Tatjana Pokorny
· 13.07.2022
Das Rennen Aegean 600 ist noch jung, hat aber Potenzial zum Langstreckenklassiker. Die deutsche "Rafale" hat die Einrumpf-Line-Honors in neuer Bestzeit geholt
Henri de Bokays Elliot "Rafale" hat einen neuen Einrumpfrekord im Aegean 600 aufgestellt. Die Ex-"Outsider" von Tilmar Hansen hat die zweite Auflage der noch jungen Langstrecke in 63 Stunden, 2 Minuten und 20 Sekunden absolviert. Die alte Bestmarke der Farr/Felci 40 "Atalanta" bei der Premiere (71 Stunden, 54 Minuten) unterbot die mehrheitlich deutsche Crew um Skipper Philipp Kadelbach um rund neun Stunden. "Das war ein herausragendes Rennen, das alles geboten hat, was du dir von einem 600-Meilen-Rennen wünschst", sagte "Rafale"-Eigner Henri de Bokay, "es war nicht einfach, keine Keuzfahrt. Wir haben hart gearbeitet und haben auf dem Rennkurs alles von glattem Wasser bis 30 Knoten Wind erlebt. Und es war anspruchsvoll, in den vielen Windwechseln um die Inseln zu navigieren." Für die Zukunft plant die Mannschaft, an weiteren Langstrecken teilzunehmen.
Wie sehr die Crew teilweise mit den auf ihr Boot mit Neigekiel wirkenden Kräften zu kämpfen hatte, zeigt die Schadensbilanz der "Rafale": Der Halsbeschlag eines Reaching-Vorsegels brach, der A2 zerbarst und zwei Fallen brachen ebenfalls. Die ORC- und IRC-Gesamtsiege verpasste "Rafale" im Aegean 600 ganz knapp. Rund 15 Minuten fehlten den Deutschen in der Handicap-Endabrechnung im Abgleich zu Gregor Stimpfls "Hagar V". Die Scuderia 65 hatte die Ziellinie rund eine Stunde nach "Rafale" erreicht. "Wir sind trotzdem nur happy und stolz", sagte Philipp Kadelbach.
Weiter berichtete Philipp Kadelbach: "Wir hatten mit 'vier on, vier off' ein gutes Wachsystem. Das Schöne an einem Rennen wie diesem ist, dass dir ja nie kalt wird. Es war krass anstrengend, aber alle hatten doch immer wieder Energie. Da waren unglaublich schöne Momente, etwa bei der Durchfahrt durchs Archipel von Santorin. Oder kurz vor dem Ziel bei Mykonos, da hörst du die Partys an Land. Dann wiederum rast du mit 30 Knoten Wind um Kos rum. Fordernd war auch die Passage auf der Rückseite von Rhodos. Weil es ein riesengroßer Steinkoloss ist, herrscht dahinter Flaute. Da hast du zehn Minuten vorher den A2 in 30 Knoten zerhackt, und dann wird der Wind ausgeschaltet. Unser Taktiker Shaun Pammenter sagt, dieses Rennen könnte zum Klassiker werden. Ich kann es mir auch gut vorstellen. Anderswo gibt es vielleicht fünf schwierige Ecken auf einer Langstrecke, hier gleich 15. Es war ein wahnsinnig aufregendes und anstrengendes, vom Wetter und Kurs her aber auch unglaublich schönes Rennen."
Insgesamt spielte die zweite Edition des Aegean 600 den schnellen und größeren Yachten in diesem Jahr in die Karten. Jean-Philippe Blancpains Crew auf der Vismara Mills 62 "Leaps and Bounds 2" hatte sich unter italienischer Flagge in der ersten Rennhälfte einen packenden Zweikampf mit der "Hagar V" geliefert. Die Mehrrumpf-Line-Honors holte sich in dem Rennen der 24 Meter lange Green-Marine-Katamaran "Allegra".