Wie auch die 100 Seemeilen hinter ihm segelnde Samantha Davies, wird Boris Herrmann voraussichtlich am Mittwochabend oder etwas später im Ziel seiner zweiten Vendée Globe erwartet. Diese zwei letzten Tage haben es in sich. Es herrscht Sturm bei an Ansteuerung der Biskaya und im Zielrevier selbst. Am Montag wurden Wellenhöhen von zehn Metern registriert. Das Race Village in Les Sables-d’Olonne bleibt vorerst bis Dienstag geschlossen.
In fordernsten Bedingungen hatten am Sonntagnachmittag und in der Nacht Benjamin Dutreux (”Guyot Environnement – Water Family”) und Clarisse Crémer (”L’Occitane en Provence”) die Ziellinie nach großem Kampf in der aufgewühlten Biskaya erreicht. Beide wurden aufgrund der Bedingungen, die Sturmtief Herminia anrichtete, nach La Rochelle umgeleitet. Beide mussten den Alternativhafen nach erschöpfendem Finale noch solo erreichen, weil Hilfe auf See und Unterstützung durch die Teams im aufgepeitschten Revier unmöglich waren.
Clarisse Crémer erlebte in der dunklen Sturmnacht vor Les Sables-d’Olonne zwischen Weinen und Lachen das aus ihrer Sicht “einsamste Vendée-Globe-Finale”, während sie sich gleichzeitig über ihre Leistung freute. Sowohl der Vendée-Globe-Zehnte Ben Dutreux als auch Clarisse Crémer als Elfte werden ihre Kanalparaden und die zunächst ausgefallene Willkommensparty in Port Olona nachholen, sobald sich die Bedingungen wieder etwas beruhigt haben.
Wie der Abschluss für Boris Herrmann und Sam Davies nun laufen wird, war am Montag noch teilweise offen. Ihre Gedanken kreisten sehr viel mehr darum, wie sie möglichst sicher durch den Sturm und in den kommenden etwa 48 Stunden ins Ziel kommen können. Die Prognosen wiesen zuletzt auf eine leichte “Beruhigung” des Seegangs bis Mittwoch hin. Doch wenn Zehn-Meter-Wellen zwei, drei oder auch vier Meter weniger hoch sind, bilden sie immer noch eine mehr als fordernde Finalpiste.
Wie es bereits am Montag zur Sache ging, berichtete und zeigte Boris Herrmann in Bild und Wort. Er registrierte bereits mehr als orkanartige 60 Knoten Wind. Vor allem die in Frankreich lebende Britin Sam Davies hatte in den Tagen zuvor ihre Fahrt bereits stark gedrosselt und Extraschleifen in ihren Kurs eingezogen, um den Großteil des Tiefs durchzulassen, das Benjamin Dutreux und Clarisse Crémer in der vergangenen Nacht in der Biskaya so stark gefordert hatte.
Basile Rochut, Wetterberater der Vendée Globe, erklärte: „Boris und Samantha waren etwas hinter ihnen und riskierten, noch stärkeren Bedingungen ausgesetzt zu sein. Eine sehr schwere See und die Ungewissheit über die Bedingungen haben sie dazu veranlasst, langsamer zu fahren. Derzeit befinden sie sich auf dem portugiesischen Breitengrad und haben es mit schwerer See und sechs bis sieben Meter hohen Wellen zu tun. Die können stärker werden, je näher sie der Linie kommen.”
Samantha Davies hat sich dafür wie Boris Herrmann gewappnet. Die erfahrene 50 Jahre alte Skipperin sagte in einem aktuellen Video-Clip: „Ich habe drei Reffs in meinem Großsegel und versuche, nicht zu schnell zu segeln.” Das Tiefdruckgebiet, das sie betrifft, ist sehr intensiv und bewegt sich sehr langsam“, erklärte Boris Herrmanns Co-Skipper und Wetterexperte Will Harris. An seiner Südgrenze kann dieses Tief bis zu zwölf Meter hohe Wellen bringen.
Wir hoffen, dass sie sich so weit verlangsamen können, dass sie sich direkt dahinter positionieren können, damit der stärkste Sturm vorbeiziehen kann.” Will Harris
Bis zum Nachmittag hielten die Vendée-Globe-Organisatoren ihre Prognose für die Ankünfte von Boris Herrmann und Sam Davies aufrecht: “Malizia – Seaexplorer” und “Initiatives - Cœur” werden zwischen dem 29. Januar (abends) und dem 30. Januar (morgens) im Ziel erwartet. Ob es dann auch für sie direkt nach La Rochelle weitergehen muss oder die Einfahrt nach Port Olona möglich sein wird, wird sich erst kurzfristiger entscheiden.
Heute Abend ab 18 Uhr online mit allen News rund um das Sturmfinale von Boris Herrmann – Folge 11 der Malizia Vendée Show mit Team Malizias Direktorin Holly Cova, Will Harris und Weltumseglerin Cole Brauer: