Tatjana Pokorny
· 03.02.2013
Nach seiner Kenterung am Sonntag ist der Spanier noch in der Nacht von einem Helikopter abgeborgen und auf die Azoren gebracht worden
Das Unglück kam ohne Vorwarnung: 500 Seemeilen westlich von Madeira und 360 Seemeilen südlich der Azoreninsel Sao Miguel ist der spanische Vendée-Globe-Skipper Javier Sanso am Sonntagvormittag in moderaten Bedingungen um 15 Knoten Wind gekentert. Nur wenige Minuten zuvor hatte der Spanier dem Hauptquartier noch seinen Tagesbericht von Bord geschickt. Es gab keinerlei Anzeichen für das, was dann kommen sollte. Die Rennleitung wurde von Sansos Team um 12 Uhr mittags deutscher Zeit darüber informiert, dass man Alarmsignale von ihm empfangen hätte.
Die Rennleitung sowie das MRCC Ponta Delgada auf den Azoren und die Retter vom Cross Griz Nez bemühten sich umgehend um Kontakt zum Spanier – vergeblich. Das MRCC Ponta Delgada beauftragte daraufhin ein Flugzeug, das Revier abzusuchen. Die Besatzung sichtete Sanso um 17.30 Uhr in seiner Rettungsinsel. Sanso machte durch Handzeichen und – mithilfe eines Handleuchtfeuers – durch Rauchsignale auf sich aufmerksam. Die Rennleitung wurde darüber um 17.50 Uhr informiert. Um 18.50 Uhr hob ein Helikopter vom Typ EH 101 zur Rettung Sansos auf den Azoren ab. Dessen Besatzung barg Sanso in der Nacht zum Montag um 0.40 Uhr ab.
Ein Arzt an Bord des Helikopters untersuchte den Skipper der "Acciona 100 % EcoPowered" umgehend, konnte aber keine Verletzungen oder Unterkühlungen feststellen. Der Helikopter flog Javier Sanso in die Militärbasis auf der Azoreninsel Terceira. Dort wurde Sanso erneut von einem Ärzteteam untersucht. Dem Spanier geht es gut. Die Rennleitung wurde darüber am Montagmorgen um 5.30 Uhr informiert. Weitere Informationen zum Boot will die Rennleitung im Verlaufe des Montags bekanntgeben.
Noch in der selben Nacht gab die Rennleitung außerdem bekannt, dass Jean-Pierre Dick nach seinem mehrtägigen Stopp vor der nordspanischen Küste nicht mit Punktabzügen oder gar einer Disqualifikation rechnen muss. Dick hatte für drei bis vier Minuten seinen Motor angemacht, um sicher an der Mooring festzumachen, wo der Skipper seine "Virbac Paprec 3" ohne Kiel bis zum Sonntagmorgen vor stürmischen Winden schützte. Der Spruch der Jury: "Der Skipper hat alle Anlegemanöver selbst durchgeführt, ist selbst wieder gestartet und hat keine Hilfe von außen erhalten."
Mit dem "Aufbrechen der Siegel und der Nutzung des Motors hat ‚Virbac Paprec 3‘ die Artikel 13.2 und 13.3 der Notice of Race verletzt", jedoch andererseits gute Seemannschaft bewiesen, indem er seinen Motor nur kurze Zeit und nur zum Anlagen benutzt habe. Der Skipper, so die Überzeugung der Jury, habe nicht vom Bruch des Reglements profitiert. Inzwischen sind es für Dick nur noch rund 100 Seemeilen bis ins Ziel. Damit hat er alle Chancen auf Platz vier.