Tatjana Pokorny
· 21.08.2022
Markus Wieser und Thomas Auracher sind zum dritten Mal Tempest-Weltmeister. Beim Revival der olympischen Segelregatten von 1972 wurden am Finaltag die Besten gefeiert. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und DSV-Präsidentin Mona Küppers warben für Olympia in Deutschland. 50 Jahre Olympia setzten in Kiel viel Euphorie und Träume von einer dritten Olympia-Regatta auf der Förde frei
Von der Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft (GIDJM) bis hin zum Revival 50 Jahre Olympia in Kiel stand der Norden in den vergangenen Wochen ganz im Zeichen des Segelsports. Nachdem der Nachwuchs 176 Wettfahrten in neun Klassen ausgetragen hatte, waren die Routiniers in den Olympiaklassen von einst gefordert. Trotz teilweise schwacher Winde konnten 27 der 28 geplanten Wettfahrten ausgetragen werden.
Ein Favoritensieg gelang Markus Wieser und Thomas Auracher (Verein Seglerhaus am Wannsee/Bayerischer Yacht-Club) im Tempest. Ein Spaziergang zum Triumph aber war es nicht, denn Lars und Leif Bähr (VSaW) kamen bei drei Tagessiegen in neun Wettfahrten bis auf zwei Punkte an die Klassenbesten heran. Die jedoch erkämpften vier Tagessiege und verteidigten ihre Führung bis zum Schluss. Beide Teams hatten sich trotz ihres spannenden Duells im Verlauf der Regatta so weit vom Feld abgesetzt, dass sie zum letzten Rennen nicht mehr antreten mussten.
Die Bayern machten mit dem erneuten Erfolg ihren Hattrick perfekt: Nach WM-Gold am Tegernsee 2019, der Corona-Zwangspause in 2020 und dem WM-Sieg in Torbole 2021 gewannen der international erfolgreiche Big-Boat-Taktiker Wieser und sein Tegernsee-Turbo Auracher den dritten gemeinsamen Titel vor Kiel. Das gelang erneut mit dem Mader-Tempest “Wosamma” von Markus Wieser. Für Auracher war es sogar schon der vierte Titel. Der 52-Jährige hatte die Tempest-WM bereits 1993 mit Vincent Hoesch am Steuer gewonnen.
Im Flying Dutchman setzten sich Kay-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers vom Yachtclub Berlin-Grünau gegen die ungarischen Dauerdominatoren Szabolcs Majthényi/András Domokos durch. Ulli Libor, der 1972 vor Kiel in seiner Paradedisziplin Bronze mit Peter “Lumi” Naumann gewonnen hatte, ließ sich im Alter von 82 Jahren noch einmal zum FD-Tanz vor Kiel bitten. Libor segelte mit Ernst Greten auf Platz 39. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer verneigte sich vor Libor und sagte: “Es ist eine Ehre, dich hier zu haben. Du bist eine Ikone dieses Events.”
Für Kiels Verwaltungschef reihte sich die Landeshauptstadt mit den vergangenen zehn Segeltagen und den Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften in neun Klassen sowie dem anschließenden Revival der ehemaligen Olympiaklassen Drachen, FD, Star und Tempest nahtlos in die Olympia-Jubiläumsfeiern von München und Augsburg ein. “Ich hatte die Hoffnung, dass wir es genauso können wie Augsburg und München. Und ich denke, Kiel hat einen guten Job gemacht. Wir hatten eine tolle Woche”, sagte Kämpfer. Die Athletinnen und Athleten hätten perfekten Segelsport geboten. Zu den erfolgreichsten Crews zählten das dänisch-deutsche Duo Jörgen Schönherr/Markus Koy als Sieger im Starboot und Ingo Ehrlicher/Michael Lipp/Anton Ehrlicher als Beste im Drachen. Zu allen Ergebnissen für 50 Jahre Olympia geht es hier.
Das Revival, so Kämpfer, habe einmal mehr gezeigt, wie nachhaltig die Spiele von 1972 für Deutschland gewesen sein. Das Olympiazentrum in Schilksee werde seitdem dauerhaft für große Regatten genutzt. Das stärke die Hoffnung auf Olympia in der Zukunft. Kämpfer: „Wir hoffen, wir können in Kiel 2036 oder 2040 wieder olympische Segelwettbewerbe ausrichten, wenn eine deutsche Bewerbung für Olympia erfolgreich ist.“ Darauf hofft auch DSV-Präsidentin Mona Küppers, die bei dem Revival mit Jung und Alt mitfieberte und für den Deutschen Segler-Verband Gastgeberin eines spannenden Generationen-Talks war. Augenzwinkernd ergänzte sie, dass das Bild bei künftigen olympischen Segelregatten aber wohl ein anderes sein würde als das bei 50 Jahre Olympia: “Mein Tipp: Es werden viele foilen.”