Tatjana Pokorny
· 23.06.2021
Leichte Winde sind die Herausforderung der Dänemark-Rallye 2021 von und nach Aarhus. Zur Halbzeit des Rennens hat sich das Feld weit verteilt
Die Interessen sind beim neuen Round Denmark Race inshore 2021 von und nach Aarhus gut verteilt: 21 Einhandsegler, 21 Zweihand-Crews und 20 größere Mannschaften sind in die 650 Seemeilen lange Sommer-Rallye gestartet. Die Solisten waren schon am 19. Juni bei zunächst traumhaft schönen Segelbedingungen auf den Kurs geschickt worden. Die "2Star"-Teams und die größeren Crews folgten am Montag in zunächst flauen Winden und dann mit einem flotten Ritt in Richtung Skagen. Entsprechend weit hat sich das Feld der 62 gestarteten Boote inzwischen verstreut.
Diese Dänemark-Rallye mit ihrem bildschönen Start- und Zielhafen Aarhus – der angesagten nordeuropäischen Segelstadt mit ihrem neuen Segelzentrum – fordert ihre Teilnehmer mit teilweise extremen Bedingungen. Im notorischen Kattegat beispielsweise wurden die Einhandsegler plötzlich von Winden bis zu 35 Knoten überrascht, die wie aus dem Nichts gekommen waren. Die "2Star"- und Mannschaftssegler dagegen fanden sich in einem Vakuum wieder und hatten damit zu kämpfen, bis sie nach und nach von einer ganz leichten Brise erlöst wurden. Am besten kam in der Folge Philipp Kadelbachs Crew auf "Rafaele" wieder in Fahrt. Doch auch die schnelle Elliott 52 SS schaffte bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von weniger als sechs Knoten gerade mal 100 Seemeilen in 18 Stunden.
Zu den schnellsten "2Star"-Teams zählten zum Auftakt erwartungsgemäß die Dragonfly 800 "Tri" mit Lars und Jon Kämpfe sowie die erst ein Jahr alte JPK 10.30 "Ratzfatz4" mit den erfahrenen und gut befreundeten Regattaseglern Andreas Rohde und Stefan Knabe. Die Boote führten ihre Flotte am nordöstlichen Zipfel der Insel Anholt auf Kurs Süd an, als "Rafaele" in den Øresund einsegelte. Zu kämpfen hatten Jan Heinze und Peter Sorowka auf ihrer Dehler 30 od. Ihr Routing hatte sie zu einem Alleingang östlich von Læsø verlockt, während die komplette Flotte die Insel im Westen passierte – ein Fehler, der das ambitionierte Duo aus Hamburg und Wedel zunächst weit zurückwarf.
Mini-Transat-Segler Jan Heinze berichtete: "Wir haben auf unser Routing vertraut, welches uns genau da hin geführt hat. Da wir ganz vorn im Feld waren, konnten wir uns schlecht an anderen, gleichstarken Booten orientieren und haben einfach dem Routing vertraut. Es war aber ein Fehler, nicht auf seinen Instinkt und vor allem die Risiken gegenüber dem Feld zu achten. Als wir gemerkt haben, dass alle (!) westlich von Læso segeln, konnten wir schon gar nicht mehr zurück. Das haben wir nun teuer bezahlt." Der erhebliche Rückstand stachelte den Kampfgeist des Duos aber erst richtig an. Ihr Verfolger-Motto ist auf dem Großbaum zu lesen: "Inch by Inch". Es stammt aus dem Al-Pacino-Film "On any given Sunday". Die Botschaft erklärt Heinze: "Ich habe das an den Baum geschrieben. Wir geben keinen Viertelknoten mehr her. Wir kämpfen um jede Meile. Es ist noch Zeit, nach vorn zu segeln. Der Fehler war so ärgerlich, ist jetzt aber abgehackt. Wir holen uns die Flotte wieder." Wenig später konnte die "Calle"-Crew am späten Dienstagnachmittag mit etwas über acht Knoten Speed die schnellste Geschwindigkeit der Flotte vermelden. Die Aufholjagd, bei der sich die beiden Segler alle 20 Minuten am Steuer abwechseln, dauert an.
An der Spitze der Flotte bemühten sich zeitgleich die Einhandsegler auf der Kreuz zwischen Dänemark, Schweden und Deutschland um den besten Kurs nach Westen. Dabei wahrten drei Boote ihre mittige Kursposition: Jan Hansens Figaro 2 "The Beast", Anders Johansens JPK 0.30 "Beluga" und Anders Nybergs "Embla". Die rechte Seite besetzte Harmen de Jongs holländische HOD 35 "Xtra Hod", auf die linke Seite setzte Peter Cederberg mit seiner Seascape First 27 "Let’s Sea". Am Mittwochmorgen hatte "Embla" nordwestlich von Rügen in der Zwischenwertung knapp die Bugspitze vor "The Beast". Es bleibt spannend da draußen: Wird Philipp Kadelbachs "Rafaele" die führenden Einhandsegler noch einholen können? Die Top-Solisten müssen entsprechend des neuen Reglements auf dem Weg in den Start- und Zielhafen noch mindestens einmal, vielleicht sogar zweimal acht Stunden pausieren. Ihr Vorsprung war von anfangs 270 zur Halbzeit bereits auf unter 150 Seemeilen geschrumpft.