Tatjana Pokorny
· 07.01.2024
Es ist ein sagenhaftes Abenteuer und ein spektakuläres Rennen, das vor den sechs Skippern und ihren gigantischen Trimaranen liegt: Seit dem 7. Januar um 13.30 Uhr sind die Ultim-Gigantinnen los! Vor der bretonischen Küste hat die Arkea Ultim Challenge - Brest begonnen. Das Wetter hätte kaum besser sein können: Die sechs französischen Herausforderer und ihre fliegenden XXL-Kisten schoben sich bei leichten Winden im Sonnenschein über die Startlinie.
Nicht nur die Veranstalter sprachen am Startsonntag von einem “historischen Tag, einem jener Tage, die lange in Erinnerung bleiben und die das Zeug dazu haben, Geschichte zu schreiben”. Schon am frühen Morgen waren in Brest alle Zutaten für ein unvergleichliches Segelfest mit Zehntausenden Zuschauern in der Hafenstadt, an den Ufern und auf dem Wasser beisammen.
Die Fans erlebten emotionale Abschiedsszenen vor dem Ablegen am Morgen und Skipper, die sich der gigantischen Herausforderung sehr bewusst waren, der sie sich nun stellen. Unter klarem, strahlenden Himmel ging es in sanften Startbedingungen mit Winden zwischen zehn bis 15 Knoten los.
Für die Skipper – allesamt Franzosen – war es die perfekte Einstimmung auf die anstehende Herausforderung. Die Matadoren konnten sich ohne zu viel Druck ins Rennen einfinden und die Biskaya-Passage angehen. Sie markiert den Beginn eines nie dagewesenen Segelsportkapitels. Die Bedeutung des Rennens hatte zuvor “Sodebo Ultim 3”-Skipper Thomas Coville auf den Punkt gebracht: “Wir sind alle Pioniere in diesem Rennen. Es wird Geschichte schreiben.”
Nie zuvor hat es eine Solo-Regatta um die Welt in dieser “Kaiserklasse” des Hochseesegelns gegeben. Die Trimaran-Foiler können Geschwindigkeiten von mehr als 40 Knoten (74 km/h) sowie 700 bis 800 Seemeilen in 24 Stunden erreichen. “Es fühlt sich an, als wenn man auf einem fliegenden Teppich unterwegs wäre”, sagte “Actual Ultim 3”-Skipper Anthony Marchand.
Eine Stunde nach Rennstart der Arkea Ultim Challenge - Brest lagen bereits die drei Co-Favoriten vorn. Mit dem 26-jährigen “SVR Lazartigue”-Skipper Tom Laperche übernahm der Benjamin der Flotte auf dem leichtesten Tri zunächst die Führung. Es folgten der ehemalige Vendée-Globe-Gewinner Armel Le Cléac’h, 46, auf “Banque Populaire XI” und der zweimalige Ocean-Race-Gewinner Charles Caudrelier, 49, auf “Maxi Edmond de Rothschild”.
Auch der fünfmalige Weltumsegler Boris Herrmann beobachtet das spannende Rennen aus der Ferne. Der 42-Jährige sagte zu Beginn des Jahres, in dem er am 10. November in seine zweite Vendée Globe starten wird: “Ich bin gespannt. Es ist schwer, eine Vorhersage zu treffen. Ich denke, es wird zwischen den drei Skipper spannend, die nach dem Start vorn lagen.”
Für den Kurs von und nach Brest über 24.220 Seemeilen rechnen Experten anhand aktueller Wetterprognosen mit einer Renndauer von 43 bis 45 Tagen. Den Rekord für Solo-Weltumsegelungen hält mit 42 Tagen, 16 Stunden und 40 Minuten seit 2017 der Franzose François Gabart. Er hat ihn auf dem Boot aufgestellt, das nun in der laufenden Arkea Ultim Challenge - Brest von Anthony Marchand unter dem Namen “Actual Ultim 3” gesegelt wird. Im Unterschied zur aktuellen Regattaflotte der Ultims war Gabart damals auf “Macif” nicht an einem lange zuvor festgelegten Tag, sondern bei idealem Wetterfenster in sein Rennen gegen die Uhr gestartet.
Charles Caudrelier, Frontmann des Gitana-Teams, bezeichnete die neue Solo-Weltumsegelung als “ultimative Herausforderung”. Er, der schon alle großen Rennen gewonnen, aber nie zuvor an einer Solo-Regatta um die Welt teilgenommen hatte, sprach kurz vor dem Rennstart auch die Ungewissheiten an: “Bei allen anderen Rennen weiß ich ungefähr, wohin ich fahre und was mich erwartet. Bei diesem Rennen gibt es viele Fragen, viele Dinge, die ich nicht weiß. Ich weiß nicht, wie gut ich 45 Tage auf diesen Booten zurechtkommen werde.”
Caudrelier ist sich der Schwere der Aufgabe sehr bewusst: “Wir haben es noch nie geschafft, mit diesen Booten die Welt zu umsegeln, ohne Schaden zu nehmen. Ich denke, dass die Boote bereit sind, dass wir alles haben, um es zu schaffen. Aber wir begeben uns alle in ein Abenteuer und können viele der Variablen nicht kontrollieren.”
Niemand hat das bislang bei solchen Geschwindigkeiten auf fliegenden Booten gemacht” (Charles Caudrelier)
Caudrelier unterstrich auch noch einmal den Unterschied zwischen Mannschafts- und Solo-Prüfung: “Es ist etwas ganz anderes, 45 Tage allein auf einem Schiff dieser Größe zu verbringen. Niemand hat das bislang bei solchen Geschwindigkeiten auf fliegenden Booten gemacht. Es ist keine Sorge, es beunruhigt mich nicht. Es ist einfach eine Frage, die ich mir stelle, und eine Herausforderung, der ich mich stelle. Ich fühle mich dafür bestens gerüstet und bin sehr gespannt, wie es laufen wird.”
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