2.4-mR-EMMegan Pascoe siegt vor Seguin und Kröger: Heiko Kröger: "Den Schrubber mal über den Teich heizen"

Tatjana Pokorny

 · 20.05.2022

2.4-mR-EM: Megan Pascoe siegt vor Seguin und Kröger: Heiko Kröger: "Den Schrubber mal über den Teich heizen"Foto: Lemon Prod Media/2.4mR Europeans/Quiberon
2.4-mR-Segelkunst bei der Europameisterschaft vor Quiberon

Vor Quiberon ging es im Finale zur Sache. Im Schlussspurt segelte Heiko Kröger zu Bronze. Zeitgleich wirbt die Kampagne #BacktheBid fürs paralympische Comeback

Mit drei Tagessiegen, zwei zweiten, zwei dritten und einem vierten Rang war es die Britin Megan Pascoe, die sich bei der 2.4-mR-Europameisterschaft im französischen Revier vor Quiberon gegen eine starke internationale Flotte mit 44 Teilnehmern durchsetzen konnte. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich meinen Titel wiederhabe. Es war ein harter Wettbewerb, insbesondere gegen Leute wie Damien und Heiko und weitere Segler mit unglaublichen Karrieren. Wir müssen das Segeln wieder in die Paralympics bekommen – das ist einfach ein wunderbarer Gipfel unseres Sports." Für die 36-Jährige ist es bereits der dritte WM-Titel nach 2013 und 2016. Sie verwies mit Damien Seguin, einen prominenten Vendée-Globe-Skipper und zweimaligen Paralympics-Gewinner, auf Platz zwei. Auch der reagierte fröhlich auf EM-Silber: "Ich lag am Ende nur zwei Punkte hinter Megan. Das ist doch nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich drei Jahre nicht an 2.4-mR-Regatten teilgenommen habe." Stattdessen hat der Mann, der mit einer Hand auf die Welt kam, eine mitreißende Vendée Globe absolviert und sein erstes Solo um die Welt als herausragender Siebter beendet.

  Damien Seguin in einer unvergesslichen Szene bei seiner Vendée-Globe-PremiereFoto: Olivier Blanchet/Alea/VG2020
Damien Seguin in einer unvergesslichen Szene bei seiner Vendée-Globe-Premiere
  Anspruchsvolles Kielbootsegeln: die 2.4-mR-EM vor QuiberonFoto: Lemon Prod Media/2.4mR Europeans/Quiberon
Anspruchsvolles Kielbootsegeln: die 2.4-mR-EM vor Quiberon

EM-Bronze holte sich in Frankreich Heiko Kröger vom Norddeutschen Regatta Verein. Der Paralympics-Sieger von 2000 katapultierte sich nach leichtwindiger Woche am Finaltag in frischen 20 Knoten Wind in bester Segellaune mit einem Tagessieg und einem zweiten Rang noch aufs Podium. "Damit bin ich zufrieden", sagte der 2.4-mR-Könner. Mit einem Augenzwinkern und Blick auf seine beiden Dauerrivalen, die er schon so oft schlagen konnte, fügte er hinzu: "Megan und Damien können es halt auch ganz gut." Nach den zuvor oft flauen Bedingungen und zwei Rennen mit zu viel Seegras am Kiel, war Kröger am Ende versöhnt mit dem Podestplatz. Dass es am Finaltag endlich flotter über den Parcours ging, stimmte ihn froh: "Heute konnte ich den Schrubber endlich mal über den Teich heizen." Mit starken Ergebnissen beendeten auch Kalle Dehler (5.) und Ulli Libor (7.) die europäischen Titelkämpfe. Nur den deutschen 2.4-mR-Seglern gelang es, mit gleich drei Startern in die Top Ten vorzudringen, in der sich in der Endabrechnung sieben Nationen vereinten. Hier geht es zu den EM-Endergebnissen (bitte anklicken!).

