Tatjana Pokorny
· 10.11.2022
Das größte Transat-Rennen der Geschichte läuft: Mit dreitägiger Verspätung wurde die Rekordflotte der 12. Route du Rhum am Mittwochnachmittag pünktlich um 14.15 Uhr auf den 3.542-Seemeilen-Kurs nach Guadeloupe geschickt. Nicht alle kamen glücklich davon. MIT UPDATES!
Die 12. Route du Rhum begann mit imposanten Bildern von der Redkordflotte der 138 Solisten und ihren Booten. Die insgesamt 6,5 Kilometer lange Startlinie war zuvor in Abschnitte für die sechs Wertungsklassen eingeteilt worden. So konnten alle 131 Skipper und sieben Skipperinnen gleichzeitig starten. Für einige ging das trotzdem in Frühstart-Form daneben. Viel dramatischer noch verlief der lang ersehnte Auftakt schon vor dem Startschuss für den Briten Sam Goodchild.
Bald nach dem Start kamen die ersten beängstigenden Nachrichten sowohl von der Renndirektion als auch vom Team um Sam Goodchild. Der 32-jährige “Leyton”-Skipper hatte nach ersten Meldungen in der Vorstartphase Verletzungen davongetragen. Ihm wurde umgehend ein Arzt an Bord geschickt. Der Transat-Vabre-Zweite von 2019 befand sich als Starter in der Ocean-Fifty-Klasse noch in der Vorbereitung auf den Route-du-Rhum-Start, als sich das Unglück ereignete. Seine Landmannschaft hat die Kontrolle des Trimarans “Leyton” umgehend übernommen.
Die französische Tageszeitung “Ouest France” berichtete am späten Nachmittag etwas ausführlicher: “Am Mittwoch, dem 9. November, musste Sam Goodchild während der Startphase der 12. Ausgabe der Route du Rhum aufgeben. Der Skipper der Ocean Fifty ,Leyton’ verletzte sich an den Armen und im Gesicht. Er wurde von seinem Trimaran evakuiert und von einem Hubschrauber des Zivilschutzes versorgt.” Inzwischen soll Goodchild in ein Krankenhaus in Saint-Malo gebracht worden sein. Weitere Informationen sind angekündigt.
Zeitgleich hatten im Rennen schon eine Reihe von Favoriten die Führung in ihrer jeweiligen Klasse übernommen. So war Charles Caudrelier dem gesamten Feld auf seiner Ultim-Gigantin “Maxi Edmond de Rothschild” rasant enteilt. Ebenso hatte sich Class-40-Co-Favorit Yoann Richomme in der Spitzengruppe positioniert. Beide könnten aber laut ersten Berichten in Frankreich zu den vielen Frühstartern zählen, die mit einer harten vierstündigen Zeitstrafe zu rechnen haben. Am frühen Abend war die Rennleitung weiter damit beschäftigt, alle Frühstarter sauber zu identifizieren und eine entsprechende Liste zu veröffentlichen.
Bei den Imocas gab zunächst wie erwartet Charlie Dalin auf “Apivia” den Ton an. Dahinter hatten sich mit Louis Burton (”Bureau Vallée”), Jérémie Beyou (”Charal”) und Thomas Ruyant (”Linked Out”) die üblichen Verdächtigen positioniert. Boris Herrmann hatte sich vier Stunden nach seinem soliden Start in aufgewühlter See mit seinem Neubau “Malizia – Seaexplorer” bereits auf Platz sechs vorgearbeitet. Isabelle Joschke lag am Starttag kurz nach 18 Uhr auf Platz 22 im Feld der 38 Imocas.
Nach dem Unglück von “Leyton”-Skipper Sam Goodchild in der Startphase der Route du Rhum – Destination Guadeloupe, in dessen Folge der Brite abgeborgen und in ein Krankenhaus gebracht werden musste, gab es am Abend ein Statement seines Teams mit mehr Informationen: “Beim Trimmen der Segel seines Ocean Fifty ,Leyton’ in der Startphase erlitt Sam Goodchild Verletzungen an den Armen und im Gesicht. Ein technisches Problem führte dazu, dass die angetriebene Winsch rückwärts lief und er von den Griffen der Grindersäule hart getroffen wurde. Er wurde aus dem Boot evakuiert und von Ärzten ins Krankenhaus gebracht. Er konnte seine Familie sehen. Wir sind sehr traurig, dass er die Route du Rhum – Destination Guadeloupe aufgeben muss."
Unglaubliche 17 Frühstarter hat die Wettfahrtleitung bis zum späten Abend des Starttages identifiziert und jeweils mit einer schmerzhaften vierstündigen Zeitstrafe belegt. Prominentester Frühstarter ist tatsächlich Ultim- und Line-Honors-Top-Favorit Charles Caudrelier auf “Maxi Edmond de Rothschild”. Bei den Imocas waren “Kattan” und “Demain c’est loin” drüber. In der Division Rhum Mono war die “Pen Duick 3” zu früh dran. Bei den Rhum Multis wollten Philippe Poupon auf “Flo”, Roland Jourdain auf “We explore”, Harvard Marie auf “GDD”, Brieuc Maisonneuve auf “CM Île de France 60.000 rebonds” und Christophe Bogrand auf “Château du Launay” zu früh los. In der Class 40 haben sich gleich acht Solisten die vierstündige Bestrafung eingefangen: “Conscious Planet”, “Project Rescue Ocean”, “Yoda”, “Full Save”, “Dopamine Sailing Team”, “Isa Group”, “E. Leclerc Ville La Grand” und Co-Favorit Yann Richomme mit “Paprec Arkéa”.