Gewiefte Taktiker und Leichtwindraketen standen am Mittwoch im vierten Rennen des Admiral's Cup im Central Solent hoch im Kurs. Principal Race Officer Stuart Childerley legte für beide Klassen einen Windward-Leeward-Kurs aus: 1,6 Seemeilen für die großen Boote in Klasse AC 1 und 1,4 Seemeilen für AC 2. Bei Wind aus nördlicher Richtung mit fünf bis elf Knoten und einer starken westlichen Strömung quer zum Rennkurs kam es vor allem auf Strategie und Bootsgeschwindigkeit an.
Der Admiral’s-Cup-Kurs lag weit vor der Küste von Hill Head. Karl Kwoks TP52 Beau Geste (Royal Hong Kong Yacht Club) gewann in AC 1 mit knappem Vorsprung. Taavet Hinrikus' Mat 1220 “Nola” (Kungliga Svenska Segel Sällskapet) siegte in AC 2. Am Nachmittag wurde der Wind unbeständig. Trotz aller Bemühungen der Rennleitung konnten keine weiteren Admiral’s-Cup-Rennen mehr stattfinden.
Nach insgesamt vier absolvierten Prüfungen – Channel Race und drei kürzere Rennen – führt der Royal Hong Kong Yacht Club in der Teamwertung nun mit einem Punkt Vorsprung vor dem Yacht Club de Monaco. Der Royal New Zealand Yacht Squadron folgt mit 14 Punkten Rückstand auf dem dritten Platz, hat seinerseits zwei Punkte Vorsprung vor dem Yacht Club Costa Smeralda.
Die für das Team New York Yacht Club – Black Magic startende Botin 56 “Black Pearl” von Stefan Jentzsch konnte sich im einzigen Rennen des Tages mit einem starken Start früh absetzen, während Peter Harrisons “Jolt 3” (YCM) und “Beau Geste” aus der Mitte starteten. Unterdessen wurden Giovanni Lombardi Stronatis Wally Rocket 51 “Django WR51” vom Yacht Club Costa Smeralda und Jon Desmonds TP52 “Final Final” (RORC White) beide mit Frühstart zurückgerufen. Sie mussten neu starten und fielen weit zurück.
“X-Day”-Skipper Lars Hückstädt, dessen Crew erst danach beim Start für die AC-2-Flotte gefordert war, erzählte später beeindruckt: “Die Wally Rocket hat bestimmt drei Minuten für die Rückkehr zur Startlinie gebraucht. Und wurde am Ende noch Vierte. Man kann sich ausmalen, wo sie ohne den Frühstart gewesen wäre.” An der ersten Tonne hatte die co-favorisierte “Beau Geste” die Führung übernommen, dicht gefolgt von “Black Pearl”.
Auf dem Vorwindgang baute “Beau Geste” ihren Vorsprung aus, “Jolt 3” folgte. Gordon Ketelbys “Zen” (Crusing Yacht Club of Australia) trat das Gaspedal durch und schob sich in die Spitzengruppe, während Maximilian Klinks für die Royal New Zealand Yacht Squadron startende Botin 52 “Caro” und “Black Pearl” das Mittelfeld anführten. In der spannenden Schlussphase brachte “Beau Geste” ihre Führung knapp vor Peter Harrisons “Jolt 3” ins Ziel.
Nach der IRC-Korrektur aber schnappte sich “Jolt 3” mit nur drei Sekunden Vorsprung vor “Beau Geste” den Klassensieg. “Zen” wurde Dritte, knapp vor der Comeback-Crew auf “Django WR51”. Holger und Felix Streckenbachs TP52 “Imagine” und Daniel Baums Tison 48 “Elida” segelten auf die Plätze 12 und 13. Hier geht es zu den Zwischenständen in der Klasse AC 1.
Auch die AC2-Flotte erlebte einen spannenden Start, in dem sowohl Per Romans JPK 11.80 “Garm” (RORC Red) als auch Thomas Reineckes “Edelweiss” (Hamburg Sailing Team) zu früh dran waren. Beide starteten korrekt neu. Taavet Hinrikus' Mat 1220 “Nola” (KSSS) und Philippe Frantz' NMD 43 “Albator” (Yacht Club de France) gingen vom Pin-End ins Rennen, während sich Donald Thinschmidts Sydney GTS 43 “Abracadabra” (NYYC – Black Magic) bald darauf mit auffallend guter Amwind-Geschwindigkeit nach vorne katapultierte.
“Abracadabra” rundete die erste Tonne vor Karl Kwoks kleinerer Botin 41 “Beau Ideal” (RHKYC), Pierre Casiraghis Carkeek 40 “Jolt 6” (YCM) und Chris Frosts Carkeek 40+ “AMP-lifi” (RORC White). Vor dem Wind übernahm “Beau Ideal” die Führung. Das Spitzenquartett setzte sich vom Rest des Feldes ab. Auf dem letzten Vorwindkurs setzte sich “Beau Ideal” dann deutlich ab, holte die Line Honours vor “AMP-lifi” und “Jolt 6”.
Die große Überraschung brachte die IRC-Zeitkorrektur. Die für den KSSS startende “Nola”-Crew holte sich nach einem hervorragenden Start und harter Arbeit den Sieg mit über einer Minute Vorsprung. “Beau Ideal” wurde berechnet Zweite, “AMP-lifi” hielt den dritten Platz mit nur 13 Sekunden Vorsprung vor “Abracadabra”. Walter Watermanns GP 42 “X-Day” segelte auf Platz acht, Dirk Clasens Humphreys 39 “Ginkgo” auf Platz neun. Thomas Reineckes Millenium 40 “Edelweiss” erholte sich vom Frühstart nicht mehr – Platz 15. Hier geht es zu den Zwischenständen in der Admiral’s-Cup-Klasse AC 2.
Wir müssen sie überlisten, nicht übertrumpfen.” Aksel Magdahl
“Nolas” Taktiker Aksel Magdahl sagte nach dem Rennsieg: “Wir haben alles gegeben und es hat sich ausgezahlt. Wir wissen mit Blick auf Boote wie ‘Callisto’ und ‘AMP-lifi’, dass wir gegen Boote antreten, die besser bewertet sind und eine schnellere Beschleunigung haben. Der Sieg basiert auf Planung und Präzision. Wir sind stolz darauf, die Flaggen Estlands, Norwegens, Finnlands und Schwedens zu zeigen – das ist eine besondere Mischung. Es ist eine lange Regatta und wir sind gut gestartet. Bisher sind wir genau da, wo wir sein wollen.“ Wo alle Teams gerade stehen? Hier die Zwischenstände der Teamwertung beim Admiral’s Cup.
Gerade erst angefangen, hat der 24. Admiral’s Cup bereits seine Halbzeit erreicht. Für Donnerstag sind nach dem Rennausfall am Mittwoch sogar drei Rennen geplant, bevor die Serie nach einem weiteren Ruhetag dem Startschuss zum entscheidenden Rolex Fastnet Race am 26. Juli entgegenstrebt. Für die Kurzrennen am Donnerstag hatte die Wettfahrtleitung zunächst erwägt, aufgrund der erneut vorhergesagten leichten Winde in die etwas strömungsärmere Christchurch Bay umzuziehen.
Der Vorschlag aber war nach dem Feedback vieler Crews am Mittwochabend wieder vom Tisch. “Unter dem Strich bietet die Christchurch Bay nicht genügend Vorteile, um uns morgen das beste Racing zu ermöglichen. Ich habe deshalb entschieden, dass wir im Central Solent segeln. Das erste Ankündigungssignal erfolgt um 10.30 Uhr”, vermeldete Pricipal Race Officer Stuart Childerly via WhatsApp-Gruppe für alle Teilnehmer.
“Hier wird gut und klar für die Segler entschieden und kommuniziert”, freute sich Lars Hückstädt, dessen Crew für den Admiral’s Cup ein Team-Duo mit “Imagine” unter dem Dach des Regatta Verein Greifswald formiert hat. Auch wenn das Team nicht ganz vorne mitspielt, sind sie begeistert vom Revival der großen Regattaserie in britischen Gewässern. “Wir fühlen uns wohl und wollen das wahrscheinlich nochmal machen”, sagte Lars Hückstädt in Cowes.
Es geht darum, wer hier wirklich für alle Bedingungen das beste Konzept hat. Wie es ausgeht, werden wir erst nach dem Fastnet wissen.” Lars Hückstädt
Lars Hückstädt hat hier vor fast zwei Jahrzehnten fünf Jahre studiert, gelebt, hat viele alte Bekannte und gute Drähte in und um Cowes, ist ein Fan des Reviers. Seine Zwischenbilanz: “Der Admiral’s Cup ist sehr gut organisiert, bietet ein gutes Social-Programm, ist sehr Segler-freundlich. Und die Segelbedingungen sind einfach klasse!”
Am Admiral’s Cup gefällt Hückstädt auch die Vielseitigkeitsprüfung: “Du musst hier halt beides können: Inshore und Offshore. Unser Navigator Nick Cherry ist ein guter Inshore-Mensch, hat aber auch fünf Jahre Figaro gesegelt. Der kann beides.”
Inshore-Renntag zwei – was die Segler nach dem einzigen Rennen des Tages sagten: