Die zehnte Jubiläumsauflage der Vendée Globe endet am 7. März um 8 Uhr. Dem im Regelwerk festgelegten Finale liegt die Renndauer zugrunde, die der Letzte der neunten Vendée Globe für sein Solo um die Welt benötigt hat: Der Finne Ari Huusela war auf “Stark” 2020/2021 116 Tage, 18 Stunden, 15 Minuten und 46 Sekunden unterwegs, bevor ihn seine Landsleute daheim stürmisch feierten.
Die offizielle Schließung der Vendée-Globe-Ziellinie kommt am Freitag 52 Tage nach dem Triumph von Charlie Dalin. Der Franzose hatte sein schnelles Rennan bereits am 14. Januar beendet. Das Zeitlimit gewährt damit ein Plus von mehr als 80 Prozent auf die Siegerzeit. Das nahende Ende könnte den Letzten im Rennen voraussichtlich trotz dieses Puffers brutal treffen. Nach jüngsten Prognosen wird Denis Van Weynbergh die Ziellinie erst am 8. oder 9. März erreichen.
Etwa 487 Seemeilen hatte Denis Van Weynbergh nachmittags am 3. März noch vor sich, 23,418 schwere Seemeilen bereits in seinem Heckwasser. Auf der “D’Ieteren Group”, 2013 von Nándor Fa und Attila Déry als “Spirit of Hungury” in Ungarn konstruiert und gebaut, segelte der 57-Jährige am 114. Tag der Vendée Globe zu Wochenbeginn der Biskaya entgegen. Für ihn geht es jetzt um jede Minute. Hier kann sein Kurs im Race Tracker verfolgt werden.
Denis Van Weynbergh hatte in den letzten Wochen weitere Rückschläge wegzustecken, die ihn in die bedrohliche Situation brachten. Nach dem Großfallbruch war er zunächst nur noch unter Vorsegel unterwegs. Am Montagnachmittag kam er mit knapp sieben Knoten wieder etwas flotter voran. Würde es dabei bleiben, könnte es reichen. Doch die Routings lassen anderes befürchten.
Denis Van Weynberghs Schicksal sorgt für Diskussionen in den sozialen Netzwerken, denn seine Fans wünschen sich eine längere Öffnung der Ziellinie. Degegen steht das Regelwerk. Wie schon in anderen Fällen – etwa der nicht gewährten Zulassung zweier weiterer qualifizierter Skipper über das vorab gesetzte Vendée-Globe-Startlimit von 40 Booten hinaus – werden die Organisatoren auch im Fall von Denis Van Weynbergh kein Auge zudrücken können. Das ist unmöglich, weil ein Regelwerk nicht im laufenden Wettbewerb geändert werden kann.
“Denis, der Belgier”, dessen Kurs sowohl bei Facebook als auch bei Instagram jeweils rund 6500 Follower begleiten, gibt trotzdem nicht auf. Er wird sein Rennen beenden. Auch, wenn es möglicherweise offiziell nicht mehr gewertet werden kann. Van Weynberghs Credo: “Ich will es versuchen, um nichts zu bereuen, keinen bitteren Geschmack zu behalten, der mich bis ans Ende meines Lebens begleiten würde.”
Ein Fan spendete schon einmal diesen Trost: “Selbst wenn du zu spät kommst, hast du gewonnen. Du hast die Meere, die Ozeane, den Wind und die Zerbrechlichkeit deines Bootes besiegt. Der Geschmack wird also ziemlich lecker sein, Monsieur Denis. Die Augen vieler Menschen werden auf dich gerichtet sein. Wir warten alle auf dich!”
Als 31. war bereits am Samstag Manuel Cousin auf “Coup de Pouce” ins Ziel gekommen. Am Dienstag wird als Vorletzter noch segelnder Skipper Fabrice Amedeo mit “Nexans – Wewise” im Start- und Zielhafen der Vendée Globe erwartet. Würde Denis Van Weynbergh die Ziellinie rechtzeitig erreichen, bekäme er – wie alle anderen Skipper ab Platz elf (Clarisse Crémer) und damit auch Boris Herrmann – ein Preisgeld von 4.347,82 Euro. Schafft es der Belgier entsprechend der aktuellen Prognosen nicht, wird sich das Preisgeld für die anderen auf 4545,45 Euro erhöhen.
Hier hatte Denis Van Weynbergh vor Wochenendbeginn von seinen Großsegelproblemen berichtet. Die bald vier Monate auf See sieht man ihm an: