Max Klinks Botin 52 “Caro” hat das 50. Rolex Fastnet Race gewonnen und ist inzwischen offiziell geehrt worden. Kein anderes Boot, das jetzt noch auf dem 695 Seemeilen langen Kurs im Einsatz ist, kann die Schweizer Rennmaschine im Kampf um den Gesamtsieg bei der 50. Edition des Offshore-Klassikers des Royal Ocean Racing Club noch einholen.
Ich hätte nie erwartet, dass wir gewinnen können” (Max Klink)
Die Tatsache, dass die ersten zwölf Stunden der Regatta mit Windböen von bis zu 45, 46 Knoten vor der Südküste Englands so hart waren, machte den Sieg für Max Klink und seine Profi-Crew umso süßer. “Dies ist eine legendäre Gruppe von Seglern, mit denen ich das Glück habe, seit ein paar Jahren zu segeln”, sagte der Schweizer Eigner, “aber als wir zu diesem Rennen aufbrachen, hätte ich nie erwartet, dass wir gewinnen könnten. Es ist ein wahr gewordener Traum, und es ist umso schöner, dass dies die 50. Jubiläumsauflage ist.”
Weiter sagte Max Klink: “Die ersten zwölf Stunden waren wir nur im Überlebensmodus, versuchten, nichts kaputt zu machen und das Boot bei 100 Prozent zu halten. Ich habe nicht an einen Titel oder eine Trophäe gedacht, es ging nur darum, die Bedingungen zu überstehen.” Das ist der Mannschaft mit Taktiker “Ado” Stead sehr gut gelungen. Klink hatte früher ein 65-Fuß-Boot, ist aber sehr froh, in der Bootsgröße einen Schritt nach unten und im Wettbewerbsniveau einen Schritt nach oben gemacht zu haben.
Boote wie ‘Caro’ und ‘Rán’ sind für die harten Bedingungen gebaut” (Max Klink)
“Die 50-Fuß-Boote sind jetzt so konkurrenzfähig, und die Rennen sind so eng”, sagte Klink und erinnerte sich daran, wie nahe sie daran waren, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die “Rán 8”, die CF520 des ehemaligen Fastnet-Siegers Niklas Zennström, die wegen struktureller Probleme früh aus diesem Fastnet-Rennen ausgeschieden war.
Max Klink sagte: “Die Grenze (Red.: zwischen Erfolg und Misserfolg) verläuft sehr schmal. Aber Boote wie ‘Caro’ und ‘Rán’ sind für die harten Bedingungen gebaut. Man muss sich nur daran erinnern, dass es Zeiten gibt, in denen man das Boot verlangsamen und keine Dummheiten machen darf. Da kommt die Erfahrung dieser Jungs ins Spiel. An einem Punkt hatten wir alle im Cockpit, keiner hat sich woanders hinbewegt. Wir hielten die Bootsgeschwindigkeit auf höchstens sechs Knoten und versuchten, durch den wirklich üblen Seegang zu kommen.”
Die Segler auf der Fastnet-Siegerin “Caro” waren: William Parker, Wade Morgan, Ryan Godfrey, Justin Ferris, Jono Swain, James Paterson, Harry Hall, Cian Guilfoyle, Andrew McCorquodale, Andy Green, Adrian Stead und Eigner Max Klink. Geschlagen geben mussten sich im Kampf um den berechneten IRC-Gesamtsieg und den begehrten Fastnet Challenge Cup mit der zweitplatzierten polnischen “Wind Whisper” und dem unter US-Flagge segelnden Team Jajo zwei VO65-Yachten, die gerade noch im Ocean Race Sprint Cup aktiv waren.
In der mit 100 gemeldeten Booten mitgrößten Wertungsgruppe der IRC-Zweihand-Wertung, in der bis Donnerstag etwas mehr als 50 Prozent das Rennen hatten aufgeben müssen, konnten sich vor allem die JPKs gut in Szene setzen. Zwar waren einige Sun-Fast-Boote schneller, doch nach berechneter Zeit lagen in der Abrechnung am Ende vier JPKs auf den ersten vier Plätzen, gefolgt von einer Sun Fast 3300 und einer J/99.
Das Rennen gemacht hat die französische JPK 10.10 “P’tits Dousdous en duo” mit Alban Mesnil und Romain Gibon. Auf die Plätze zwei und drei segelten die französische JPK 10.10 “Tracass” vor den Landsleuten auf der JPK 10.30 “Juzzy”.
Als bestes deutsches Team ersegelten Rasmus Töpsch und Bertil Balser auf der JPK 10.10 “Sharifa” einen starken 16. Platz, der in IRC 3A sogar Platz vier wert war. Dirk Clasens Humphreys 39 “Ginkgo” gewann die Wertungsgruppe IRC 1A, in der auch Tobias Brinkmanns Pogo 44 mit Platz drei glänzte. Auch in dieser Klasse werden am Ende mit voraussichtlich acht von 19 gemeldeten Booten weniger als 50 Prozent ins Ziel kommen.
Als insgesamt bestes deutsches Boot bei dieser Jubiläumsauflage darf auch ohne direkten Vergleich die “SignForCom” mit Lennart Burke und Melwin Fink gelten. Mit Platz vier in der heiß umkämpften Class 40 ist den beiden Jungprofis eine Glanzleistung gelungen. Die schnelle Segelzeit von 3 Tagen, 10 Stunden und 49 Sekunden machte die neue Pogo 40 S4 auf Platz 43 der Line-Honors-Liste zum schnellsten deutschen Racer im 50. Rolex Fastnet Race, auch wenn größere GER-Boote unterwegs waren.
“Darüber freuen wir uns riesig. Das hätten wir nie gedacht”, sagte Lennart Burke zwei Tage nach dem furiosen Finale seines Zweihand-Teams. “Wir haben aber nach dem Selbsterlebten Riesenrespekt für alle, die ins Ziel gekommen sind. Gerade nach dem Start ist das eine große Leistung, die auch viel mit Durchhaltevermögen zu tun hat.”
Unser Boot braucht jetzt viel Liebe” (Melwin Fink)
Der 24-jährige Lennart Burke und der 21-jährige Melwin Fink bringen ihre Class 40 in den kommenden Tagen nach Fehmarn. “Sie pfeift auf dem letzten Loch, hat jetzt rund 9.000 Seemeilen hinter sich und braucht viel Liebe”, sagte Melwin Fink zum lange geplanten dreiwöchigen Refit in der Heimat, bevor es für die “SignForCom”-Crew zurück nach Frankreich und in die Vorbereitungsphase für das Transat Jacques Vabre im Herbst geht.
Ein kleiner Tipp zum Schluss: Wer die “SignForCom” am kommenden Sonntag (6. August) im Nord-Ostsee-Kanal sieht, der könnte sich bei entsprechender Eigenpower erbarmen und sie ein Stück mitschleppen. “Unser Boot macht unter Motor so gar keine Fahrt. Das ist nicht seine Stärke. Man schafft nur so fünf Knoten”, sagte Lennart Burke mit einem Augenzwinkern.