Es gibt Markennamen wie Tempo oder Zewa, die zum Synonym dafür wurden, was sie sind: Taschen- und Küchentücher. Paninis haben das auch geschafft. Ihr Name steht seit den 1960er-Jahren für Sammelbilder. In Deutschland und der Welt kennen Kinder und Erwachsene die kleinen Klebekärtchen aus genauso kleinen Tütchen und die dazugehörigen Sammelhefte vor allem aus dem Umfeld von Fußball-Großereignissen.
Es gibt den Panini-Spaß aber auch zu vielen anderen Anlässen und Themen. Superhelden wie Batman oder Spiderman, Marvel-Figuren oder Disney-Stars, Harry Potter oder Bibi & Tina – auch ihnen wurden und werden eigene Sammelmagazine und Klebekarten gewidmet. Den Reiz des analogen Spiels im Zeitalter der Digitalisierung machen das Jagen, Sammeln und Tauschen der Bilder aus. Ist der aktuelle und aktive Spaß irgendwann vorbei, bleibt ein Erinnerungsheft.
Ende der 1960er-Jahre hatten die Panini-Brüder Benito und Giuseppe nach zunächst eher erfolglosem Verkauf von Blumen-Sammelbildern mehr Glück mit Bildern von Fußballern. Bei einer Reise aus dem heimischen Modena nach Mailand hatten sie dort eine Charge nicht veräußerter Fußball-Sammelbilder entdeckt. Zurück in Modena, verpackten sie jeweils zwei Bilder in ein Tütchen zum Preis von 10 Lire – mit riesigem Erfolg: Schnell waren drei Millionen Bilder verkauft.
Danach machte sich Giuseppe Panini als Herausgeber selbständig, erfand die Panini-Sticker und gründete 1961 das Unternehmen unter seinem Namen. Bruder Benito stieg mit ein. Mit Umberto und Franco verstärkten zwei weitere Brüder 1963 die Panini-Familienmannschaft. Als erstes offizielles Panini-Bild gilt nach Zeitzeugen-Berichten ein Schwarz-Weiß-Sticker des Mailänders Bruno Bolchi, damals Mittelfeldspieler bei Inter Mailand.
Was die Paninis von anderen Herausgebern und Produzenten von Sammelbildern unterschied, war ihr konsequentes Angebot von käuflichen “Bildchen in Tüten” plus Album. Zuvor waren Sammel-Sticker oft als werbliche Zugabe von Produkten wie Schokoladentafeln zu bekommen. Wichtig erschienen den Paninis auch die eigenen Tütchen.
Zu finden hatten sie dann noch die Antwort auf eine entscheidende Frage: Wie ließe sich verhindern, dass doppelte Bilder in einem Tütchen landen? Hier folgte der besonders kreative Part der Panini-Story: Nach Unternehmensgeschichte nahmen die Paninis ein Butterfass und ein Rad, das einer Lottozahlenmaschine geähnelt haben soll. Dieses Rad, heißt es weiter, “war mittels eines Fahrradrahmens mit dem Fass verbunden und wurde anfangs durch einen Studenten angetrieben: 15 Umdrehungen vorwärts, 15 rückwärts.”
Überliefert, so steht es in der Firmenhistorie, sei noch eine weitere Geschichte zum Mischverfahren, das wenig später angewendet worden sein soll: “Die Paninis warfen die Bilder in die Luft und mischten sie anschließend mit einer herkömmlichen Schaufen gründlich durch.”
Für eine professionellere Lösung sorgte der 1963 um seine Rückkehr aus Venezuela nach Italien gebetene Familien-Techniker Umberto Panini. Er entwickelte 1964 mit der sogenannten “Fifimatic” das Herz der Firma. Die Misch- und Eintütmaschine sorgt dafür, dass niemals zwei gleiche Bilder in einer Tüte landen. Das Erfolgskonzept machte die Panini-Gruppe zu einem der weltweit größten Verlage für Sammelprodukte.
