Tatjana Pokorny
· 07.05.2023
So hatten sich Harm Müller-Spreer und seine Crew um Taktiker Vasco Vascotto den Start in die neue Saison der 52 Super Series nicht vorgestellt. Nach Rängen zwischen 1 und 10 und einer Achterbahnfahrt durchs Ranking reichte es in der Endabrechnung der eher leichtwindigen Segelwoche von Saint-Tropez für “Platoon” nur zu Platz sieben
Die 52 Super Series ist vor Saint-Tropez in ihre elfte Saison durchgestartet. Im Mittelmeer trafen sich elf Teams zum ersten Gipfel des Jahres. Als Favoriten kreuzten die drei Besten aus dem Vorjahr auf: Das US-Team Quantum Racing, dessen Kernteam nun allerdings für die Vorbereitung auf den America’s Cup 2024 ins Partner-Team American Magic gewechselt ist und ersetzt werden musste. Dazu die “Phönix” von Hasso und Tina Plattner und Harm Müller-Spreers TP52 “Platoon”.
Diesem leistungsstarken Trio wird auch in der Saison 2023 viel zugetraut. Doch zunächst kam es in der eher leichtwindigen Woche ganz anders … Es siegte die türkische “Provezza” vom Ergin Imre vor Doug DeVos Rennstall Quantum Racing und – das war besonders überraschend – Tony Langleys “Gladiator”. Im vergangenen Jahr waren die Briten noch Letzte der Saisonmeisterschaft.
Nur auf Platz sieben schaffte es das Erfolgsteam von Harm Müller-Spreer (Norddeutscher Regatta Verein), das die Saison wie schon in der zweiten Halbzeit des vergangenen Jahres mit dem italienischen Taktiker Vasco Vascotto bestreitet. Dabei hatte die “Platoon”-Crew in den drei Trainingsrennen vorab souverän agiert, dreimal Top-Drei-Ergebnisse eingefahren und sich zufrieden über die Modifikation des Kiels im Winter geäußert.
Noch schwächer eröffneten die Vize-Meister von 2022 die Saison: “Phoenix” kam beim Gastspiel der 52 Super Series in Saint-Tropez mit Neu-Taktiker und Nacra-17-Olympiasieger Santi Lange nicht über Platz neun hinaus. Der Argentinier tritt die schwere Nachfolge von Superstar Tom Slingsby an, der “Phoenix” im vergangenen Jahr befügelt hatte, für dieses Jahr aufgrund von Terminüberschneidungen mit dem SailGP und anderen Herausforderungen aber passen musste.
Für die Ausgewogenheit in der Flotte der 52 Super Series sprach in Frankreich, dass sechs der elf teilnehmenden Teams mindestens eines der acht Rennen gewinnen konnten. “Provezza” allerdings kam nicht einmal als erstes Boot ins Ziel.
Vielmehr war die Konstanz der türkischen TP52 in Winden zwischen fünf und 20 Knoten entscheidend. Schließlich war die Mannschaft von Ergin Imre am Finaltag punktgleich mit den amerikanischen Champions von 2022 in die letzte Wettfahrt gestartet. Und da mussten sich die Top-Favoriten von Quantum Racing powered by American Magic nach verpatztem Start dem Team unter türkischer Flagge beugen.
Mit dem neuseeländischen Olympia-Bronzemedaillengewinner John Cutler am Steuer und seinem Landsmann Hamish Pepper als Taktiker blieb die “Provezza”-Crew am Finaltag fokussiert. Quantum Racing dagegen fiel in der Gesamtwertung auf den zweiten Platz zurück, nachdem die neue Afterguard um John Kostecki die leichten Winde am Start falsch interpretiert hatte. Tony Langleys mit “Quantum Racing” punktgleiche “Gladiator” wurde im Tiebreak Dritte. Auf dem britischen Boot scheint der argentinische Taktiker Guillermo Parada, vierfacher Champion der 52 Super Series, der Katalysator für positive Veränderungen im Team zu sein.
Wir haben zwar keine Wettfahrten gewonnen. Aber wir hatten auch keine schlechten.” (Ergin Imre)
Für Ergin Imres Team ist es der erste Regattasieg in der 52 Super Series seit 2019. Ein Winter voller Optimierungen und Änderungen scheint sich für seine Kampagne auszuzahlen. Imre lächelte und sagte: “Als ich vor 43 Jahren zum ersten Mal nach Saint-Tropez kam, war es der schönste Ort der Welt – und er ist es auch heute noch. Aber dies war eine Leichtwindregatta, und wir hatten über den Winter Änderungen vorgenommen. Wir haben den Kiel gewechselt, wir haben unsere Segeltrimmer gewechselt, wir haben neue Segeldesigner. Alles scheint funktioniert zu haben. Wir haben zwar keine Wettfahrten gewonnen, aber wir hatten auch keine schlechten.”
Die im Mai 2012 gegründete 52 Super Series geht ein Jahr vor dem 37. America’s Cup in ihre elfte Saison. Fünf Events sind geplant. Höhepunkt wird die Rolex TP52 Weltmeisterschaft vom 21. bis zum 26. August in Barcelona sein. Das Finale der Saisonmeisterschaft der führenden Einrumpfserie, die aufgrund ihrer Leistungsstärke auch “Kleine Schwester des America’s Cup” gennannt wird, steigt ab 18. September vor Porto Portals.