Vendée GlobeDalin im “Vulnerable”-Sandwich, Boris Herrmann holt auf

Tatjana Pokorny

 · 12.11.2024

Boris Herrmann an Tag zwei seiner zweiten Vendée Globe
Foto: Boris Herrmann/Team Malizia/VG2024
Alle Vorstartfavoriten lagen gegen Ende des zweiten Tages der 10. Vendée Glob am Dienstagmittag in den Top-Ten. Auch Boris Herrmann hatte sich nach seinen gemeisterten Auftakthürden wieder auf Platz neun vorgearbeitet. Dabei verfolgen die Skipper unterschiedliche Strategien. Einige haben auch mit Problemen zu kämpfen…

Boris Herrmann ist stark durch die zweite Nacht seiner zweiten Vendée Globe gekommen. Nach einer ersten kleinen Reparatur am Autopiloten und nicht ganz glücklicher erster Auftaktnacht, hat der “Malizia – Seaexplorer” den Turbo gezündet. Inzwischen ist er auf Platz neun und damit in die Top-Ten der Flotte der 40 Starter vorgerückt. Tendenz: steigend. Dabei verfolgt Boris Herrmann das Führungstrio von Sam Goodchild (”Vulnerable”), Charlie Dalin (”Macif Santé Prévoyance”) und Thomas Ruyant (Vulnerable”) auf deren Kurs, der näher an der portugiesischen Küste entlangführt.

Vendée Globe: Nico Lunven auf krassem Westkurs

Anders hat sich der viertplatzierte Yoann Richomme entschieden, der am Dienstagvormittag stramm nach Westen segelte. In seinem Heckwasser waren zunächst Jérémie Beyou (”Charal”, 5.) und Sebastien Simon (”Groupe Debreuil”, 6.) auch wieder auf eher südlichem Kurs unterwegs. Einen ganz krassen Kurs hat Nico “The Brain” Lunven auf “Holcim - PRB” gewählt. Boris Herrmanns ehemaliger Ocean-Race-Navigator segelt bei seiner Vendée-Globe-Premiere auf der westlichen Außenautobahn.

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Rund 290 Seemeilen nordwestlich von Spitzenreiter Sam Goodchild, segelte Nico Lunven am Dienstagvormittag nur als 38. des Feldes den zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 600 Seemeilen entfernt liegenden Azoren entgegen. Zumindest Yoann Richomme schien der Idee “Am besten im Westen” auch nicht ganz abgeneigt zu sein. Von ersten Schäden auf See war auch zu hören. So soll beispielsweise Fabrice Amedeo soll einen kurzzeitigen “Blackout” erlitten haben. Auch kleinere “Ufo”-Kollisionen ohne schwere Folgen soll es gegeben haben.

Ziel aller Vendée-Globe-Herausforderer sind aktuell gute, hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten. Der inzwischen am Dienstagmittag gerade begonnene dritte Tag auf See bietet erste Gelegenheiten dazu. Andererseits werden sich nicht nur die Top-Skipper in dieser frühen Phase des Rennens daran erinnern, dass es sich nicht um eine elftägige Transatlantik-Regatta in die Karibik, sondern um den Ultra-Marathon des Segelsports handelt. Jede Selbstdisziplin, die sie jetzt aufbringen, wird sich in acht oder neun Wochen auszahlen.

Bewegte Vendée-Globe-Auftaktphase

Die aktuellen Strategien bestehen darin, in der stärkeren Brise zu bleiben, regelmäßig zu halsen und sich nach jedem Manöver zu erholen, was ein erneutes Stapeln der unbenutzten, schweren Segel und Hunderte von Kilos an beweglichen Vorräten erfordert. Mit denen wird das Boot auf Geschwindigkeit getrimmt. “Es waren bewegte letzte 24 Stunden. Sie waren anstrengend, aber ich konzentriere mit auf mein Rennen”, vermeldete Charlie Dalin von See.

Erfolgreichster Non-Foiler war am Dienstagvormittag Benjamin Ferré auf “Monnoyeur – Duo fpr a Job”. Sein intensiv optimiertes Boot hatte die Vendée Globe 2012/2013 mit Skipper François Gabart gewonnen. Während Ferré nach einer frühen Karriere als Abenteurer zum Hochseesegeln kam, ist der französische Skipper Sébastien Marsset (”Foussier”) ein dreimaliger Weltumsegler, der immer mit Crew oder auf Rekordfahrten unterwegs war. Er berichtete am Dienstagmorgen: „Was das Kap Finisterre betrifft, dachte ich, dass es sehr einfach sei, den Süden des TSS (Red.: Verkehrstrennungsggebiet) zu passieren, aber es stellte sich als komplizierter heraus, als ich dachte!”

Weiter berichtete Sébastien Marsset: “Es gab windstille Bereiche und sehr böige Bereiche, vor allem aber windstille Bereiche, die nicht unbedingt dort waren, wo wir sie erwartet hatten! Und bei den starken Winden befand ich mich direkt am Rande der TSS-Zone, durfte ihr aber nicht zu nahe kommen. Die See ist ein bisschen rau, es ist nicht einfach, die richtige Geschwindigkeit für das Boot zu finden und vor allem eine stabile Geschwindigkeit zu haben. Wir haben zwischen 26 und 36 Knoten!”

Vendée Globe: die besten aktuellen Links und Clips

Die Positionen der Boote lassen sich via Race Tracker gut verfolgen, auch wenn der nur alle vier Stunden aktualisiert wird. Hier geht es direkt zu den Zwischenständen.

NEU ist bei dieser Vendée Globe, dass Boris Herrmanns Team Malizia an jedem Dienstag des Rennens eine eigene aktuelle Sendung ausstrahlt. Erstmals findet die “Malizia Vendée Show” heute am 12. November ab 18 Uhr statt. Hier der Link dazu.


“Zwischen zwei Welten” – ein sehenswerter Clip über Boris Herrmann und seinen zweiten Vendée-Globe-Start:

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