Vendée GlobeSkipper, Boote, Potenziale – wer gewinnt die 10. Vendée Globe?

Jochen Rieker

 · 03.11.2024

1. „Macif Santé Prévoyance“
Foto: Jean-Marie Liot / Alea
Die favorisierten zehn Skipper und ihre Imocas
Wer versuchen will, die Siegkandidaten dieser zehnten Vendée Globe zu benennen, kommt nicht unter fünf, sieben oder sogar mehr als zehn mögliche Skipperinnen und Skipper. Denn die Leistungsdichte ist ebenso wie die Zahl der Teilnehmer so hoch wie nie.

Wir versuchen es trotzdem, in aller gebotenen Knappheit. Aber bei 40 Startern ist das hier folgende dennoch ein kleiner Roman. Deshalb: Ab auf’s Sofa, Tee oder Wein nicht vergessen, und wir freuen uns schon auf animierte Diskussionen, dass die oder der ja wohl auf gar keinen Fall da oder da landen werden.

Die Top 10 nach YACHT-Einschätzung – und welche Stärken sie auszeichnen

1. Charlie Dalin

Charlie Dalin
  • Bootsname: “Macif Santé Prévoyance”
  • Design/Baujahr: Guillaume Verdier/2023
  • Größter Erfolg: Sieger New York – Vendée

Das Phänomen! Segelt solo schneller als andere mit Crew und hat schier unerschöpfliche mentale Ressourcen. Als Yachtkonstrukteur beherrscht Charlie auch den komplexen technischen Part der Imoca-Entwicklung. Musste wegen einer Kopfverletzung auf Etappe 5 des Ocean Race zwar mehrere Monate pausieren, ist aber wieder in Bestform. Ohne Pannen kaum zu schlagen, daher für uns der Top-Favorit

2. Yoann Richomme

Yoann Richomme
  • Bootsname: “Paprec -Arkéa”
  • Design/Baujahr: Finot-Koch/2023
  • Größter Erfolg: Sieger Transat CIC

Ähnelt in vielen seiner herausragenden Talente Charlie Dalin. Auch er ist Konstrukteur und kann auf dem Kurs zaubern. Legendär sind seine Erfolge in der Class 40, etwa bei der Route du Rhum, als er wegen eines Frühstarts mehrere Stunden Stop-Strafe binnen nur zwei Tagen egalisierte. Zudem hat er mit seinem von Finot-Conq und Antoine Koch gezeichneten Imoca ein rauwassertaugliches Boot. Es ist aber seine erste Vendée, sein erstes Mal im Südmeer.

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3. Thomas Ruyant

Thomas Ruyant
  • Bootsname: “Vulnerable”
  • Design/Baujahr: Finot-Koch/2023
  • Größter Erfolg: Sieger TJV / Route du Rhum

Der erfahrenste unter den Top 3 tritt bereits zum dritten Mal bei der Vendée an, mit einem Schwesterschiff von Yoann Richomme. Ein ausgewiesener Kämpfertyp, unangekränkelt von Zweifeln oder Ängsten, der auch dann noch Tempo macht, wenn andere Druck rausnehmen. Unbequemer Gegner, der smarter segelt als in seinen jungen, wilden Jahren und mit dem eigenen Rennstall TR Racing jetzt die erste Zwei-Boot-Kampagne der Imocas fährt - zusammen mit Sam Goodchild, den wir auch weit vorn sehen.

4. Jérémie Beyou

Jérémie Beyou
  • Bootsname: “Charal 2”
  • Design/Baujahr: Sam Manuard/2022
  • Größter Erfolg: Sieger Azimut Challenge

Er will es wissen. In seine fünfte Vendée geht Jérémie Beyou mit dem innovativsten Boot, das dank seines tiefen V-Ruders stabiler fliegt als andere, wenn die Bedingungen stimmen. Stand in fast allen Vorbereitungsregatten auf dem Podium; ein großer Sieg blieb ihm bisher aber verwehrt. Hatte bereits einen Vertrag mit Sam Manuard für die Konstruktion des aktuellen Imocas, bevor die letzte Vendée Globe überhaupt gestartet war - daher von allen neuen Foilern die längste Vorbereitungszeit und ein erfahrenes, gut finanziertes Team. Kommt er diesmal ohne Schäden durch? Wenn ja, dann weit oder sogar ganz vorn.

5. Boris Herrmann

Boris Herrmann
  • Bootsname: “Malizia-Seaexplorer 3”
  • Design/Baujahr: VPLP/2022
  • Größter Erfolg: 2. Platz Transat/NY Vendée

Abgesehen von einer kleinen Schwäche bei Mittelwind und flacher See ist Boris’ seit dem Ocean Race weiterentwickeltes und geleichtertes VPLP-Design wie gemacht für die Vendée, zudem bestens erprobt und robust. Er selbst gilt zudem als auch in hohen Breiten extrem erfahrener Seemann. Kann er seine Zweifel und das Gefühl der Einsamkeit überwinden, über die er als einer der wenigen Top-Skipper offen spricht, passt eigentlich alles! Go, Boris, go!

6. Sam Davies

Sam Davies
  • Bootsname: “Initiatives-Cœur”
  • Design/Baujahr: Sam Manuard/2022
  • Größter Erfolg: 3. Platz Transat CIC

Die in Frankreich lebende Britin wollte nach der Südmeer-Etappe im Ocean Race voriges Jahr auf Paul Meilhats „Biotherm“ schon ihre Vendée-Pläne streichen – so geschockt war die ungemein erfahrene Skipperin von den brutalen Bewegungen im Seegang und den vielen technischen Problemen, die daraus entstanden. Doch sie hat wieder Vertrauen gefunden, Spaß – und Biss. Mit ihrem Manuard-Design verfügt sie zudem über ein sehr gutes, zudem schnelles Boot.

7. Sam Goodchild

Sam Goodchild

Bei vier Regatten im vorigen Jahr segelte der Brite viermal auf Platz drei – kein schlechter Einstand in der Imoca-Klasse. Das brachte ihm den Titel des Imoca Globe Champions ein, wie gesagt: im Premierenjahr! Sam skippert das ehemalige Boot seines Teamchefs Thomas Ruyant, ein breitbandiges Verdier-Design von 2019, das auch „Vulnerable“ heißt - was am Tracker für Verwirrungen sorgen könnte, wenn Ruyant und er in der Spitzengruppe segeln.

  • Bootsname: “Vulnerable”
  • Design/Baujahr: Guillaume Verdier/2019
  • Größter Erfolg: Sieger Imoca Globe Series 2023

8. Nicolas Lunven

Nico Lunven
  • Bootsname: “Holcim - PRB”
  • Design/Baujahr: Guillaume Verdier/2022
  • Größter Erfolg: Zweifacher Sieger Solitaire du Figaro (2009; 2017)

Er hat Boot und Sponsor von Kevin Escoffier geerbt, der lange überlegen im Ocean Race führte. Eine anerkannt gute Basis für vordere Plätze. Nico, mit Team Malizia beim Ocean Race Dritter, ist ein schwieriger, weil ungemein schlauer Gegner; zusammen mit Yoann Richomme zudem der beste Navigator im Feld. Seine Fähigkeit, auch unter Schlafentzug und Druck kluge Entscheidungen zu treffen, zählt zu seinen größten Stärken. Nicht wenige trauen ihm einen Podiumsplatz zu. Wir auch!

9. Justine Mettraux

Justine Mettraux
  • Bootsname: “Teamwork - Team SNEF”
  • Design/Baujahr: VPLP/2018
  • Größter Erfolg: Zweifache Ocean-Race-Siegerin (2017/18; 2022/23)

Die stille, aber starke Schweizerin, Siegerin im Ocean Race 2023 mit „11th Hour Racing“ und auch sonst höchst hochseeversiert, könnte beste Frau im Ziel werden. Sie ist technisch zwar etwas benachteiligt gegenüber Sam Davies und hat auch nicht ganz deren Erfahrung. Ihre „Teamwork-Team SNEF“ ist aber die ehemalige „Charal“ von 2018, ein sehr gut weiterentwickeltes VPLP-Design.

10. Yannick Bestaven

Yannick Bestaven
  • Bootsname: “Maitre Coq V”
  • Design/Baujahr: Guillaume Verdier/2022
  • Größter Erfolg: Sieger Vendée Globe 2020/21

Der etwas überraschende Vendée-Sieger von 2021 hat den Status des Titelverteidigers bisher nicht mit Taten untermauert. Ein Fahrradunfall hat ihn monatelang zurückgeworfen in der Vorbereitung. Doch inzwischen gibt er sich wieder selbstbewusst. Seine beste Platzierung mit dem neuen Verdier-Imoca „Maître CoQ V“ war Rang 6 beim Transat CIC in diesem Frühjahr. Kommt da noch was? Durchaus denkbar!


Für Überraschungen gut: Top 1140

Nie fiel es schwerer, die Stärken und Schwächen der Skipper und ihrer Boote gegeneinander abzuwägen. Deshalb muss jeder Form-Guide eine grobe Schätzung bleiben. Wir haben dennoch die Karten gelegt. Hier die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die nicht zum engsten Favoritenkreis zählen – und dennoch oder gerade deshalb das Einhandrennen um die Welt mit prägen können:

TOP 11–20

  • Paul Meilhat, „Biotherm“: Brennt, segelt stark, hat aber ein Boot, das sich im Südmeer schwertut und das bisher auch nicht mit Zuverlässigkeit glänzte. Zudem zählt sein Budget zu den knappsten der Top-Teams.
  • Louis Burton, „Bureau Vallée“: Guter Mann, enormer Wille, viel Mut, schnelles Boot. Der Dritte der vorangegangenen Vendée Globe will unbedingt wieder aufs Podium. Warum wir ihn nicht weiter vorn sehen? Er hatte viel Bruch in den Vorbereitungsregatten, unter anderem kam ihm zweimal der Mast von oben, was viel Trainingszeit kostete. Das alles aber will und wird er hinter sich lassen. Man to watch!
  • Maxim Sorel, „V&B Monbana -Mayenne“: Zählte in der Class 40 mehrere Saisons lang zu den Besten und segelt seit sechs Jahren Imoca. Mit seinem 2022er-Boot, gebaut bei Mer Concept, hat er eine gute, schnelle Basis. Jedoch gilt das Verdier-Design als nicht optimal bei Welle.
  • Sebastien Simon, „Groupe Dubreuil“: Der Franzose hatte vor vier Jahren mit Arkéa Paprec” eins der extremsten Designs, das aber nie sein Potenzial voll ausschöpfen konnte und den Sponsor schließlich zum Beidrehen veranlasste. Dann ergab sich mit dem Kauf des Siegerboots von The Ocean Race (der ehemaligen ”11th Hour Racing”) eine Chance, die Seb nutzte. Ihm fehlt es aber an Southern-Ocean-Erfahrung, und seine Verdier-Konstruktion neigt bei Welle und Wind zum Unterschneiden.
  • Benjamin Dutreux, „Guyot“: Segelt um seine Zukunft, nachdem der Auftritt seines Teams im Ocean Race nicht überzeugen konnte. Das 2015 gebaute Boot gehörte einst Alex Thomson, der damit Zweiter bei der Vendée 2016/17 wurde, diente dann 11th Hour als Trainingsyacht, bevor deren Neubau fertig war. Ist weiterentwickelt worden, u.a. mit neuen Foils, und recht schnell. Ergonomisch aber nicht auf der Höhe der Zeit, konstruktiv auch nicht. Ben kann man zutrauen, dass er diesmal alles gibt. Muss er auch.
