Andreas Fritsch
· 18.11.2012
Auf Alex Thomsons Boot zerfetzt der Hydrogenerator eine der Steuerstangen des Doppelruders. Der Brite startete einen Laminierjob
Der Defekt war eine Verkettung unglücklicher Umstände, wie Skipper Thomson erklärt: "Meine Batterien waren ziemlich leer, also klappte ich den Hydrogenerator am Heck runter, um zu laden. Zu dem Zeitpunkt war ich ungefähr 18 Knoten schnell und hörte plötzlich ein komisches Geräusch. Aus dem Niedergang sah ich, dass der Hydrogenerator ziemlich heftig vibrierte, und es wurde schlimmer. Ich wollte ihn gerade hochholen, um zu verhindern, dass er zerbrach, da passierte genau das. Er flog durch die Luft und zerschlug die Steuerbord-Ruderstange, die die Doppelruderanlage verbindet. Da das Ruder keine Verbindung mehr zur Pinne hatte, war sofort klar, dass ich einen Sonnenschuss fahren würde. So kam es auch, aber ich konnte das Boot relativ schnell wieder aufrichten, den Gennaker einrollen und wieder auf Kurs gehen mit dem anderen Ruder im Wasser."
Dann begann aber erst die richtige Arbeit: "Ich musste die Stange reparieren, da wir keinen Ersatz an Bord haben. Es ist ein etwa drei Meter langes Carbonrohr. Cliff Nicholson, unser Komposit-Spezialist, entwickelte einen Plan, wie ich es mit Carbonstreifen flicken könnte. Erst musste ich die Reste wegschneiden, was kein schöner Job ist, weil alles mit Carbonstaub bedeckt sein würde. Aber ich habe es hingekriegt, das Boot ist dabei mit 19 Knoten Speed weitergefahren. Die Reparatur hat rund sieben Stunden gedauert, ist nicht sehr hübsch geworden, sollte aber halten!"
Tatsächlich hat Thomson mit seiner "Hugo Boss" kaum Boden verloren, segelt noch immer auf Platz 6 und loggt zurzeit sogar die höchsten Speeds im ganzen Feld. Nicht ganz klar ist aber, wie sich der beschädigte Hydrogenerator auswirkt. Nach ersten Angaben von Thomson ist er wichtig, um das Boot langfristig mit genug Strom zu versorgen. Derzeit ist nicht klar, ob eine Reparatur möglich ist oder er auch ohne den Generator auskommt. Die Generatoren sind mittlerweile ein zentrales Teil der Energieversorgung an Bord, da sie es erlauben, viel weniger Diesel mitzunehmen und so Gewicht zu sparen. Sobald die Boote im Southern Ocean tagelang unter dichten Wolken segeln, fällt dann meist auch noch die Stromversorgung über die Solarpaneele weg. Es könnte also knapp werden für den Briten.
Davon unbeindruckt fährt die Spitze des Feldes weiter gen Süden, wird in Kürze die Doldrums erreichen. Nach wie vor führt der Franzose Armel Le Cléac’h ("Banque Populaire") vor François Gabart ("Macif") und Jean-Pierre Dick ("Paprec-Virbac 3").