der Nähe von Horta. So erlauben es die Regeln der Arkea Ultim Challenge. “Wir segeln derzeit nordwestlich des Azorenhochs und haben gestern Abend den Hochdruckkamm überquert. Leider versperrt uns ein großes Tief den Weg nach Brest”, erklärte mit Benjamin Schwartz einer der Gitana-Router die komplizierte Situation.

Es kommt nicht in Frage, auch nur das geringste Risiko einzugehen. Vor allem, wenn man bedenkt, wie groß der Vorsprung vor unseren Konkurrenten ist” (Benjamin Schwartz)

Weiter sagte Benjamin Schwartz: “40 Knoten Wind, in Böen über 50, und acht bis neun Meter See ... Wir haben geduldig gewartet und gehofft, dass sich die Bedingungen verbessern würden, aber das ist nicht der Fall. Es kommt nicht in Frage, auch nur das geringste Risiko einzugehen. Vor allem, wenn man bedenkt, wie groß der Vorsprung vor unseren Konkurrenten ist.”

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Im Team ist man sich längst einig, dass die Lage eine mindestens 24-stündige Pause von der Rennstrecke erfordert. Bereits in der Nähe der Azoren segelnd, hatte Charles Caudrelier daher beschlossen, den Boxenstopp dort ins Auge zu fassen. Zunächst wollte er das schwere Wetter wie schon im Pazifik draußen auf See aussitzen. Doch aufgrund des intensiven Schiffsverkehrs in dem Revier und der Wetterprognosen mit besonders schwerem Seegang hat er sich doch für den Halt entschieden.

Der Dominator der Arkea Ultim Challenge bekommt an diesem Mittwochmorgen Besuch von Mitgliedern seiner Landmannschaft. Sie werden Charles Caudrelier beim möglichst kurzen Zwischenstopp unterstützen. In der Zwischenzeit arbeiten die Routing-Experten des Gitana-Teams bereits daran, den letzten Abschnitt der Weltumsegelung für einen möglichst schnellen Endspurt zu planen.

Die Arkea-Verfolger geben Gas

Ab dem 22. Februar, wenn die vorgeschriebene 24-stündige Mindestpause für einen Boxenstopp verstrichen ist, sollte die Ultim-Gigantin wieder in See stechen können. Die letzten Meilen des Rennens werden voraussichtlich turbulent. Charles Caudrelier macht keinen Hehl daraus, dass er sich ein ruhigeres Szenario für die Rückkehr in “seine Bretagne” erhofft hatte. Der große Traum vom Sieg bei der historischen Premiere der Arkea Ultim Challenge ist so nah, muss nun aber noch ein paar Tage auf seine Vollendung warten.

Zur Lage der Verfolger am Morgen des 21. Februar: “Sodebo Ultim 3”-Skipper Thomas Coville verteidigte seine zweite Position bei 2.120 Seemeilen Rückstand auf Charles Caudrelier. Gut 900 Seemeilen hinter ihm hat zuletzt Armel Le Cléac’h auf “Banque Populaire XI” wieder Boden gutmachen können.

Der Viertplatzierte “Actual Ultim 3”-Skipper Anthony Marchand hat am Dienstagabend Kap Hoorn passiert. Für den 38-Jährigen aus Saint-Brieuc war es die zweite Hoorn-Passage binnen eines Jahres. Zuvor hatte er die legendäre Landmarke mit Team Biotherm im Ocean Race passiert. “Adagio”-Skipper Éric Péron wird ihm bald folgen. 6.000 Seemeilen trennten Spitzenreiter Charles Caudrelier in der Warteschleife und Schlusslicht Éric Péron am Mittwochmorgen.

Ultim-Kämpfer Marchand passiert Kap Hoorn

Der inzwischen vollbärtige Anthony Marchand hielt bei der Kap-Hoorn-Passage eine kleine Tafel mit der Zeichnung von einem Berg in der Hand. Notiert hatte er dazu handschriftlich: “Kap Hoorn, merci an Team Actual”. Marchand hatte im Indischen Ozean und im Pazifik viel zu kämpfen. Weite Strecken der Weltumsegelung meisterte er mit entferntem Backbord-Foil und einem in der oberen Position blockierten Steuerbord-Foil. Bei dieser ungewöhnlichen Kombination musste er seinen Segelstil auf “Actual Ultim 3” neu erfinden. Sein Durchhaltevermögen wurde jetzt mit dem gemeisterten Kap Hoorn belohnt.

Geduldsprobe für Charles Caudrelier – der Spitzenreiter berichtet von See:

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