Tatjana Pokorny
· 27.11.2020
Keine gute Nacht für die Giganten der Meere: In der Vendée Globe hat es erneut Alex Thomson erwischt. Auch die Jules-Verne-Rekordjäger müssen umkehren
Gut zweieinhalb Tage erst waren Charles Caudrelier, Franck Cammas und ihre Crew auf ihrem 32-Meter-Geschoss "Maxi Edmond de Rothschild" unterwegs, als Bruch an Bord sie am Freitagabend schon wieder zur Umkehr zwang. In einem Teamstatement des französischen Gitana-Rennstalls hieß es am späten Abend: "Nach drei Tagen auf See im Rahmen ihres Rekordversuchs um die Welt haben Franck Cammas und Charles Caudrelier im Einvernehmen mit Cyril Dardashti, Direktor des Fünf-Pfeile-Teams, beschlossen, die Rekordfahrt zu unterbrechen und in ihren Heimathafen zurückzukehren. Diese Bekanntgabe erfolgt nach Schäden, die gestern bei einer Kollisionen mit einem 'Ufo' (Red.: Unbekanntes treibendes Objekt) entstanden sind und die es der Crew nicht ermöglichen, hundert Prozent ihres Potenzials abzurufen."
Derzeit befinden sich die Segler des Gitana-Teams nördlich der Kapverden, etwa 1900 Seemeilen von Lorient entfernt, auf das "Gitana 17" nun wieder Kurs nimmt. Gleichzeitig erklärte der Direktor, dass auch das wenig vielversprechende Wetterfenster eine Rolle bei der Entscheidung gespielt habe. Die logische Konsequenz in seinen Worten: "Wenn wir heute umdrehen, können wir sogleich in unser technisches Basiscamp zurückkehren und Reparaturen durchführen, um uns schnell wieder in den Standby-Modus zu versetzen und diesen Winter wieder loszufahren, um die Jules-Verne-Trophäe zu erobern." Interessant: Auch die Jules-Verne-Rekordhalter auf "Idec" hatten sich vor vier Jahren in den Doldrums zur Umkehr und zu einem neuen Anlauf entschlossen. Was sie nicht daran hinderte, zweieinhalb Wochen später wieder durchzustarten und sich am 26. Januar 2017 mit gesegelten 40 Tagen, 23 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden eine neue Bestmarke für die schnellste Weltumsegelung einer Mannschaft unter Segeln zu sichern, die nun wieder gejagt wird.
Die zweite schlechte Kunde kam am späten Freitagabend von einem ohnehin schon Leidgeprüften: "Hugo Boss"-Skipper Alex Thomson, als Co-Favorit ins Rennen gestartet und viele Tage glanzvoller Spitzenreiter, musste den Bruch seines Steuerbord-Ruders vermelden. Nachdem ihn die angeknackten und auf See reparierten Längsstringer der Bugsektion bereits stark zurückgeworfen hatten, sackte Thomson noch am selben Abend weiter im Klassement zurück – bis Mitternacht auf Platz zwölf. Sein Team hatte der 46-jährige Brite aus Gosport bereits um 19 Uhr über den am 19. Tag auf See entstandenen Schaden informiert. Das Team hat Thomson angewiesen, das Ruder sofort hochzuklappen. Im Team-Statement hieß es, Thomson habe mit dem verbleibenden Ruder Kontrolle über die Yacht, sei sicher und nicht in Gefahr. Das Team arbeitet daran, den Schaden zu analysieren und hat ein weiteres Statement für Samstag angekündigt.
An der Spitze des Vendée-Globe-Feldes hatte Charlie Dalin am Abend seinen Vorsprung vor Thomas Ruyant auf 330 Seemeilen ausgebaut. Boris Herrmann verteidigte Platz sechs. Hier geht es zum Tracker und den Zwischenständen.