Admiral’s Cup“Elida” ist die schönste Außenseiterin – ”Das andere ist die Formel 1”

Tatjana Pokorny

 · 18.07.2025

Daniel Baums "Elida" im Rolex Fastnet Race 2023 vor den Needles.
Foto: Paul Wyeth/RORC
Wenn am Samstag 22 Jahre nach der letzten Edition 2003 vor Cowes im britischen Solent-Revier der erste Startschuss zum Admiral’s-Cup-Revival und seinem Channel Race fällt, sind 15 Teams und 30 Boote gefordert. Als schönstes unter ihnen gilt Daniel Baums “Elida” vom Hamburger Segel-Club. Laut Eigner ist sie eher “krasse Außenseiterin” mit hochmotivierter Crew.

Im gut 10.000 Einwohner zählenden Seglerort Cowes auf der Isle of Wight toben die Vorbereitungen auf den Admiral’s Cup dem Auftaktrennen entgegen. Zwei Wochen vor der Cowes Week mit Zehntausenden Teilnehemern und Besuchern bereiten sich aktuell die Admiral’s-Cup-Crews auf die anstehenden Herausfordererungen vor. Der erste Startschuss fällt für die rund 350 Segler und Seglerinnen der Admiral’s-Cup-Crews in 15 Teams aus aller Welt am Samstag (19. Juli) um 10.20 Uhr Ortszeit (11.20 Uhr deutscher Zeit).

“Elida” bringt “edles Licht” im Hafen von Cowes

Es wird ein imposantes internationales Feld mit namhaften Booten, Eignern und prominent besetzten Crews aufkreuzen. America’s-Cup-Stars, Ocean-Race-Könner und Olympia-Asse sind mit von dieser mit Spannung erwarteten englischen Seesegelpartie. Deutschlands Offshore-Lover zollen ihrer traditionsreichen Liebe für den Admiral’s Cup und der Begeisterung fürs britische Segelrevier mit dem größten Kontingent Tribut: Drei GER-Teams sind mit jeweils zwei Booten am Start. Auffälligste Yacht im Hafen von Cowes ist Daniel Baums “Elida”. Der schmucke Holzeinzelbau fällt auf.

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Die Tison 48 war im Juli 2022 als erster Neubau der Jan Brügge Bootsbau GmbH vom Stapel gelaufen und in enger Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Offshore-Segler Baum entstanden. Die Idee war es, einen starken Offshore-Racercruiser zu bauen, der aber auch für Familientörns geeignet ist und in beiden Domänen maximal viel Segelfreude bietet. Die Bedeutung des Namens “Elida” passt zum Aufsehen erregenden Design, hat seinen Ursprung im Skaandinavischen und bedeutet “edles Licht”.

Zudem ist “Elida” auch eine Variante von Ellida, einer weiblichen Form des altnordischen Namens Elliði. Was wiederum der Name eines legendären Schiffes in der isländischen Mythologie war. Mit Elliði ist in der Übersetzung aus dem Altnordischen ein schnell segelndes Schiff gemeint. Inzwischen hat “Elida” auch bereits eine Reihe von Offshore-Regatten erfolgreich bestritten.

Mit dem Hamburg Sailing Team im Admiral’s Cup

Das hochmoderne Design mit seiner glänzend lackierten Mahagoni-Außenhaut formiert mit Thomas Reineckes Millenium 40 “Edelweiss” (Segel-Club Oevelgönne) das Hamburg Sailing Team. Die für den Hamburger Segel-Club startende “Elida” kreuzt mit erfahrener Seesegel-Crew um Daniel Baum auf, der Miteigentümer des Hamburger Yachtversicherungs-Konzerns Pantaenius ist.

Die Mannschaft weiß um die Leistungsdichte und die “schweren Geschütze”, die von der internationalen Konkurrenz für die Wiederauferstehung des Admiral’s Cup aufgefahren werden. Einen Tag vor Beginn des neu belebten Klassikers, der einst als inoffizielle Weltmeisterschaft für Hochseeteams fast bekannter war als der im gleichen Revier 1851 erstmals ausgetragene America’s Cup, sprach die YACHT mit Daniel Baum kurz vor dem Ablegen zum letzten Trainingslauf über die anstehende Herausforderung, die hochgerüstete Konkurrenz und eigene Stärken.

Admiral’s Cup: Daniel Baum im Interview

Daniel, morgen beginnt mit dem Channel Race der 24. Admiral’s Cup seit seiner Premiere 1957. Ihr seid mit “Elida” und Thomas Reineckes “Edelweiss” als Hamburg Sailing Team am Start. Was lockt Euch?

Der Admiral’s Cup hat eine lange und spannende Geschichte. Und ich mag es gerne, hier im Solent-Revier zu segeln. Wir segeln seit vielen Jahren in diesem Revier, sind ein paar Male Swan-Europameister mit “Elan” geworden. Wir haben jetzt auch mit James Gair (Red.: Gair hat bereits 14 Fastnet-Rennen und 13 Sydney-Hobart-Rennen bestritten) den Taktiker dabei, den wir damals immer hatten. Er ist ein ‘Local’, hat hier ein eigenes Boot, segelt jeden Tag und kennt den Solent sehr, sehr gut.

Deine weitere Crew für den Admiral’s Cup?

Unsere Crew ist mit dem ‘Elida’-Neubau auf natürliche Weise gewachsen. Wir segeln seit zweieinhalb, drei Jahren in dieser Zusammensetzung. Wir haben keine Rockstars wie auf den ‘Jolts’, bei den Italienern oder in anderen Teams. Wir sind Familie, Freunde, auch Bootsbauer, zwei, drei Leute aus der alten ‘Elan’-Crew. Und eben Leute, die dabei waren, als das Boot entstanden ist. Da ist eine hohe Identifikation mit dem Boot. Alle haben Bock.

Du bist aber recht beeindruckt von der internationalen Konkurrenz?

Die haben alle 20 Shore-Crew, sind durchorganisiert und putzen mit 30 Mann ihr sowieso schon perfektes Unterwasserschiff. Wenn du eine Olympia-Regatta im 470er segelst, dann ist das Unterwasserschiff so gut wie vom monegassischen Billionär, der gegen den italienischen Billionär antritt. Dann ist da noch Niklas Zenström, der sein Skype macht. Das sind so Vergleiche… Wir sind ganz einfach mit dem schönsten Boot gekommen. Manche kommen und fragen, ob es angemalt sei. Oder, ob ein Künstler es gemacht hat. Leute mit Ahnung schauen es sich genauer an und sagen, es ist das schönste Boot, das sie je gesehen haben.

Auch, weil es anders ist als alle anderen?

Es ist ein Boot, das es so noch nie gab. Na, in den Siebzigern gab es das mal. Wie beispielsweise die ‘Opposition’ (Redaktion: Ex-”Morning Cloud II” vom früheren britischen Premierminister und Admiral’s-Cup-Gewinner 1971, Edward Heath). Das ist auch so ein Sparkman & Stephens-Schiff, eben auch cold-moulded (Red.: formverleimt). Viele lassen sich jetzt oft überteuerte Boote aus Holz bauen, die dann aber eher so aussehen wie Teeclipper. Das ist ja nichts Modernes. Die Idee von ‘Elida’ war es, alte Materialien, aber ein modernes Design zu wählen. Wir sind sehr, sehr zufrieden mit unserem Boot. Es ist wirklich toll!

Was sind die Stärken deiner Schönheit bei dieser Herausforderung mit hohem Offshore-Anteil, aber auch küstennahen Kurzrennen?

Die liegen schon eher im Offshore-Bereich. Weil wir mit dem Fastnet vor zwei Jahren, Rund Skagen und in diesem Jahr auch mit dem HOT in der Nordsee mehr offshore gesegelt sind. Das Boot ist auch mehr für offshore ausgerichtet. Mit Soft Tanks an der Fock. Die anderen fahre ja alle irgendwelche Tuff Luffs und sowas. Unsere Stärke liegt sicher auch in der zusammengewachsenen Crew.

Habt Ihr Vergleiche mit der Konkurrenz?

Wir sind gegen solche Boote noch nie gesegelt. Ich glaube, dass ‘Elida’ bei wenig Wind schon auch gut ist. Aber ja, die anderen sind wirklich die Formel 1. Ich weiß nicht, ob die IRC-Formel das dann so hinkriegt. Und wahrscheinlich segeln sie auch dreimal so gut wie wir. Das sind alles Profis, Olympiasieger…

Wie erfahrt Ihr die Stimmung vor Ort?

Alle sind superfreundlich, supernett. Der Admiral’s Cup ist eine schöne Tradition und wir empfinden es als Privileg, hier dabei sein zu dürfen. Aber wir machen uns auch nichts vor: Ich glaube, wir sind krasse Außenseiter. Wenn es nach dem Geld geht, wer hier vorne und hinten ist, dann werden wir mit tausendprozentiger Wahrschlichkeit Letzte. Aber schauen wir mal. Man muss ein bisschen verrückt sein, um das hier zu machen. Aber wir haben Bock! Deshalb machen wir das jetzt.

Siehst Du klare Favoriten für den Admiral’s Cup?

Ich glaube – weil sie als Team so lange zusammen sind und auch die ORC-WM vor Kiel gewonnen haben –, dass ‘Beau Geste’ bei den großen Booten zu den Favoritinnen zählt. Und dann ist da noch ‘Caro’ mit den Neuseeland-Profis. Das ist schon alles sehr, sehr hochklassig. Und diese Jolt-Leute sind auch alle super. Es ist schwer zu sagen, wer da am Ende wirklich vorne ist. Die Italiener haben inzwischen ihre Trimmklappe wieder zugekleistert, vermutlich, weil sie dafür unter IRC zu sehr bestraft werden. Es hieß ja immer, dass diese Wallyrocket Wasserballst und eine Trimmklappe hat… Die haben sie nun zugemacht.

Gestern Abend war das Skipper’s Briefing. Was ist bei Euch heute am letzten Tag vor dem Start ins Channel Race noch geplant?

Wir gehen jetzt segeln, müssen ja auch mal trainieren. Da geht’s jetzt gleich los.

Revival! Der Admiral’s Cup ist 22 Jahre nach seiner 23. Edition und einer langen Pause zurück:

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