  • Damien Séguin, „Groupe Apicil“: Der Mann, der ohne linke Hand segelt, war eine der Überraschungen der Vendée Globe 2020/21, bei der er starker Siebter wurde. Er hat fünf WM-Titel und drei Paralympics-Medaillen geholt, bevor er in die Imoca-Klasse wechselte. Seglerisch also ein As! Zudem verliert er selbst bei Maleschen nie den Humor. Ein weiteres großes Asset: sein aktuelles Boot, das unter Yannick Bestaven Vendée-Sieger war und jetzt mit neuen Foils noch deutlich leistungsfähiger ist. In der Qualifikation pendelten Damiens Platzierungen zwischen Rang 5 und 15. Irgendwo dazwischen erwarten wir ihn auch, wenn er im Januar wieder in Les Sables d’Olonne einläuft.
  • Clarisse Cremer, „L’Occitane“: Top-Boot, Top-Team. Clarisse, die den Rekord für das schnellste Vendée-Finish aller Frauen bisher hält und bei ihrer Premiere vor vier Jahren gleich mal auf Platz 12 vorfuhr, hatte eine wackelige Vorbereitung. Ihr ursprünglicher Sponsor Banque Populaire bootete sie wegen ihrer Schwangerschaft und der Ungewissheit, ob sie die Quali schaffen würde, aus. Dann kam sie bei Alex Thomson unter, der seinen Rennstall für sie bereitstellte. Ihr Boot ist die ehemalige “Macif”, mit der Charlie Dalin First Ship Home bei der letzten Vendée wurde - eine starke Basis!
  • Pip Hare, „Medallia“: Die Britin hatte die Fans letztes Mal mit ihrer unerschütterlichen Art und einem beherzten Auftritt begeistert - und phasenweise vergessen lassen, dass sie eines der ältesten Boote segelte. Jetzt ist alles anders: Pip hat die ehemalige “Bureau Vallée” gekauft, die 2016 als “Banque Populaire VIII” unter Armel le C`léach den noch heute gültigen Streckenrekord samt Sieg holte. Und sie beließ es nicht dabei: Neue Foils, ein deutlich vergrößertes Team und die Hilfe des wohl besten Preparateurs, den man sich denken kann, bringen sie potenziell nahe an die Top 10.
  • Isabel Joschke, „MACSF“: Sie ist die Meisterin der Starkwind-Passagen und ein Genie darin, aus wenig viel zu machen. Die Deutsch-Französin, von Freunden “Isa” genannt, hatte letztes Mal Pech mit der Kielhydraulik und musste nach der Passage von Kap Horn abbrechen. Diesmal tritt sie mit dem gleichen Boot an, das keine großen Modifikationen erhalten hat. Dennoch muss man mit ihr rechnen.
  • Alan Roura, „Hublot“: Der Schweizer zählt mit 31 Jahren zu den jüngsten Skippern im Feld, und segelt doch bereits seine dritte Vendée Globe! Mit der Ex-„Hugo Boss“ hat er ein potenziell schnelles Schiff, das ihm freilich viel Ein- und Umgewöhnung abforderte. In der Qualifikation stets zwischen Rang 10 und 20, in der Saisonwertung der Imoca-Klasse derzeit nur 23ter.

TOP 21–30

  • Jean Le Cam, „Armor Lux“: Der Routinier und Oldie. Jean “Le Roi”, dieses Original, hat noch die Frühphase der französischen Hochsee-Szene miterlebt. Er ist 65, Zeit eigentlich, das Ölzeug an den Nagel zu hängen. Aber er will es nochmal wissen. Segelt wie Eric Bellion einen der zwei neuen Non-Foiler, gezeichnet von Scow-Bow-Pionier David Raison. Weil beide wenige Rennen bestritten und dabei auch einiges an Bruch hatten, kennt niemand die wahre Form der Boote. Die von Le Cam steht außer Zweifel: Letztes Mal war er Vierter. Das wird diesmal kaum gelingen, weil die Konkurrenz und das Leistungsvermögen der Foiler einfach so viel größer sind. Zu wünschen wäre ihm aber ein erneuter Überraschungserfolg! 
  • Giancarlo Pedote „Prysmian“: Forza Italia! Giancarlo ist eine solider Skipper mit einem seit der letzten Vendée Globe stark überarbeiteten Boot. Er kappt den Bug und baute nachträglich eine Art Scow-Bow-Konstruktion daraus. Seinen achten Platz beim Solo-Rennen 2020/21 wird er kaum wiederholen können. Doch er gehört zu den Starken im Mittelfeld.
  • Romain Attanasio, „Fortinet“: Romain, Ex-Partner von Sam Davies, hat Boris Herrmanns vorige Malizia übernommen. Die ist immer noch schnell, allerdings mühsam zu segeln im Seegang. Bei der Azimut-Challenge brach ihm der Mast. Dank Crowdfunding ist er wieder flott. Könnte auch in den Top 20 landen, wenn alles glatt läuft.
  • Eric Bellion, „Stand as One“: Schwesterschiff von Jean Le Cams “Armor-Lux”, also ohne Foils, aber mit Auftrieb erzeugenden Schwertern und mächtigem Scow-Bow. Raisons Entwürfe haben sich bei den Minis und Class 40s als extrem schnell erwiesen. Gelingt es Eric, das Potenzial zu heben, kann er wie Le Cam auch weiter vorn mitmischen. Umfangreiche Verstärkungen im Rumpf sollen das Boot vor strukturellen Schäden bewahren. Der 48-jährige glaubt an seine Chance und will nicht auf Ankommen segeln, sondern für die bestmögliche Platzierung.
  • Kojiro Shiraishi, „DMG Mori“: Koji, der daheim in Japan Star-Status genießt, steht vor seiner dritten Vendée. Bei der letzten riss ihm schon nach einer Woche das Groß in Fetzen. Es folgte eine Apollo-13-Mission, bei der er fünf Tage lang mit Flex, Akkubohrer, Sika und Carbonstangen sein Segel flickte - und es damit tatsächlich bis ins Ziel schaffte! Das war sein wichtigstes Ziel. Diesmal kann er befreiter starten, weil er schon Finisher ist. Das Boot, ein Schwesterschiff von Justine Mettraux “Teamwork - Team SNEF”, ist für die Top 20 gut, eventuell auch mehr.
  • Arnaud Boissières, „La Mie Caline“: Vierfach-Finisher in Folge! Das muss ihm erstmal jemand nachmachen. Cali, wie ihn Freunde und Fans nennen, hat großes Entertainer-Potenzial. Sein Boot ist schon etwas älter, ein VPLP-Verdier-Design von 2010, das zuvor Sam Davies gehörte.
  • Tanguy Le Tourquet, „Lazare“: International kaum bekannt, gilt der Mann von Clarisse Cremer als fähiger Solo-Skipper. Wann und wo immer er an die Startlinie geht, zählt er zu den besten Imoca-Seglern auf Booten ohne Foils. Das wird auch jetzt wieder so sein. Seine “Lazare” ist die ehemalige“Groupe Apicil” von Damien Séguin.
  • Benjamin Ferré, „Monnoyeur“: Ähnlich stark einzuschätzen wie Tanguy Le Tourquet. Der Abenteurer kam erst vor sieben Jahren zum Hochseesport, holte 2019 bereits den Titel als bester Rookie beim MiniTransat (3. Platz in der Serien-Wertung), und fand Unterstützung durch Altmeister Jean Le Cam. Sein Boot ist die Ex-”Banque Populaire X”, mit der Clarisse Cremer ihre erste Vendée Globe segelte - ein leichtes, schnelles VPLP-Verdier-Design von 2010. Da geht was!  
  • Violette Dorange, „Devenir“: Wer bis jetzt noch nicht der Meinung war, dass die zehnte Vendée Globe die vielfältigste is: Hier kommt ein weiterer Beleg. Violette ist mit 23 Jahren die Jüngste im Feld. War sie immer: Beim MiniTransat startete sie mit 17 als jüngste Frau ever. Davor querte sie im Opti schon den Englischen Kanal (mit 15!) und die Straße von Gibraltar (mit 16). Im 420er zählte sie zur französischen Spitze. Und auch bei den Imocas überzeugte sie auf Anhieb. Ihre Natürlichkeit und Frische macht sie zu den Social Media Stars im Feld. Ihr Boot ist die ehemalige “Yes we Cam”, ein Farr-Design von 2006, aus dem sie garantiert alles rausholen wird.
  • Manuel Cousin, „Coup de Pouce“: Der 57-jährige lebt nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Nach fast 30 Jahren in der Automobilbranche schmiss Manu hin und ging Segeln: erst Mini, dann Class 40, jetzt Königsklasse. Mit kleinem Budget, aber viel Leidenschaft hat er sein 2007er-Boot weiterentwickelt und nach eigenen Aussagen eine Tonne an Gewicht rausgeholt, u.a. wegen der geänderte Vermessungsvorschriften für die Stabilität. Das ist viel, sehr viel! Und eine gute Grundlage für Manus sportliches Ziel: Er will in die Top 20!

TOP 31–40

  • Conrad Colman, „MS Amlin“: Kiwi, Mini-Budget, Löwenherz. Wenn es einen Starter der Herzen gibt, dann ist er weit vorn. Conrad Colman kann eigentlich alles: Wetter, Navigation, Segel, Trimm, Basteln, vor allem aber: die Fans dabei mitnehmen! Wäre er Franzose, hätte er längst einen solventen Sponsor. Als Neuseeländer tut er sich dagegen schwer, weil Solosegeln down under irgendwie nicht so angesagt ist. Ein Jammer!
  • Guirec Soudée, „Freelance.com“: Ist das nicht der mit dem Huhn? Ja, ist er! Als Weltumsegler mit Federvieh an Bord hat er Guirec Soudée eine gewisse Berühmtheit erlangt. Beim Start war er 21, am Ende 26. Zweimal ging es um die Pole. Er hat aber auch schon den Atlantik im Ruderboot überquert. Jetzt eben Vendée, ohne Huhn. Unbeugsam, witzig, gut! Definitiv ein Kandidat für die Top 30 oder besser, wenn’s läuft!
  • Fabrice Amédeo, „Nexans Wewise“: Der ehemalige Journalist wollte eigentlich auf einem Foiler antreten; der sank aber nach einem Batteriebrand im Atlantik. Nun segelt er ein Owen Clarke Design von 2007, die ursprüngliche “Ecover” von Mike Golding. Damit ist nicht so viel zu holen. Aktuell an Platz 36 der Imoca Globe Series. 2016 war der erfahrene Skipper schon mal Elfter der Vendée. Diesmal wird Ankommen das Hauptziel sein.
  • Louis Duc, „Fives Group“: Ein spannender Charaktertyp: Louis war Unternehmer, bevor er sich dem Hochseesport verschrieb. Der 41jährige aus der Normandie schätzt Herausforderungen, weshalb er nicht davor zurückschreckte, die alte, ausgebrannte “PRB” von 2007 zu kaufen und wieder aufzubauen. Ihn darf man nicht unterschätzen!  
  • Oliver Heer, „Tut gut“: Dritter und lustigster Schweizer im Feld, neben Justine Mettraux und Alan Roura, was einmal mehr zeigt, wie stark die Schweizer im Segeln sind! Ollie hat lange als Boat Captain von Alex Thomson gearbeitet und kam so zur Imoca-Klasse. Als Letzter schaffte er die Quali für die Vendée, nachdem er beim Transat CIC nach Reparatur-Marathon nur außerhalb der Wertung ins Ziel kam. Klasse Typ!
  • Antoine Cornic, „Human Imobilier“: Typ Wird-schon-werden. Der Ex-Judo-Meister und Ex-Kneipenwirt war 2001 schon mal dem Segelvirus verfallen, segelte 2001 sein erstes MiniTransat, pausierte dann 16 Jahre und stieg erst 2017 wieder ein, wo er aufgehört hatte. Vor drei Jahren kaufte er dann einen der ältesten noch segelnden Imocas, ein Owen Clarke Design von 2005. Mal sehen, was er aus dem rausholen kann. Im Zweifel wird er sonst halt wieder Wirt.
  • Sebastien Marsset, „Foussier“: Muss man nicht kennen, sollte man aber auch nicht unterschätzen! Sebastien segelt seit gut zehn Jahren auf allem, was schnell ist - von Mini bis Ultim-Trimaran. Sportlich bringt er eine Top-Kondition und -Physis mit. Im letzten Drittel des Feldes kann man ihm und seinem Farr-Design von 2006 manches zutrauen.
  • Denis van Weynbergh, „D’Ieteren Group“: Der spätberufene Belgier verfolgt auf dem ehemaligen Boot des Ungarn Nandor Fa ein Try-hard-Projekt. Als PR-Unternehmer ist die Vermarktung sein kleinstes Problem. Und auch an Hochsee-Erfahrung fehlt es ihm nicht. Er kam über Mini und Class 40 in die Imoca-Klasse. Derzeit Platz 26 in der Saisonwertung.  
  • Szabolcs Weöres, „New Europe“: Sechsfacher Ironman-Finisher - wow! An Ausdauer wird es Szabi sicher nicht fehlen, an Können auch kaum. Er hat eine klassische Dingi-Karriere hinter sich (420er, FD, Soling), arbeitete später beim deutsch-südafrikanischen America’s-Cup-Team Shosholza als Rigger. Jetzt also Vendée, wo der Ungar in Nandor Fas Seestiefel schlüpfen will. Mal sehen, könnte was werden!
  • Jingkun Xu, „Singchain“: Er ist in China, was Kojiro in Japan ist - ein vielbeachteter Segelstar. Wie Damien Seguin fehlt ihm die linke Hand, wovon er sich aber wenig beeindruckt zeigt. Xu startete schon bei den Paralympics ebenso wie bei zahlreichen Big-Boat-Regatten. Er segelt die 2007 bei Multiplast gebaute “Brit Air”, eine Konstruktion von Finot Conq. Sein Ziel hat er im Titel seiner Biografie formuliert: “Humble Dream”, ein bescheidener Traum. Ankommen wäre für den 35jährigen wie ein Sieg.

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