Es ist ein seltener Erfolg, der Kay-Johannes Wredes “Best Buddies” im Aegean 600 gelungen ist. Die Swan 441 R hat die IRC- und die ORC-Gesamtwertung der Langstrecke durch die griechische Inselwelt gewonnen! Tatsächlich sah das gesamte Siegerpodium in beiden Handicap-Wertungen gleich aus: Platz zwei holte die slowenische Elan 450 “Karpo” von Max Vrecko. Dritte wurde die Elan 400 “Elaya” (Slowenien).
Der Doppel-Erfolg der “Best Buddies” war nach 4 Tagen, 17 Stunden, 55 Minuten und 13 Sekunden perfekt. Als 19. Boot im Ziel, schoss das für den Norddeutschen Regatta Verein und den Royal Ocean Racing Club startende Ron-Holland-Design mit der Segelnummer 4908 berechnet noch an allen vorbei. Der betagte, aber gut gepflegte Racer war einst für den Admiral’s Cup 1979 gebaut worden, segelte damals unter dem Namen “Milene IV” für Eigner Albert Mirlesse und das Schweizer Team.
Damals hat der schöne Schwan das fatale Fastnet Race nahezu unbeschadet überstanden. Die aktuellen Eigner kauften das Boot 1996, unterzogen es einem umfangreichen Refit und verkauften es 1999 – um es 2006 zurückzukaufen! Seitdem wird “Best Buddies” mit Erfolg gesegelt – und soll nie wieder verkauft werden. So hatte es die Crew den Veranstaltern schon vor dem Rennstart geschrieben. Das hat sich nicht geändert.
Ihre Aegean-600-Premiere erlebten Kay Wrede, Jesper Möller, Katrin Möller, Nils Reichert, Susanne Ring, Oomke Möller, Christian Heermann, Tina Lülfing und Ole Paulsen intensiv. “Es gibt andere Reviere, in denen die Winde schön leicht und gleichmäßig wehen. Hier war es eher so, als würde dir ständig jemand mit dem Vorschlaghammer auf den Mast hauen. Am Ende haben wir den Steuermann jede Stunde durchgetauscht”, beschrieb Eigner und Steuermann Kay Wrede die anspruchsvollen Bedingungen.
Wrede sagte über das Aegean 600: “Das ist kein Rennen für jedermann, sondern ein beinhartes Revier, unglaublich fordernd. Wer regelmäßige Wachwechsel sucht, wird sie hier nicht finden. Wer eine Herausforderung sucht, der ist hier richtig. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Die haben Tag und Nacht gearbeitet, nie aufgehört. Hunderte Segelwechel… Und sie haben auch in den Windlöchern in den Inselabdeckungen immer weiter gekämpft.”
Erlebt hat die Crew alles zwischen null und 35, 40 Knoten Wind. “Manchmal ging es hinter den Bergen in einer Sekunde auf Null runter. Es schäumt überall. Das war schon krass. Dafür brauchst du eine Crew, die sich durchbeißen kann”, so Wrede. Andererseits schwärmte er: “Das Aegean 600 ist eine tolle Regatta in dieser Inselwelt. Du fährst nah ran an die Inseln und erlebst sie. Etwa Santorin im Sonnenuntergang – das war schon wahnsnnig hübsch.”
Den Erfolg der “Best Buddies”, so Wrede, haben neben der intensiven Crew-Arbeit auch die Bedingungen beflügelt. Während das Boot bei anderen Regatten auf Downwind-Abschnitten oft zügig von der modernen Konkurrenz überflügelt wird, konnte es im Aegean 600 seine Powerplay-Stärken ausspielen. “Zum einen ist das Boot relativ alt und schwer. Durch das eingeschnürte IOR-Heck hatten wir für die Bedingungen einen guten Rumpf, nicht so viel benetzte Fläche. Durch die überlappende Genua konnten wir enormen Druck erzeugen”, erklärt Kay Wrede.
Das ist so ein Highlight des Lebens – schon toll.” Kay-Johannes Wrede
37 Boote haben im fünften Jahr des noch jungen Griechen-Rennens durch die paradiesische Inselwelt von Milos, Santorini, Kassos, Karpathos, Rhodos, Kos und Kalikos die Ziellinie erreicht. 13 Crews gaben auf. Auf ihrem abwechslungsreichen Kurs hat die Flotte auch die Inseln Farmakonisi, Agathonisi, Patmos, Mykonos, Delos, Giaros und Kea passiert, bis der Tempel von Poseidon das Ende der Langstrecke von und nach Sounio markierte. Hier geht es zur Kursübersicht.
Wer seinen Urlaub gerne sehr segelsportlich in einem bildschönen Revier verbringt und dabei nach neuen Herausforderungen sucht, der ist im Aegean 600 genau richtig. Als “fantastisches Rennen, eines der besten” beschreibt es etwa Frederic Puzin, Skipper der französischen Carkeek 54 “Daguet 5”, die nur elf Minuten nach dem größten Monohull – George Procopiouss Volvo 70 “Aiolos” – ins Ziel kam.
Dabei waren der Racer und seine Crew kurz hinter dem Tor bei Mykonos von einer schweren 50-Knoten-Böe erwischt worden, die ihnen die Windinstrumente aus dem Mast geschlagen hatte. Puzin sagte: “Ich mag dieses Rennen wirklich, weil es mit seiner Härte Fähigkeiten in allen Bereichen prüft.”
Ähnlich sah es der Eigner der Cookson 50 “Varuna” (USA), die kurz hinter “Daguet 5” ins Ziel kam. Chris Hemans war mit kalifornischen Amateurseglern, einigen europäischen Profis, seinen zwei Töchtern und deren Freundin im Einsatz. Er sagte: “Dieses Rennen ist sehr anders als das Rennen nach Hawaii: Es ist nur ein Viertel so lang, verlangt aber dreimal so viele Segelwechsel und fordernde navigatorische Entscheidungen.”
Im berechneten Abschlussklassement der Maxi-Klasse setzte sich nach mehreren Positionswechseln Philip Ranns Swan 80 “Umiko” (Großbritannien) vor “Aiolos” und der italienischen “E Vai” von Francesco Illy durch. Die Mocra-Divison des 605 Seemeilen langen Aegean 600 gewann Adrian Kellers Schweizer 86-Fuß-Katamaran “Allegra”. Hier geht es zum Tracker und den Ergebnissen.
Die Line Honours holte in diesem Jahr “Aiolos” bei den Monohulls nach gesegelten 676 Seemeilen in 3 Tagen, 19 Stunden, 7 Minuten und 8 Sekunden. An die Streckenrekorde war in diesem Jahr kein Herankommen: Die Monohull-Bestzeit, die “Leopard 3” (Monaco) 2023 mit 1 Tag, 21 Stunden, 5 Minuten und 25 Sekunden aufgestellt hatte, bleibt ebenso stehen wie der Mehrrumpfrekord von 1 Tag, 13 Stunden, 18 Minuten und 52 Sekunden, den “Zoulou” im vergangenen Jahr etablierte.
Die Höhepunkte vom Start ins Aegean 600: