Etwa 400 Seemeilen südöstlich von Rio de Janeiro sind die Führenden der Vendée Globe wieder zusammen. Nur sechs Seemeilen trennen Yoann Richomme („Paprec Arkea“) und Charlie Dalin („MACIF Santé Prévoyance“), die sich langsam durch eine Schwachwindzone kämpfen, die durch eine halbstationäre Kaltfront verursacht wird. Im Moment kommen sie mit nur fünf bis sieben Knoten voran.
Seb Simon („Groupe Dubreuil“), der Dritte, hatte die Chance, einige Meilen auf die Führenden aufzuholen, liegt jetzt 319 Meilen hinter Richomme, der am Kap Hoorn noch weit über 700 Meilen voraus lag. Außerdem liegt er nun über 1.100 Meilen vor dem viertplatzierten Thomas Ruyant („Vulneable“).
Südöstlich der Falkland Inseln befand sich Boris Herrmann heute früh in einer Verfolgergruppe auf Platz acht. Zum direkt voraus liegenden Paul Meilhat (Biotherm) auf Rang fünf fehlten ihm nur 14 Meilen. Dazwischen, weiter im Südosten liegend, werden Jérémie Beyou („Charal) auf Platz sechs, vier Meilen vor Herrmann sowie Nicolas Lunven („Holcim-PRB“), zwei Meilen vor Boris, geführt. Auf Rang neun liegt Sam Goodchild („Vulnerable“), fünf Meilen hinter Boris. In dieser Gruppe ist also noch alles möglich.
Herrmann präsentiert sich derzeit mental stark. So hatte er Zeit und Muße, eine halbe Stunde mit Gründen-Kanzlerkandidat Robert Habeck zu plaudern. Es ging um Vergleiche zwischen Politikern und Extremsportlern sowie um den Klimawandel.
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Außerdem schrieb Herrmann in seinem aktuellen, exklusiven Blog auf YACHT.DE über seine aktuelle Situation und seine Zukunftspläne. „Für die mittel- und langfristige Zukunft habe ich auf jeden Fall noch ein Ocean Race im Visier. Und vielleicht auch noch eine Vendée Globe. Und dann vielleicht mal Expeditionssegelreisen in die Antarktis“, So Herrmann.
Seine Vendée-Globe-Träume musste derweil Titelverteidiger Yannick Bestaven aufgeben. Er ist gezwungen, in Ushuaïa zwischenzulanden und gibt seinen Rückzug aus der Vendée Globe bekannt. Nachdem am Freitag, den 27. Dezember, ein größerer Schaden am Steuersystem der IMOCA „Maître CoQ V“ gemeldet wurde, der auf See nicht repariert werden konnte, hat Yannick Bestaven in Absprache mit seinem technischen Team beschlossen, in Ushuaïa einen Zwischenstopp einzulegen, um die verschiedenen Pannen der letzten Tage zu beheben.
Da er diese Arbeiten nicht allein durchführen kann, wird Yannick Bestaven heute von einem Teil seines technischen Teams in Argentinien unterstützt. Sein technischer und sportlicher Leiter Jean Marie Dauris, sein Bootskapitän Stan Delbarre, sein Takelmeister Yvan Joucla und sein Experte für Verbundwerkstoffe Ludo Bosser sowie der für die Bordelektronik zuständige Ingenieur Arnaud Chaigne werden heute, dem 30. Dezember, zu ihm fliegen, um so schnell wie möglich mit den Überholungsarbeiten zu beginnen.
Diese Hilfe von außen bedeutet den Rückzug von Yannick Bestaven und „Maître CoQ V“ von dieser 10. Ausgabe der Vendée Globe.
