8. RORC Transatlantic RaceImoca-Feuertaufe bestanden: Berliner Segler im Transat-Ziel

Tatjana Pokorny

 · 24.01.2022

8. RORC Transatlantic Race: Imoca-Feuertaufe bestanden: Berliner Segler im Transat-ZielFoto: James Mitchell/RORC
Die "Rosalba"-Crew im Ziel (v.r.): Skipper Richard Tolkien, Neal Brewer und Frank Sturm

"Ich würde es sofort wieder machen", sagt der 59-jährige Frank Sturm. Hinter ihm liegen 3400 Imoca-Seemeilen auf Richard Tolkiens "Rosalba" über den Atlantik

Für eine Top-Platzierung hat es nicht gereicht, wohl aber für "viel Spaß, den Gang an die Grenzen und ein sehr intensives Erlebnis": Der Berliner Frank Sturm hat am Wochenende mit "Rosalba"-Skipper Richard Tolkien und Neal Brewer das Ziel des 8. RORC Transatlantic Race erreicht. Das Trio beendete den Sprung über den großen Teich auf der betagten, gut zwei Jahrzehnte alten Imoca nach gesegelter Zeit auf Platz 17 im noch nicht finalen Klassement. Das war zunächst Platz 19 in der IRC-Wertung nach berechneter Zeit wert. Viel wichtiger als die Platzierung waren der britisch-deutschen Crew das Erlebnis und das Ankommen. Letzteres gestaltete sich auch im Schlussspurt bei einem knapp verlorenen Duell mit der Volvo 60 "Challenge Ocean" noch einmal hochspannend. Im Zielhafen von Grenada in der Camper and Nicholsons Port Luis Marina feierte die "Rosalba"-Crew die glückliche Ankunft.

  Atlantische Impression von Bord der "Rosalba". Am Horizont ist ein karibisches Party-Boot zu sehen, das für die "Rosalba"-Crew über mehrere Tage in Sicht bliebFoto: Team Rosalba
Atlantische Impression von Bord der "Rosalba". Am Horizont ist ein karibisches Party-Boot zu sehen, das für die "Rosalba"-Crew über mehrere Tage in Sicht blieb

Für Skipper Richard Tolkien war es bereits die achte Transatlantik-Überquerung, für Mitsegler Neal Brewer, dessen Mutter aus Hamburg stammt, die vierte. Frank Sturm, dritter Mann im Bund der Freunde und seit dem 10. Januar und dem Geburtstagsfest auf See 59 Jahre alt, erlebte seine Transatlantik-Premiere. "Ich würde es sofort wieder machen", sagte Sturm nach 13 Tagen, 21 Stunden, 5 Minuten und 37 Sekunden Renndauer. Der in Berlin lebende Segler stammt ursprünglich aus Kornwestheim bei Stuttgart, lebt aber seit 1993 im Osten Berlins. Seine Liebe zum Seesegeln hat er spät entdeckt, lebt sie seit einigen Jahren mit mehreren tausend Seemeilen jährlich intensiv aus. Sein Name begleitet ihn dabei als gutes Omen. "Angst vor Sturm habe ich naturgemäß nicht, Respekt aber schon", sagt Frank Sturm augenzwinkernd.

  Unter Deck an Bord der mehr als zwei Jahrzehnte alten Imoca "Rosalba"Foto: Team Rosalba
Unter Deck an Bord der mehr als zwei Jahrzehnte alten Imoca "Rosalba"

"Wir hatten eine richtig schöne Tour"

Dass sein Team über weite Kursabschnitte "relativ tief gesegelt" sei, habe das Leistungsvermögen der Imoca "Rosalba", der Skipper Tolkien einen umfangreichen Refit hatte zuteil werden lassen, nicht gerade gestärkt. Sturm erzählt: "Der Windwinkel lag in der Regel bei 145 TWA true. Die Möhre läuft aber bei 120 erst richtig gut. Wenn du 17 Knoten Wind hast, kriegt man das Boot auf 15, 16 Knoten hoch. Ohne den richtigen Winkel verlierst du leicht 50, 60 Seemeilen am Tag." Verloren hat die Mannschaft schon früh im Rennen auch ihr altes A3-Segel, das weitere Performance gekostet hat. "Das ist ein etwa 15 Jahre altes 'Artemis'-Segel. Da kann man dann auch nicht meckern, dass es jetzt mal delaminiert. Unsere Platzierung war letztendlich nicht der ausschlaggebende Faktor. Wir sind ja kein Profi-Team. Wir hatten eine richtig schöne Tour", bilanziert Sturm nach seiner ungewöhnlichen Transatlantik-Feuertaufe.

  Keine leichte Aufgabe: Segelreparatur an Bord der "Rosalba"Foto: Team Rosalba
Keine leichte Aufgabe: Segelreparatur an Bord der "Rosalba"

Die "Rosalba" hat den Zielhafen in einem "insgesamt sehr guten Zustand" erreicht. Dabei sorgte Frank Sturm als Hobby-Koch regelmäßig für das leibliche Wohl seiner britischen Crew-Kameraden. Mit Neal Brewer konnte er sich sogar auf Deutsch unterhalten, denn die Mutter des Briten stammt aus Hamburg. "Ich bin technisch ganz gut organisiert. Wenn da mal eine Vokabel fehlte, konnte Neal übersetzen. Das war sehr hilfreich", berichtet Frank Sturm. Zweimal hat das Trio das Jib Top reparieren müssen – was bei einem 25 Meter langen Tuch auf einem knapp über 18 Meter langen Boot eine Herausforderung war. Die "Rosalba" selbst aber habe sich auch in den stürmischen Auftaktbedingungen "sehr gut" gehalten. Tolkien hat das Boot, das nach seinem Bau 2001 als "Hexagon", "Pindar", "Cheminées Poujoulat", "Pinder Alphagraphics", "Artemis Pindar" und "Artemis" eine wechelvolle Geschichte erlebt hat, technisch und seglerisch gut im Griff. Und das nächste Rennen ist für Tolkien und Sturm sowie weitere Mitsegler mit der RORC Caribbean 600 Ende Februar von Antigua aus schon in Sicht. Dafür wollen sie vorab noch weiter trainieren.

  Frank Sturm aus Berlin bei seiner Transatlantik-PremiereFoto: Team Rosalba
Frank Sturm aus Berlin bei seiner Transatlantik-Premiere
  Gekocht wurde im Transatlantik-Rennen dank Frank Sturm oft auf hohem NiveauFoto: Team Rosalba
Gekocht wurde im Transatlantik-Rennen dank Frank Sturm oft auf hohem Niveau

Während die "Line Honors" für die schnellsten Mehr- und Einrumpf-Boote im 8. RORC Transatlantic Race längst vergeben sind, dauert der Kampf um die Top-Platzierungen weiter an. Die kleine JPK 10.10 hatte am Montagmorgen noch immer knapp 90 Seemeilen bis ins Ziel zu absolvieren. Ihre Zweihand-Crew lag zu diesem Zeitpunkt nach berechneter IRC-Zeit auf Platz sechs. Hier geht es zum Tracker und den Zwischenständen in allen Wertungsdivisionen (bitte anklicken!).

  Nach dem Rennen ist für die "Rosalba" vor dem Rennen: Als nächste Regatta steht mit der RORC Caribbean 600 ein weiterer Klassiker auf dem ProgrammFoto: Team Rosalba
Nach dem Rennen ist für die "Rosalba" vor dem Rennen: Als nächste Regatta steht mit der RORC Caribbean 600 ein weiterer Klassiker auf dem Programm