50. Rolex Fastnet RaceMassenaufgaben – “Ein Hexenkessel ist nichts dagegen”

Tatjana Pokorny

 · 23.07.2023

Vor allem kleinere Yachten waren wohlweislich mit Sturmfock in die zum Auftakt stürmische 50. Edition des Rolex Fastnet Race gestartet
Foto: Carlo Borlenghi/Rolex
Der Auftakt war so hart wie befürchtet. Und für viele noch härter. Von den 430 gestarteten Teams haben 93 – und damit ein Viertel des Feldes – das historisch größte Offshore-Rennen der Welt bereits in den ersten 15 Stunden aufgeben müssen. Darunter sind auch sieben deutsche Boote

Ein Viertel der Flotte musste bereits aufgeben

Das 50. Rolex Fastnet Race ist zu dem Stresstest geworden, den die Crews nach den entsprechenden Wetterprognosen zu erwarten hatten. Von den Starts am Samstagnachmittag bis Sonntagmorgen haben bereits 93 Mannschaften – 88 Einrumpf- und fünf Mehrrumpf-Crews – den Langstreckenklassiker aufgeben müssen. Unter ihnen sind prominente Boote wie Niklas Zenströms schwedische “Ran” mit Bouwe Bekking, aber auch sieben deutsche Yachten.

Nicht mehr im Rennen sind unter deutscher Flagge die Botin 56 “Black Pearl” von Stefan Jentzsch, Thomas Reineckes Millenium 40 “Edelweiß”, Daniel Baums One-off “Elida” vom Hamburger Segel-Club, die JPK 10.30 “Hinden” mit Jonas Hallberg und Till Barth, die modifizierte X-46 “Juxbox” mit Skipper Ove Franck, die Swan 48 “Montana” mit Marcus Bocks und die Rainbow 42 “Uijuijui” mit Skipper Maurice Oster.

Uns geht es beiden gut. Es hätte auch schlimmer kommen können …” (Jonas Hallberg)

Wie heftig es am ersten Nachmittag und in der ersten Nacht auf dem insgesamt knapp 700 Seemeilen langen Kurs von Cows via Fastnet-Felsen nach Cherbourg zur Sache ging, berichteten die Zweihand-Weltmeister Jonas Hallberg und Till Barth von der “Hinden”, die das Rennen aufgeben mussten, aber wohlbehalten wieder im Hafen von Cowes eingetroffen sind.

Jonas Hallberg vom Kieler Yacht-Club sagte: “Leider ist uns die Fock aus dem Tuff Luff geflogen und dann direkt zerrissen. Das ist ziemlich frustrierend nach dem ganzen Aufwand. Aber uns geht es beiden gut. Es hätte auch schlimmer kommen können. Nach unserem Bruch ist eine Sunfast 3600 nicht weit von uns gesunken. Wir haben das sozusagen live per Funk miterlebt, wie die Crew in die Rettungsinsel steigen musste und wie der Helikopter über uns geflogen kam. Natürlich drücken wir allen verbliebenen deutschen Crews beide Daumen.”

Laut veranstaltendem Royal Ocean Racing Club ist die Crew der gesunkenen Yacht in Sicherheit. Weitere Informationen zu Hintergrund und Hergang des Unglücks waren am Sonntagmorgen zunächst nicht bekannt.

Acht Frühstarter in der Class 40

Inzwischen sind auch die vielen Frühstarter von Samstag ermittelt. In der Class 40 hagelte es dafür die meisten zweistündigen Zeitstrafen. Was in der Endabrechnung auch aus Sicht der sauber gestarteten “SignForCom”-Segler Lennart Burke und Melwin Fink relevant werden könnte. Frühstarter waren in der Class 40 die Co-Favoriten auf “Ibsa” und “Alla Grande Pirelli” mit Ambroggio Beccaria, “Edenred – Enjoy Racing 2”, “The 3Bros”, “Trimcontrol”, “BT Blue Alternative Sailing”, “Zeiss – Weecycling” und “La Manche Évidence Nautique”.

Die Bedingungen sind so ziemlich das Krasseste, was ich je erlebt habe” (Rasmus Töpsch)

Von See berichtete am Sonntagmorgen auch Rasmus Töpsch. Der Skipper der JPK 10.10 “Sharifa” sagte: “Die Bedingungen sind so ziemlich das Krasseste, was ich je erlebt habe. Ein Hexenkessel ist nichts dagegen. Die Wellen kommen aus allen Richtungen. Der Wind lag die ganze Nacht bei 40, in Böen auch 45 Knoten. Uns ist die Fock aus dem Tuff Luff geflogen. Wir haben nur noch einen Grove da vorne, das GPS ist ausgefallen. Die Lippe ist zermatscht. Die Fernsteuerung vom Autopiloten ist ersoffen. Aber wir sind durch die Nacht gekommen. Wir können alles so weit fixen und sind weiter unterwegs. Wir geben alles!”

DAS Start-Video: Mit 430 gestarteten Booten erreichte das 50. Rolex Fastnet Race als größtes Offshore-Rennen der Welt einen fabelhaften Rekord:

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