69F AcademyWie kleine America's-Cupper: Einrumpf-Foiling für alle

Tatjana Pokorny

 · 11.10.2019

69F Academy: Wie kleine America's-Cupper: Einrumpf-Foiling für alleFoto: 69F Team
69F im Einsatz auf dem Gardasee

Olympiasieger Santi Lange ist mit von der Partie, die Argentinier Nahuel Wilson und Laureano Marquinez haben gezeichnet: der neue 69F und die Academy-Idee

Von Argentinien nach Europa: Die America's-Cup-erfahrenen Designer Nahuel Wilson und Laureano Marquinez, unter anderem ins ehemalige Artemis-Projekt involviert, haben in Zusammenarbeit mit namhaften Seglern ihres Landes und einer Reihe italienischer Experten einen 6,90 Meter langen Einrumpf-Foiler entwickelt und bieten dazu auch gleich ein Ausbildungs- und Regatta-Konzept an.

  69F im Einsatz auf dem GardaseeFoto: 69F Team
69F im Einsatz auf dem Gardasee

Das Boot soll von Drei-Personen-Crews sicher und leicht zu segeln sein und wirkt auf den ersten Blick wie eine stark vereinfachte Miniatur-Version der aktuellen America's-Cup-Yachten. Die Idee zur 69F hatten die Argentinier nach Einführung der neuen AC75-Klasse für den 36. Cup-Zyklus. Das neue Design soll nach Auskunft seiner Väter die Brücke zwischen den schnellsten Verdrängungsklassen und einem echten foilenden Sportboot schlagen. Zugunsten einfacherer Manöver und sicherer Fahrt nutzt die dreiköpfige Crew Ausleger statt Trapeze. Ausgestattet ist es mit V-förmigen, aufholbaren Foils, einem Ruder mit T-Profil an der Unterkante, einem Hubkiel, 40 Quadratmetern Amwind-Segelfläche und 78 Quadratmetern Vorwind-Fläche, die das Boot mit einem Gewicht von 350 Kilogramm plus Crew (270 Kilogramm) beschleunigen.

Schöne Gardasee-Impressionen und der Olympiasieger im Einsatz

Das bereits aufgesetzte Regatta-Konzept sieht für das Jahr 2020 vier Regatten in vier Revieren vor, die zusammen den 69F Cup ergeben sollen. Im Anschluss daran ist für die Finalphase der 69F Super Cup geplant, der in der Wintersaison 2020/2021 in noch nicht näher definierten "wärmeren Gefilden" ausgetragen werden soll. Alle Austragungsorte und der genaue Zeitplan sollen demnächst bekanntgegeben werden.

  Nass werden kann es ganz offensichtlich auf der 69FFoto: 69F Team
Nass werden kann es ganz offensichtlich auf der 69F

Zusätzlich bietet das international operierende 69F-Team einige gute Ideen für Neueinsteiger wie die "Pay per use"-Nutzung: Interessierte Segler müssen nicht Eigner werden um die 69F zu segeln. Die Produzenten haben bereits sechs Boote für einen OneDesign-Circuit finanziert, der 2020 mit eigenem Programm und Regelwerk durchstarten soll. Sie nennen ihr 69F-Paket das "Six Pack". Es soll logistisch, organisatorisch und technisch autark und mobil sein und im Mittelmeer und auf europäischen Binnenseen aktiv werden. Wer dabei sein will, zahlt die entsprechenden Gebühren und mietet damit das "Ready to Race"-Boot. Dabei wird jede Regatta mit einer 69F-Academy eröffnet, die den Teilnehmern die Gelegenheit zum Vorab-Training gibt. Die Rennen stehen Amateuren und Profis offen. Wer teilnehmen will, benötigt eine 69F-Lizenz, die bei der 69F Academy erworben werden kann.

  Schöne Studie der 69FFoto: 69F Team
Schöne Studie der 69F

Was Olympiasieger Santi Lange mit allem zu tun hat? Der argentinische Goldmedaillengewinner, der 2015 eine schwere Krebserkrankung überstand und 2016 in Rio de Janeiro Gold im damals noch nicht, aber heute foilenden Katamaran Nacra17 gewann, war schon in die Entwicklungs des 69F involviert und zählt gemeinsam mit weiteren 69F-Teammitgliedern zu den Ausbildern in der künftigen 69F Academy, wobei es insbesondere ums Foiling geht. Seiner Meinung nach benötigt der Segelsport zur Steigerung seiner Popularität eine breiter angelegte Herangehensweise und "Vereine mit offenen Türen für den Nachwuchs, aufregende Boote, weniger Regelwerk, weniger Taktik, weniger Theorie und mehr Spaß".

Lange ist überzeugt, dass dem Foilen die Zukunft des Segelsports gehört. "Die Menschheit hat doch immer vom Fliegen geträumt", sagt Lange. Entsprechend der Slogan der 69F Academy: "Komm und flieg mit uns!" Die ersten Academy-Einsätze haben im Gardasee-Revier des Fraglia Vela Malcesine Yacht Club schon stattgefunden. Dabei sind auch die Bilder für diesen Beitrag entstanden. Lange selbst wird allerdings nicht bei allen Academy-Gelegenheiten im Einsatz sein können, denn der 58-Jährige bereitet sich erneut und intensiv auf seinen nächsten olympischen Einsatz in Enoshima vor. Vertreten werden ihn unter anderem seine ebenfalls im 49er olympisch agierenden Söhne und weitere namhafte Spitzensegler.

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  Monohull auf "Stelzen": die 69F im Foiling-ModusFoto: 69F Team
Monohull auf "Stelzen": die 69F im Foiling-Modus