Der Åländska Segelsällskapet (Åland Yacht Club) ist der Sieger der Sailing Champions League 2023. Führend in die finalen Rennen der besten vier Teams gegangen, konnten sich die Segler aus Finnland bei zunehmend schwierigen Bedingungen vor Travemünde letztlich behaupten. Die Vorjahreszweiten mit Steuermann Markus Rönnberg konnten die Trophäe zum zweiten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs nach Finnland holen.
Für den Norddeutschen Regatta Verein reichte es als amtierender Sieger dagegen lediglich für Platz acht im Gesamtklassement. Dennoch war Deutschland im Finale stark vertreten und stellte zwei der vier Starter im Final Four. Auf Position drei war die Crew vom Segel- und Motorboot Club Überlingen in die Final-Serie gestartet und meldete mit einem Sieg im ersten Rennen direkt Titelambitionen an. Denn das erste Team, das zwei Rennsiege im Finale einfahren kann, ist gleichzeitig der Gesamtsieger, wobei das vor der Final-Serie erstplatzierte Team mit einem Sieg Vorsprung startet.
Der Bodensee-Crew um Michael Zittlau gelang es, wie auch den späteren Siegern, jedoch nicht, den Wettfahrttag mit einem weiteren Sieg im nächsten Rennen frühzeitig zu beenden. Stattdessen war es das polnische Team aus Gdansk, das die Spannung vor dem letzten entscheidenden Rennen hochhielt, indem es sich ebenfalls einen Sieg sicherte und auch die zweite deutsche Crew vom Berliner Yacht Club hinter sich ließ. Damit hatten drei Teams die Chance, mit einem Rennsieg neuer Champions-League-Sieger zu werden.
Die Windbedingungen taten ihr Übriges, um die Situation noch dramatischer werden zu lassen. Wurden wenige Sekunden vor dem Start noch lediglich zwei Knoten Wind gemessen, hatte der Wind nur eine Minute später knapp acht Knoten aufgefrischt und um rund 90 Grad gedreht. Im weiteren Rennverlauf kam es zu mehreren Winddrehern dieser Stärke und zeitweise Böenspitzen von knapp 15 Knoten.
Auch deshalb gelang es dem finnischen Team, den miserablen Start durch seine Positionierung auf der richtigen Seite des Kurses wiedergutzumachen. Die späteren Sieger überquerten die Startlinie ungefähr eine halbe Minute nach dem ersten Boot des Feldes, kamen dann jedoch zuerst in die Böe mit dem enormen Winddreher. Daraufhin zeigte sich Steuermann Rönnberg dann gewohnt souverän, gab die Führung an keiner Bahnmarke wieder her und sicherte dem Club aus Åland so folgerichtig den Champions-League-Titel.
Darüber hinaus konnten heute weitere Titel vergeben werden. So auch die lediglich inoffizielle Deutsche Meisterschaft in ORC A/B an die prominente Intermezzo-Crew um Jens Kuphal. Unter anderem waren die Ocean-Race-Teilnehmer Robert Stanjek und Phillip Kasüske wieder an Bord. Während hier nur sieben Yachten an den Start gegangen waren, starteten in Gruppe C/D insgesamt 14 Boote, die somit auch einen offiziellen Deutschen Meister küren konnten: Kai Mares und seine Crew setzten sich auf der Italia 9.98 “Immac Fram” gegen Max Habecks “Aquaplay” (J/112) und Jürgen Klinghardts “Patent 4” (Italia 9.98) durch.
Bereits nach zwei Wettfahrten musste die Wismarer Nachwuchs-Crew der „Protest“ um Skipper Tim Eigendorf aufgeben. Sie war bei 21 Knoten Wind im ersten Reff auf Amwind-Kurs unterwegs, als es zum Mastbruch kam. „Wir hingen alle in der Reling, um Gewicht auf die Seite zu bringen. Von vorn die Böen angesagt. Es hieß ‚3, 2, 1‘, und plötzlich hatten wir keinen Druck mehr. Wir drehten uns um, aber da war kein Segel und kein Rigg mehr“, berichtete Trimmer Felix Schießer. Der Mast brach gleich doppelt: direkt an Deck und auf zwei Meter Höhe.
Um das Boot nicht zu gefährden, wurden die Wanten und Stage gekappt, Rigg und Segel der See überlassen. Der Mast sei neu und das Boot in einem sehr guten Zustand gewesen, heißt es von der Crew. „Das ist so bitter. In das Projekt ist so viel Herzblut geflossen. Wir wollen mit der Yacht zur Weltmeisterschaft im August“, so Schießer. Das Team hat nun einen Aufruf gestartet, um Ersatzmaterial zu beschaffen: „Wir geben nicht auf. Die WM ist unser Traum, daran halten wir fest.“
Nach fünf Wettfahrten stand heute zudem auch der Deutsche Meister bei den Drachen fest. Philipp Ocker und seine Crew vom Münchner Yacht-Club segelten im 30 Boote starken Feld vor Jan Woortman (NRV) und Ingo Ehrlicher (BYC/YCE) zu Gold. Auch im Finn Dinghy und in der Dyas-Klasse gab es mit Fabian Lemmel (SLRV) und Jens Olbrysch/Norbert Schmidt (HSC) heute deutsche Gewinner zu feiern.
Bereits am Vortag, Tag drei der diesjährigen Travemünder Woche, konnte der erste Sieger gekürt werden. Mit fünf Tagessiegen in sechs Wettfahrten sicherte sich Alexander Hagen vom Lübecker Yacht-Club den ersten Platz bei der German Open der 12-Fuß-Dinghys. Der zweifache Weltmeister der Starboot-Klasse hatte zuvor erst einmal in dem Boot gesessen. „Es war schön, mal wieder bei einer Regatta zu starten und zu sehen, dass es noch funktioniert“, sagte der 68-Jährige. Auch die anderen beiden Podiumsplätze gingen mit Peer Stemmler und Andreas Fuhrhop an Segler des Lübecker Yacht-Clubs.
Die 134. Travemünder Woche läuft noch bis zum 30. Juli und hat noch einige Höhepunkte im Programm. So steht unter anderem die Vergabe der Junioren-Weltmeistertitel im 49er und 49er FX, die Weltmeisterschaft der J/22 und Formula-18-Klasse sowie die Europameisterschaft in der O-Jolle noch aus.