Besonders grausam und hart war das Wochenende für Isabelle Joschke („MACSF“), die unter einer ganzen Reihe von Problemen zu leiden hatte, die durch den Verlust ihres Steuerbord-Foils gekrönt wurden. "Ich hatte eine große Kette von Ereignissen: mein Steuerbordfoil ist gebrochen, ich hatte ein Problem am Kiel, das gelöst wurde, weil am Ende nur der Sensor defekt war, ein Teil meines Großsegel-Travellers ist gebrochen, mein Großsegel ist gerissen, das Motorproblem wurde nur teilweise gelöst, und das gab mir das Gefühl, dass meine Zeit abgelaufen war... eine schöne kleine Kette von Ereignissen!“
Die Reparaturen haben sie vor allem körperlich stark gefordert: „Ehrlich gesagt hat mich das sehr ermüdet, ich musste oft eingreifen, es hat mich viel Zeit gekostet, und vor allem hat es mich viel Energie gekostet, wenn das Boot sehr schnell fuhr und es gefährlich war, sich im Boot zu bewegen, um Dinge zu überprüfen. Es war sehr anstrengend, die Wirbel werden zusammengedrückt, man stößt an und ist nicht in einer guten Position, das erzeugt große Spannungen im Körper! Ich habe eine Menge Verspannungen im oberen Rücken, ich hatte schon eine lockere Rippe, das hat sich noch verschlimmert, ich fühle mich wirklich erschöpft."
Joschke will das Rennen so gut es geht fortsetzen: „Es wird ein Rennen Schritt für Schritt, es bringt mich wirklich zum Schwitzen, aber ich habe keine Wahl, ich hoffe, dass all die anderen Probleme mich nicht weiter behindern und dass das Wetter nach dem Horn mild sein wird. Es gibt in der Tat viele Wenns! Aber das ist die Vendée Globe.“
Alan Roura („Hublot“), auf Rang 20 liegend, meldete am Sonntagmittag einen Schaden am Fallenschloss und den Verlust seines "Jib Top" - ein kleines Vorwindsegel, das am Bugspriet befestigt ist. „Während ich diese Nachricht schreibe, nimmt mein Rennen eine ganz andere Wendung. Das Fallenschloss ist soeben gebrochen, so dass sich das "Jib Top", das Schwerwettersegel (super praktisch und vielseitig), im Foil verfangen und um es gewickelt hat . Und das alles bei 30 Knoten Wind und fünf Metern See! Die gute Nachricht - wenn ich überhaupt eine finden kann - ist, dass ich das Fall, das Rollreff und meine Schoten geborgen habe. Aber das Segel wird leider seine Tage am Point Nemo beenden. Ich könnte beschließen, nicht darüber zu reden, das Segel im Meer zu lassen. Aber es ärgert mich. Ich habe versucht, es wieder an Bord zu holen, aber es war unmöglich, das Boot mit 130 Quadratmetern, die an der Seite hingen, zu manövrieren. Entweder das Segel oder ich verliere mein Foil.“
Bereits am Samstag berichtete "Fortinet – Best Western"-Skipper Romain Attanasio von einem beschädigten Großfallschloss. "Ich habe gerefft und dabei ist mir die Ausreißleine zum Öffnen des Locks abgerissen", erklärte der Franzose.
Attansio musste das Großsegel bergen, sich dann zwei Meter in den Mast ziehen und das Lock zur Reparatur abbauen. "Letztendlich habe ich nicht allzu viel Boden verloren, auch wenn es drei bis vier Stunden gedauert hat. Die Operation ist mir gelungen, aber von nun an kann ich nur noch von außen (Redaktion: von an Deck) hooken. Das ist zwar etwas mühsam, aber immerhin funktioniert es!“
Auch andere Skipper hatten offenbar Probleme mit Fallenschlössern, wie auch Boris Herrmann. Er schreibt in seinem Blog: „Ja, sie bereiten nach wie vor Schwierigkeiten. Ich hatte auch Probleme mit einem Mastlock. Ich habe darüber nicht groß gesprochen, aber wenn wir dann mal da oben im Mast sein werden, dann wird man sicher sehen können, warum es dieses Problem gab. Ich weiß es jetzt noch nicht. Für den Moment kann man nur sagen, dass bei den Mastlocks ein bisschen was passieren muss. Vor diesen Problemen scheint keiner gefeit zu sein. Ich auch nicht.“