52 Super SeriesWM voraus – ”Platoon Aviation”-Crew bereit zur Titelverteidigung

Tatjana Pokorny

 · 15.07.2024

Solche Traumbilder entstanden bei der Newport-Trophy im vergangenen Monat. Jetzt beginnt im selben Revier die TP52-Weltmeisterschaft
Foto: Nico Martinez/52 Super Series
Für Harm Müller-Spreers Team hatte die zwölfte Saison der 52 Super Series holprig begonnen. Weil die neue TP52 des Hamburgers erst kurz vor der ersten Regatta ins Wasser ging, blieb den Weltmeistern von 2023 kaum Zeit zum Kennenlernen. Die Quittung kam mit Platz sieben für “Platoon Aviation” prompt. Bei der zweiten Regatta in Newport lief es bis zur Kollision mit einem “Ufo” im vergangenen Monat schon besser. Jetzt ist das zerborstene Ruder ersetzt, ein paar weitere Änderungen vorgenommen und das Team bereit für die Titelverteidigung

In Newport laufen die letzten Vorbereitungen für die TP52-Weltmeisterschaft, die gleichzeitig das dritte der fünf Events der zwölften Saison der 52 Super Series 2024 markiert. Der Startschuss zur hochkarätigen Titelserie fällt am Dienstag. Am Montag bestritten die WM-Crews ihre letzten Testrunden zum Warmlaufen im prominenten US-Revier. Dazu liefen auch “Platoon Aviation”-Steuermann Harm Müller-Spreer, sein italienischer Taktiker Vasco Vascotto, Stratege Jordi Calafat und die Crew mit dem Kieler Michael Müller und dem Österreicher Gerd Habermüller aus.

52 Super Series: Mehrfach-Weltmeister im Spiel

Zehn Teams aus sieben Ländern treten zum Einrumpf-Powerplay auf höchstem Niveau an. Nachdem die thailändische Whitcraft-Familie vom Team Vayu vor drei Wochen im selben Revier die XS 52 Super Newport Trophy gewonnen hat, ziehen sich die Hoffnungen auf den WM-Sieg durch die gesamte Flotte. Drei Teams haben den Weltmeistertitel schon mindestens einmal gewonnen, doch keines hat sich bislang in dieser noch jungen Saison als dominanter Favorit hervorgetan. Weder Doug DeVos’ Team Quantum Racing Powered by American Magic (USA) noch Harm Müller-Spreers “Platoon Aviation” oder Takashi Okuras “Sled” können sich einer Podiumsplatzierung sicher sein.

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Wir treten auf jeden Fall an, um unseren Titel zu verteidigen” (Harm Müller-Spreer)

Was nicht bedeutet, dass nicht alle drei Teams und weitere Mannschaften der 52 Super Series mit Titel- und Medaillenhunger zur WM antreten. Der dreimalige TP52-Weltmeister Harm Müller-Spreer sagte im Gespräch mit YACHT online am Montag ohne Zögern: “Wir treten auf jeden Fall an, um unseren Titel zu verteidigen.” Das vor wenigen Wochen vor Newport bei der Kollision mit einem unbekannten Unterwasserobjekt (”Ufo”) zerborstene Ruder der “Platoon Aviation” hat das Team durch ein neues ersetzt und einige weitere Veränderungen am neuen Botin-Design vorgenommen, die sie aber erst einmal für sich behalten wollen.

Harm Müller-Spreer sagte in Newport: “Ich bin sehr positiv gestimmt. Wir haben echten Kampfgeist in diesem Platoon-Aviation-Team. Wir segeln schon so lange zusammen, dass wir wissen, was es braucht, um zu gewinnen. Und ich glaube fest daran, dass wir hier gewinnen werden. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir das neue Boot kennengelernt haben. In Newport hatten wir im letzten Monat das Gefühl, dass wir wirklich am Ziel sind, als wir dann das Ruder beschädigt haben. Aber jetzt sind wir da. Wir sind Kämpfer und zuversichtlich. Das ist im Sport so wichtig, so auch bei dieser Weltmeisterschaft."

Neue “Platoon Aviation” auf WM-Kurs

Sein Team, so der Hamburger Unternehmer vom Norddeutschen Regatta Verein, gehe jede Wettfahrt an, um sie zu gewinnen. Das neue Boot mit dem etwas voluminöseren Bug hätten seine Crew und er selbst erst in den Griff bekommen müssen. Harm Müller-Spreer sagte: “Es verhält sich ganz anders als das alte Boot. Daran musst du dich erst einmal gewöhnen. Du musst das Boot segeln lernen. Es muss optimiert werden, denn in dieser Klasse sind schon minimale Unterschiede kriegsentscheidend.” Die neue “Platoon Aviation” habe beispielsweise bei acht, neun Knoten am Wind “etwas mehr aufrichtendes Moment, ist vielleicht ein bisschen stabiler”, so Harm Müller-Spreer.

