Sechs deutsche Boote waren 22 Jahre nach der letzten Auflage in drei Teams ins Revival des Admiral’s Cup gestartet. Nach dem unglücklichen Mastbruch auf der TP52 „Red Bandit“ sind es noch fünf. Dirk Clasens Teamkameradin „Ginkgo“ muss den England-Gipfel fortan alleine erklimmen, weil „Red Bandit“ aus dem Rennen ist.
Zum bitteren “Red Bandit”-Aus am Vortag sagte Dirk Clasen am späten Abend nach dem eigenen intensiven Debriefing mit seiner Crew: „Das waren keine schönen Bilder. Wir haben es ja live gesehen. Sie waren qusai vor unserer Luvtonne. Da ist es passiert. Die Startkreuz für die große Klasse AC 1 ist immer ein bisscher länger als für die AC 2er. So, dass es zwei Luvtonnen gibt. Sie sind nicht mal bis zu ihrer hochgekommen. Vor unserer haben sie den Mast verloren. Wir mussten einmal drumherum fahren. Das hat nicht gestört, aber so kamen wir relativ nahe vorbei und konnten sehen, was da los war.“
Weiter sagte „Ginkgo“-Eigner Dirk Clasen aus Rellingen bei Hamburg im Admiral’s-Cup-Hafen von Cowes.„Das ist natürlich in erster Linie traurig für die ‚Red Bandit‘-Crew. Zum Glück ist bei unserem Teampartner die Crew unbeschadet geblieben. Darüber waren wir sehr froh. Trotzdem ist so ein Mastbruch ohne kurzfristige Optionen, wieder in so eine Serie einzusteigen, einfach nur großes Unglück. Wir wüschen den ‚Red Bandits‘ möglichst bald wieder einen Mast an Deck.”
Die „Ginkgo“-Crew hat ohne Partner-Boot keine Chance mehr auf das erhoffte gute Teamergebnis im Admiral’s Cup. Entsprechend hat sich die Mannschaft neue Ziele gesetzt. Nach Rang zehn im Channel Race und den Rängen elf und neun bei den ersten beiden Kurzrennen am Dienstag weiß Clasen, dass es auch besser geht. Zwischendurch war „Ginkgo“ während der Rennen auch mal in die Top-Fünf-Region vorgestoßen.
Wir wollen uns innerhalb unserer Gruppe AC 2 gerne noch ein Stück verbessern.“ Dirk Clasen
Die nächsten Chancen dazu bieten die seit Mittwochmittag laufenden beiden Kurzrennen. Hier geht es zum Tracking der Inshore-Rennen 3 und 4. „Wir wollen in Klasse 2 möglichst gut rauskommen. Und möglichst das beste Non-Profi-Team werden“, gibt Dirk Clasen das neue Motto vor. Wichtig wäre ihm auch, „dass die beiden JPKs nicht vor uns landen“. „Mal schauen, ob wir das hinkriegen“, so der Eigner und Steuermann vorsichtig optimistisch.
Gemeint sind damit die nach dem Channel Race und den ersten beiden Kurzrennen auf Platz sieben liegende italienische JPK 11.80 „Django JPK“, die einen Platz vor „Ginkgo“ liegende und für Großbritannien startende „JPK 11.80 „Garm“ und die hinter „Ginkgo“ (10. In AC 2) auf Platz 14 liegende JPK 11.80 „Sunrise“. „Das sind so Marken, die man sich aufs Gerüst legen und schauen kann, ob man sie überklimmen kann. Mal sehen…“, sagte Dirk Clasen.
Schwer zu knacken dagegen seien die GPs, so Clasen. „Die sind sehr leicht, haben ein hohes aufrichtendes Moment. Wenn die losgleiten, dann sind die einfach richtig, richtig ballerschnell. Die dann wieder einzuholen, ist schwierig“, erklärt Clasen. Ob die IRC-Vergütung hilft? Clasen sagt: „Ja, sie müssen uns was geben. Aber das können sie gut raussegeln, weil die eben ab 14 Knoten Wind ordentlich rutschen. Wir fangen erst so bei 17, 18 Knoten an, richtig gut zu fahren. Wir fahren bei 14 Knoten so zehn, elf Knoten. Aber da fahren die schon 13, 14 Knoten. Das ist ein bisschen ein anderes Spiel.“
Am zweiten Tag der dreitägigen Admiral‘s-Cup-Phase mit Kurzrennen erwarten die Crews etwas weniger Wind als am Vortag, wo im ersten Rennen bei etwa 16 Knoten, im zweiten bei um die 20 Knoten gesegelt wurde. Die beiden anderen deutschen Teams setzen die Serie im Solent von Platz zwölf und Platz 15 aus fort.
Dabei blickt im Team vom Regatta Verein Greifswald (91 Punkte) die Crew auf der GP 42 „X-Day“ auf die Ränge acht und 13 am Vortag zurück. Teampartnerin „Imagine“ hatte die Ränge 13 und 9 zum zwölften Platz in der Teamwertung beigesteuert. Das Hamburg Sailing Team (118 Punkte) mit Daniel Baums schönem Einzelbau „Elida“ und Thomas Reineckes Millenium 40 „Edelweiss“ lag nach drei Rennen auf Platz 15.
An der Spitze des Feldes tobt indessen wie in einer anderen Welt der erwartete Favoritenkampf. In der Admiral’s-Cup-Wertung führt Peter Harrisons potentes Team vom Yacht Club de Monaco (26 Punkte) vor dem Royal Hong Kong Yacht Club (27 Punkte) und – punktgleich – dem Yacht Club Costa Smeralda und der Royal New Zealand Yacht Squadron (beide 34 Punkte).
Die Profiteams schenken sich nichts. Das war in den Kurzrennen sehr gut zu beobachten, in denen jeder gelungene Schachzug belohnt, jeder kleine Fehler direkt bestraft wurde. Die IRC-korrigierten Zeitunterschiede fielen so knapp aus, dass auch Podiumsplätze nur um Sekunden entschieden wurden – ein Vollgas-Kampf auf dem Wasser, der auch Boris Herrmann begeistert. Seine Teamkameraden Will Harris und Cole Brauer geben Gas auf der Carkeek 40+ “Jolt 6”, bevor sie am 2. August nach dem Rolex Fastnet Race nach Kiel zum Start des Ocean Race Europe mit Team Malizia kommen.
Die Siegerboote an Tag eins waren in der Klasse AC 1 die Botin 56 „Black Pearl“ von Stefan Jentsch, Peter Harrisons TP52 Jolt 3. In Klasse AC 2 dominierte Jim Murrays B&C 42 „Callisto“ beide Kurzrennen des Tages. Die Crew behielt nach dem Auftaktsieg im Channel Race mit drei ersten Plätzen ihre weiße Weste. Zu den Zwischenständen in AC 1 geht es hier, zum Klassement in AC 2 hier. Die Teamwertung im Kampf um den Admiral’s Cup zeigt der gastgebende Royal Ocean Racing Club hier.
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“Das ist cool! Dieses Team-Event hat dem Sport lange gefehlt” – Stimmen der Admiral’s-Cup-Segler nach dem ersten Tag der Inshore-Phase: