Vendée GlobeNach 114 Tagen auf See – Amedeo als Letzter im Ziel?

Tatjana Pokorny

 · 04.03.2025

Beim Passieren der Ziellinie reißt Fabrice Amedeo die Arme hoch.
Foto: Jean-Marie Liot/Alea/VG2024
Fabrice Amedeo hat das Ziel der Vendée Globe als 32. erreicht. Wird er das offizielle Schlusslicht dieser zehnten Auflage der Solo-Weltumseglung bleiben? Hinter ihm kämpft noch Denis Van Weynbergh um eine offizielle Platzierung. Doch die Routings sehen den Belgier weiterhin erst ankommen, wenn die Ziellinie bereits geschlossen ist.

Freud und Leid liegen in der Schlusswoche der zehnten Vendée Globe noch einmal ganz eng beeinander. An diesem 4. März hat der Franzose Fabrice Amedeo die Ziellinie der Vendée Globe nach 114 Tagen, 1 Stunde, 58 Minuten und 49 Sekunden als 32. erreicht. Wird er der Letzte sein, dem nach großem Kampf eine offizielle Zeit und eine Platzierung vergönnt sind?

Vendée Globe: Bleibt Amedeo das Schlusslicht?

Nach wie vor kämpft sich – nun “allein” auf See – Denis Van Weynbergh der Ziellinie entgegen. Doch auch weiterhin machen die Routings wenig Hoffnung darauf, dass der Marathon-Mann die Ziellinie bis zu ihrer offiziellen Schließung am 7. März um 8 Uhr erreichen kann. Schafft er das nicht, wird er nach fast vier Monaten Einsatz keine offizielle Zielzeit und keine Platzierung im Klassement erhalten. Er würde wie die sieben bereits ausgeschiedenen Skipper mit einem klassischen “DNF” (Did not finish) bewertet werden.

Zuletzt deuteten auch die optimistischsten Prognosen auf eine Ankunft des Belgiers in der Nacht von Freitag auf Samstag hin – zu spät! Es ist eine sportlich grausame Vorstellung, nach der Denis Van Weynberg das Zeitlimit am Ende seiner harten Runde um die Welt voller Rückschläge womöglich nur um einige Stunden verpassen wird.

Die tatsächliche Dauer seines entschlossenen Endspurts hängt nun von der Kurswahl, aber auch von der Haltbarkeit seiner Großsegelreparatur ab. Sein Groß konnte Denis Van Weynbergh zuletzt eingeschränkt im dritten Reff nutzen. Er hatte am Dienstagnachmittag noch 419 Seemeilen zu schaffen, kam dabei mit gut neun Knoten voran. Hier geht es zum Race Tracker, wo der Schlussspurt des “D’Ieteren Group”-Skippers weiter zu verfolgen ist.

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Fabrice Amedeo vom Windpech verfolgt

Während Van Weynbergh mit allem kämpft, was er noch hat, kann Fabrice Amedeo sein Rennende nun an einem sonnig-warmen März-Tag in Les Sables-d’Olonne genießen. Sein Weg ins Ziel hatte dem französischen Skipper und Journalisten am Dienstag in sehr, sehr leichten Biskaya-Winden noch ein letztes Mal viel Geduld abgefordert. Nun hat der Elfte der achten Vendée Globe 2016/2017, der bei der neunten Edition ausgeschieden war, sein zweites Solo um die Welt geschafft. Das Ergebnis ist kein Wunschresultat.

Dass aber ein vollendetes Rennen schon ein Erfolg und keine Selbstverständlichkeit ist, hatte Fabrice Amedeo bei der Route du Rhum 2022 auf brutale Weise am eigenen Leib erfahren müssen, als es bei ihm an Bord zu einer Explosion kam, bevor ein Feuer ausbrach. Der Skipper hatte in der Folge aus seiner Rettungsinsel geborgen werden müssen und sein Boot verloren. Amedeo überstand dieses Drama und weitere Rückschläge auf Kurs Vendée Globe 2024/2025.

Der 47-Jährige “Nexans – Wewise”-Skipper fand mit kleinem Budget sein Owen-Clarke-Design von 2007 und hat es nun in den Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne zurückgebracht. Der Zieldurchgang verlangte ihm in sehr flauen Winden noch einmal alle Geduld ab. Die hat er während dieser Vendée Globe zu oft beweisen müssen. Zuletzt im Atlantik bei den Azoren, als ihn und auch die anderen Nachzügler ein hartnäckiges Hochdruckgebiet über Tage ausgebremst hatte. Fabrice Amedeo zählte nicht zu den Wetterglücklichen dieses Rennens um die Welt.

49 Tage nach dem Sieger im Vendée-Globe-Ziel

Über Grund hat Fabrice Amedeo sein Solo mit 28.926,63 Seemeilen bestritten. Dabei kam er auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10,56 Knoten. Im Vergleich dazu Sieger Charlie Dalin: Der Landsmann kam bei 27.668 Seemeilen über Grund auf durchschnittlich 17,79 Knoten. Noch einen Tick schneller war der Vendée-Globe-Zweite Yoann Richomme mit rasanten 17,95 Knoten bei 28.326 Seemeilen über Grund.

Nach dem Zieldurchgang konnte Fabrice Amedeo die Tränen der Erlösung, Erleichterung und Freude über die Ankunft nicht mehr zurückhalten, als er seine Frau und die drei Töchter an Bord in die Arme schloss. Von seinen drei Vendée-Globe-Projekten hat er nun zwei abgeschlossen.

Replay! Die Zeitlupen-Zielankunft von Fabrice Amedeo:

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