Vendée GlobeReparaturen: Hör mal, wer da hämmert …

Andreas Fritsch

 · 07.12.2016

Vendée Globe: Reparaturen: Hör mal, wer da hämmert …Foto: Romain Attanasio
Die beiden ausgebauten Ruder

Sie sind nicht nur gute Segler, sondern auch ziemlich talentierte Bootsbauer: Mac-Gyver-mäßig reparieren drei Skipper gegen die Uhr – der nächste Sturm naht

Nachdem die dramatischen Ausfälle und Schäden der letzten Tage für eine Hiobsbotschaft nach der anderen sorgten, bewiesen heute die Skipper der Vendée, wie vielseitig und entschlossen sie sind, mit allen Mitteln um den Verbleib im Rennen zu kämpfen.

Als Erstes kam die erlösende Nachricht von Thomas Ruyant, der den Wassereinbruch über ein geplatztes Ventil des Ballasttanks in den Griff bekommen hat und wieder voll ins Rennen zurückgekehrt ist. Nachdem er ein paar Stunden vom direkten Kurs weggehalst war, um das Ventil aus dem Wasser zu bekommen, meldete er heute, das Problem sei vorerst gelöst:

"Der Wasser-Einlass war aufgeplatzt, als wir heftig in eine Welle gekracht sind. Dabei wurde ein Stück des Bodens herausgerissen. Ich hatte schon acht Zentimeter hoch Wasser im Schiff, schnelles Handeln war also angesagt. Ich habe es zuerst mit meiner Ölzeughose gestopft, bin dann schnell die Halse gefahren und habe das Vorsegel weggerollt, um in Ruhe arbeiten zu können. Mit Schaum und einer Lage Carbon zulaminiert hält es zurzeit. Aber die Backbord-Ballasttanks kann ich jetzt nicht mehr nutzen. Als der Unfall passierte, dachte ich, es ist aus für mich. Aber zum Glück haben der Motor und die Elektronik kein Wasser abbekommen, die Maschine lief schon wieder zweimal. Ich habe ungefähr einen Tag auf die anderen verloren." Jetzt ist seine "Le Souffle du Nord" wieder mit 15 Knoten Richtung Kap Leeuwin unterwegs.

  Rohe Gewalt war gefragt …Foto: Eric Bellion
Rohe Gewalt war gefragt …

Noch härter schuften musste sein Landsmann Eric Bellion, der mit seiner "Comme un seul homme" gestern einen Knock-Down in einer 50-Knoten-Bö erlebte. Dabei war der Ruderschaft derart verdreht worden, dass sich das Blatt vom Schaft gelöst hatte. Er segelte etwas nach Norden, aus dem gröbsten Wetter heraus, und begann dann mit der Reparatur. Dafür musste er dem zersplitterten Schaft mit Säge und Hammer zu Leibe rücken, da er verklemmt war. Rund elf Stunden schuftete er am Stück, um das zum Glück mitgeführte Ersatzruder zu montieren.

  Spuren der ReparaturFoto: Eric Bellion
Spuren der Reparatur

"Keine Sekunde zu früh, ich hatte ein Zeitfenster von zwölf Stunden, dann rauscht das nächste Sturmtief mit mehr als 40 Knoten Wind an!", berichtete er überglücklich von Bord. Mittlerweile ist er wieder im Feld angekommen und segelt auf Platz 16 mit gutem Speed weiter

So weit ist der Franzose Romain Attanasio noch nicht: Nachdem er sich durch eine Kollision mit Treibgut beide Ruder abrasiert hat, segelte er bis kurz vor die südafrikanische Küste, um dort zu anken und eine Reparatur zu versuchen. Er hat ein Ersatzruder an Bord und will das andere reparieren. Heute schickte er Bilder der verbliebenen Ruderstümpfe, die er in einem Kraftakt ausgebaut hatte.

Die Schäden sind sehr massiv, aber er will versuchen, ein provisorisches zweites Ruderblatt zu bauen, damit er die Vendée zu Ende segeln kann. Kein ganz leichtes Unternehmen angesichts der Schäden und der Belastungen, die die Blätter bei den Geschwindigkeiten eines Open 60 aushalten müssen – immerhin müssen sie noch rund 15.000 Seemeilen halten. Man darf gespannt sein, wie gut ihm der recht umfangreiche Laminier-Job gelingen wird.