Für den Antrieb der Fans sorgen bis heute die oftmals brennenden Fragen: Wie voll bekomme ich mein Sammelheft? Finde ich meine Lieblinge in einer meiner Tüten? Oder kann ich die mir wichtigsten Bilder beim Tauschen mit Freunden ergattern? So könnte es auch deutschen Vendée-Globe-Fans gehen, wenn sie darauf hoffen, das Gesicht von Boris Herrmann für ihr Sammelheft in einer der kleinen Tüten zu finden. Der 43-jährige “Malizia – Seaexplorer”-Skipper kennt die Paninihefte auch selbst, findet sie “super”.
Zur runden 10. Edition der Vendée Globe hat Panini den Solo-Weltumseglern ein eigenes Sammelhaft samt Stickern entworfen. Es ist die erste Sammlung überhaupt, die Panini dem Segelsport offiziell widmet. Sie kommt in französischer Sprache der Gastgeber daher, ist allerdings in der „Boutique“ der Vendée Globe bereits ausverkauft. Dort war zuletzt nur noch die große Box mit 36 Tütchen à jeweils fünf Klebebildern für 36 Euro zu haben. So ist die Lage auch in den Verkaufsshops im Race Village von Les Sables-d’Olonne, wie die Veranstalter auf Anfrage von YACHT online mitteilten.
Zu finden aber sind das Album – entweder als etwas günstigeres Heft oder kartoniert – und die große Sticker-Box mit 180 Bildern als Duo-Angebot für 39,50 oder 45,90 Euro auf der französischen Seite von Panini. Dazu weitere Kombi-Angebote oder einzelne, unterschiedlich große Sticker-Päckchen ab 10,50 Euro. Auch auf der französischen Amazon-Seite wird man fündig. Ebenso auf der deutschen Amazon-Seite, wo die Preise aber mit Blick auf die Lieferwege deutlich höher liegen.
Das Sammelalbum beinhaltet 56 Seiten und ein Poster. Neben den 40 Konterfeis der 34 Solo-Skipper und sechs Skipperinnen, die am 10. November an der Startlinie vor Les Sables d-Olonne aufkreuzen, sorgen weitere Themenseiten für Abwechslung. Natürlich hat auch das erste offizielle Maskottchen des Rennens seinen Platz im Heft: Pinguin Adélie ist mit von der Panini-Partie. Sie wird gleich auf dem Titel „zitiert“: „Das offizielle Album zum Everest der Meere!“
Nicht mehr beklebt werden müssen die drei kleinen Bilder auf der Titelseite: Titelverteidiger Yannick Bestaven, der einzige zweimalige Sieger Michel Desjoyeaux und Sam Davies Herzboot „Initiatives-Cœur“ sind schon da. Allzu viel spoilern wollen wir mit unserem Beitrag nicht. Vielleicht noch so viel: Boris Herrmann kommt mehr als einmal vor in dieser Panini-Hommage an die schwerste Soloprüfung des internationalen Segelsports: die Vendée Globe. Und natürlich präsentiert das Sticker-Album noch weitere Legenden des Rennens, Rekorde und interessante Zahlen.
Wer Französisch spricht, hat vielleicht etwas mehr von den Informationen im Sammelalbum. Wer nicht, kann vieles anhand der Namen und Zahlen auch so gut verstehen. Wir werden die von uns bestellten und bezahlten Tütchen mit viel Spannung öffnen und sehen, wie weit wir mit den Stickern bis zum Start am 10. November kommen. Eine Iür den Adventskalender könnten die Sticker in diesem Jahr auch sein – das Rennen dauert bis ins neue Jahr an. Ob mit oder ohne Panini-Heft als Begleiter: Über die Vendée Globe werden wir bei YACHT online intensiv berichten!
Achtung, Spoiler-Gefahr! Hier gibt es einen kurzen Einblick in die Produktion des Panini-Sammelalbums für die Vendée Globe:
Und wie geht es Boris Herrmann, seinem Team und “Malizia – Seaexplorer” 17 Tage vor dem Start zu seiner zweiten Vendée Globe? Das verrät der jüngste Clip aus der Serie Malizia’s Road to the Vendée Globe mit dem Titel “Arrival in Les Sables-d’Olonne”: