Lars Bolle
· 08.01.2013
Ein spanischer Bericht lässt vermuten, dass die Probleme mit den Hydrogeneratoren beim Schweizer Boot hausgemacht und bekannt waren
Das Team des Schweizers Bernard Stamm hat bekanntgegeben, heute oder morgen Dieselkraftstoff von einem zweiten Boot aus übergeben zu wollen. Wenn es dazu kommt, wäre es eine Hilfeleistung von außen und hätte die endgültige Disqualifikation zur Folge.
Auf Stamms "Cheminées Poujoulat" sind beide Hydrogeneratoren ausgefallen. Die Kraftstoffreserve, um den Dieselgenerator zu betreiben, betrage nur noch fünf Prozent, hieß es. Damit könne er zwar noch einmal am Tag kommunizieren, aber ohne elektronische Navigation und zuverlässige Maschine keinen Hafen anlaufen. Deshalb soll eine Kraftstoffübergabe auf See erfolgen. Beim Positionsreport um 7.00 Uhr war Stamm noch etwa 80 Seemeilen vom Kap entfernt. Die Kraftstoffübergabe soll Stamms Freund und ehemaliger Kontrahent Unai Bazurko durchführen, der derzeit eine Umweltexpedition auf Ushuaia unternimmt.
Während Stamm selbst den Ausfall beider Hydrogeneratoren als Pech bezeichnete, wirft ihm ein spanischer Blogger vor, die Ausfälle selbst verschuldet zu haben – und scheint damit nicht ganz falsch zu liegen. Demnach seien die Aufhängungen der Generatoren von Stamms Team so stark modifiziert worden, dass selbst der Hersteller, Watt & Sea, die Garantie verweigert habe.
So sei vorgesehen, die Generatoren auf eine Weise zu montieren, dass sie wie bei einer klappbaren Ruderanlage in einer Art Kopf über eine Achse nach oben geklappt werden können. Damit bestünde zumindest die Chance, sie bei einer Kollision mit einem Unterwasserhindernis unbeschadet hochzuklappen. Auf der "Cheminées Poujoulat" sind die Generatoren jedoch auf Schienen montiert, lassen sich wie ein Lift hoch- und herunterziehen, aber eben nicht mehr klappen. So gäbe es bei einer Kollision nur zwei Möglichkeiten: Der Generator hält stand, oder er reißt ab. Letzteres passierte bei Stamm. Angeblich sei dieses Problem auch schon lange vor dem Start der Vendée Globe bekannt gewesen.
Dann ist allerdings unerklärlich, weshalb sich Stamm fast ausschließlich auf die Generatoren verließ und nicht mehr Kraftstoff als Reserve mitnahm.
Die Positionen:
Mit knapp 100 Seemeilen Vorsprung führt weiterhin "Macif" vor "Banque Populaire", Jean Le Cam hat als Fünfter das Kap Hoorn gerundet.