Tatjana Pokorny
· 29.01.2013
Podiumsplatz für einen Unermüdlichen: Thomson nach zwei gescheiterten Vendée-Anläufen endlich am Ziel. Dick bändigt sein Boot auch ohne Kiel
Für diesen Moment hat Alex Thomson zehn Jahre lang gekämpft: Am Mittwochmorgen kreuzten der Brite und seine "Hugo Boss" die Ziellinie der siebten Auflage der Vendée Globe um 8.35 Uhr als Dritte. Für den einstigen Fabrikarbeiter, der sich dann in der Welt der Solosegler durchbiss, ist der Triumph dreifach süß: Nach Bruch in den Jahren 2004 und 2008 hat er endlich das Ziel erreicht und gleichzeitig jene Kritiker eines Besseren gelehrt, die ihn aufgrund seines auffälligen "Hugo Boss"-Sponsorings gern in die Ecke eines guten "Marketing-Gigs", nicht aber in die oberste Liga der Einhandsegler sortiert haben. Diese Stimmen dürften nun verstummen.
Dass es nach sehr guten Leistungen für den 38-Jährigen aus Titchfield dazu noch zum Sprung aufs Podium gereicht hat, unterstreicht die Willenskraft des Engländers. Erneut strömten Zehntausende Fans auch an einem gewöhnlichen Wochentag in den Hafen von Les Sables d'Olonne, um den heimkehrenden Helden zu feiern, der wie ein Sieger strahlte, nicht müde wurde zu winken, den britischen Union Jack immer wieder euphorisch schwenkte, seinen Erfolg mit rotem Leuchtfeuer feierte und schließlich die geballte Faust in den Himmel reckte.
"Ich habe bis zum Überqueren der Ziellinie nicht glauben können, dass ich es endlich geschafft habe", sagte Thomson, "es fühlt sich wie ein guter Job an. Nach zehn Jahren habe ich es endlich geschafft." Zu den ersten Gratulanten zählten Thomsons Mentor Sir Keith Mills und seine Bezwinger François Gabart und Armel Le Cléac'h. Seit heute gehört Thomson der Rekord für die schnellste Einhand-Weltumsegelung eines Briten. Die ehemalige Bestmarke seines derzeit auf Platz sechs liegenden Landsmanns Mike Golding hat Thomson um nahezu acht Tage unterboten. In der ewigen Bestenliste der Vendée Globe hat nur Ellen MacArthur 2001 mit Platz zwei ein noch besseres britisches Ergebnis erzielt. Mike Golding belegte 2005 ebenfalls Platz drei. Auf einen englischen Sieg bei diesem urfranzösischen Klassiker müssen die Briten aber weiter warten – die magische 80-Tage-Marke konnte Thomson nicht ganz knacken. Für seine Hatz um den Globus benötigte er 80 Tage, 19 Stunden, 23 Minuten und 43 Sekunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 12,6 Knoten.
Thomsons Verfolger Jean-Pierre Dick, der während des Rennens lange Platz drei hielt, bevor er nach der Passage Kap Hoorns seinen Kiel verlor und seine "Virbac Paprec 3" seitdem "unten ohne" wie ein Bootsbändiger mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch den Atlantik nach Les Sables d'Olonne navigiert, scheint seinen vierten Platz halten zu können. Am Mittwochmorgen hatte Dick noch 420 Seemeilen bis in den Zielhafen zu absolvieren. Der Vorsprung auf Jean Le Cams "SynerCiel" auf Platz fünf betrug rund 1425 Seemeilen.