  Ulli Libor holte auf seiner 2.4mR "No crew, no cry" drei Top-Drei-RängeFoto: Lemon Prod Media/2.4mR Europeans/Quiberon
Ulli Libor holte auf seiner 2.4mR "No crew, no cry" drei Top-Drei-Ränge
  Dieses Siegerbild von der Internationalen Deutschen Meisterschaft in der 2.4mR IDM entstand 2020 beim Verein Seglerhaus am Wannsee. Es zeigt die gleichen drei besten Akteure, die jetzt auch bei der EM unter deutscher Flagge in die Top Ten segelten (v. r.): Ulli Libor, Heiko Kröger und Kalle DehlerFoto: Soeren Hese
Dieses Siegerbild von der Internationalen Deutschen Meisterschaft in der 2.4mR IDM entstand 2020 beim Verein Seglerhaus am Wannsee. Es zeigt die gleichen drei besten Akteure, die jetzt auch bei der EM unter deutscher Flagge in die Top Ten segelten (v. r.): Ulli Libor, Heiko Kröger und Kalle Dehler

Heiko Krögers EM-Fazit fiel positiv aus: "Es waren gute Wettfahrten, es war ein gutes Feld, und es herrschte gute Stimmung." Die herausragende Inklusivität der anspruchsvollen Ein-Personen-Kielbootklasse hat auch diese Europameisterschaft demonstriert: 16 Parasegler und -seglerinnen sowie 28 ohne Handicap wetteiferten miteinander um die EM-Krone. Und das bereits zum elften Mal. Den anhaltenden Reiz der Klasse machen für viele der anspruchsvolle Segeltrimm sowie die taktischen und strategischen Herausforderungen aus.

Der Kampf ums paralympische Comeback: mit der Kampagne #BacktheBid in den Endspurt

Die 2.4 zählt zu den drei Klassen, mit denen der Weltsegler-Verband World Sailing für das Comeback des Segelsports bei den Paralympics kämpft. 2016 in Rio de Janeiro waren die paralympischen Segler zuletzt dabei, in Japan im vergangenen Jahr nicht mehr. "Es sind jetzt noch 45 Tage, bis wir unseren Antrag zur Wiederaufnahme ins paralympische Programm beim Internationalen Paralympischen Komitee einreichen", sagte World-Sailing-CEO David Graham, "hier bei dieser Meisterschaft so viele Parasegler zu sehen, das ist sowohl sensationell als auch inspirierend. Der Segelsport hat die Kraft, hochleistungsfähige Athleten mit weitreichenden körperlichen und sensorischen Fähigkeiten zusammenzubringen, und ist eindeutig eine herausragende Plattform im globalen Sport." Mit der Kampagne #BacktheBid kämpfen der Weltseglerverband und viele namhafte Segler gemeinsam für das Comeback bei den Paralympics 2028 in Los Angeles. Hier geht es zur Kampagnen-Seite (bitte anklicken!).

  Diese schöne Szene von Frank Schönfeldt bei seiner 2.4-mR-Premiere 2020 auf dem Wannsee fing Fotograf Sören Hese ein – eine tolle Werbung für den KielbootsportFoto: Soeren Hese
Diese schöne Szene von Frank Schönfeldt bei seiner 2.4-mR-Premiere 2020 auf dem Wannsee fing Fotograf Sören Hese ein – eine tolle Werbung für den Kielbootsport

Der zehnmalige Weltmeister Heiko Kröger, der sich als Präsident der Internationalen 2.4mR Klassenvereinigung und als Mitglied im Athleten-Komitee des Weltverbandes für die paralympische Wiederauferstehung einsetzt, sagt: "Wir wissen, dass das Internationale Paralympische Komitee und auch das Internationale Olympische Komitee sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich darüber unterhalten. Ich tippe auf 55 Prozent Chancen pro Comeback, will optimistisch sein und Hoffnung haben. Es spricht schon einiges dafür."