Zu den Teams der 52 Super Series, die kurz davor stehen, eine Regatta – in diesem Fall die Weltmeisterschaft – zu gewinnen, zählt auch Tony Langleys “Gladiator”. Der unter britischer Flagge segelnden Crew um den argentinischen Steuermann und dreifachen TP52-Weltmeisters Guillermo Parada fehlten bei der XS 52 Super Series Newport Trophy im vergangenen Monat nur zwei Punkte zum Sieg.

Im Moment gewinnen wir Rennen, aber wir hatten noch nicht die perfekte Woche” (Guillermo Parada)

Auch Parada ist davon überzeugt, dass seine Crew das Zeug zum WM-Titel hat, sagte lächelnd: “Warum nicht? Wir mögen den Veranstaltungsort, aber wir müssen über die ganze Woche ein wenig konstanter sein. Das ist es, was uns noch fehlt. Hoffentlich können wir das jetzt zum richtigen Zeitpunkt schaffen. Wie groß diese Chance ist, hängt davon ab, wie gut wir unsere Arbeit machen. Ich denke, Team Vayu hat uns allen bewiesen, dass die Flotte jetzt so eng beieinanderliegt, dass die meisten von uns in einer guten Woche eine gute Chance haben, einen Event zu gewinnen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, konstant zu sein. Im Moment gewinnen wir Rennen, aber wir hatten noch nicht die perfekte Woche. Wir müssen die vermeidbaren Fehler abstellen.”

Hasso und Tina Plattner mit “Phoenix” in Newport

Die Vielfach-Sieger vom gastgebenden New York Yacht Club dagegen waren ausgerechnet bei der ersten Newport-Regatta im Heimatrevier gestrauchelt. Da schwächelte das US-Team Quantum Racing powered by American Magic von Doug DeVos im falschen Moment. Nachdem sie die ganze Woche über in Führung gelegen hatten und zum Regattasieg nur noch einen soliden Finaltag gebraucht hätten, verpatzten die Favoriten die letzten beiden Rennen gründlich. Sie gaben nicht nur 19 Punkte ab, sondern auch die Trophäe, an der sie schon eine Hand hatten.

Dennoch bleiben die Amerikaner eine starke Kraft in der 52 Super Series. Sie haben mehr Pötte und Medaillen gewonnen als jedes andere Team der 52 Super Series. Seit dem 2008 vor Lanzarote gewonnenen ersten WM-Titel haben die Segler um Doug DeVos sechs weitere geholt, zuletzt 2022 in Cascais. “Wir haben festgestellt, dass wir uns bei den letzten beiden Regatten am Finaltag sehr schwer getan haben. Wahrscheinlich haben wir als junger Nachwuchs in der Aufregung mit dem Sieg vor Augen zu sehr versucht, perfekt zu sein. Wir haben das überarbeitet und werden disziplinierter sein. Wenn wir wieder in dieser privilegierten Lage sind, werden wir uns an die Abläufe halten, die offensichtlich funktionieren”, sagte Skipper und Taktiker Victor Diaz de Leon.

Schon die erste Regatta vor Newport wurde von vielen Teilnehmern und Beobachtern als Erfolg gewertet. Das von der 52 Super Series gewählte Regattarevier ist neu für die Flotte und erwies sich als sehr offen, mit vielen verschiedenen Merkmalen, die ins strategische Spiel einzubeziehen sind. Dazu zählen nicht zuletzt die Strömungen und die Druckveränderungen, wenn der Wind in die Seebrise übergeht. Die Bedingungen erprobte am Montag auch Tina Plattner in den Übungsrennen am Steuer der “Phoenix”. Hasso und Tina Plattner sind mit ihrem Team um den dreimaligen TP52-Weltmeister Ed Baird im WM-Einsatz. Die Titelserie endet am 20. Juli.

470er-Champ Luise Wanser ist Co-Kommentatorin

Erstmals wird 470er-Weltmeisterin Luise Wanser in dieser WM-Woche vor Newport als Co-Kommentatorin im Einsatz sein. Als Beobachterin und rasende Live-Reporterin wird die 27-Jährige vom Norddeutschen Regatta Verein an der Seite des bekannten Chef-Kommentators Andi Robertson auf dem Wasser unterwegs sein und direkt vom Geschehen auf dem Kurs berichten.

Der Rückblick auf die XS 52 Super Series Newport Trophy im vergangenen Monat – im selben Revier geht es jetzt bei der WM vom 16. bis zum 20. Juli zu Sache:

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