Das seit Tagen angekündigte und von den ersten Booten bereits am Morgen erreichte Nordatlantiktief hat erste Schäden in der Flotte der Segler ab Platz vier angerichtet. Sam Goodchild musste sein Team und die Rennleitung kurz vor Ende von Renntag 71 um kurz vor 13 Uhr über sein durchgerissenes Großsegel informieren.
Ursache für den Bruch war eine Patenthalse unter Autopilot. Das Großsegel riss in gut 30 Knoten Wind an der dritten Latte über die gesamte Breite vom Achter- bis zum Vorliek durch. Sam Goodchild hat das Großsegel geborgen und segelt mit gesetzter J2 und J3 vor dem Wind im Schmetterlingsstil (jeweils ein Segel auf jeder Seite geschotet) weiter.
Der 35 Jahre alte “Vulnerable”-Skipper aus Thomas Ruyants Rennstall TR Racing hatte sich im Finale seiner Vendée-Globe-Premiere ein packendes Dauerbrenner-Duell mit dem französischen “Charal”-Skipper Jérémie Beyou geliefert. Sam Goodchild lag am Montagvormittag nur 24 Seemeilen hinter Jérémie zurück.
Der Mann, der mit seiner Familie auf einem Boot großgeworden ist, bis er sieben Jahre alt war, ist weiter fest entschlossen, sein Solo bis ins Ziel zu bringen. In einem ersten Video von Bord sagte Sam Goodchild: “Ich habe keine guten Nachrichten. Wir haben gerade die schlimmsten Wind hinter uns gelassen und hatten beim Hinunterfahren einer Welle unter Autopilot eine kleine ‘Woop Woop’.” Zu diesem Ausrutscher-Ausdruck machte Goodchild die passende Handbewegung, mit der er die Patenthalse seines Bootes andeutete.
“Das Großsegel ist von einer Seite auf die andere geschlagen und unglücklicherweise in zwei Teile explodiert”, sagte Goodchild. Der Rissverlaufe “ziemlich weit oben”. Er könne kein dritten Reff einlegen. Er habe das Segel geborgen und halte eine Reparatur für nicht völlig ausgeschlossen, erklärte Goodchild.
Die Reparatur aber käme in immer noch stürmischen Bedingungen nicht in Frage. Er habe immer noch 30, 35 Knoten Wind, berichtete Goodchild am frühen Nachmittag. “Ich habe zwei Vorsegel oben und versuche nach Osten zu kommen, um aus den nördlichen Winden rauszugelangen, die jetzt kommen.”
Kämpferisch sagte der in Frankreich lebende Engländer: “Ich versuche vielleicht eine Reparatur. Es bedeutet nicht, dass die Vendée Globe vorbei ist.” Er versuche, im Rahmen der nun beschränkten Möglichkeiten, das Boot “in einem Stück nach Hause zu bringen”. Goodchild sagte auch: “Es ist ziemlich enttäuschend, aber wir wussten ja in gewisser Weise, dass das Risiko da war. Unglücklicherweise hat es mich erwischt.”
Trotz allem fand Sam Goodchild beim Blick über den wild gewordenen Nordatlantik in seinem Clip noch die Zeit, das Naturschauspiel zu kommentieren: “Die Wellen sind wunderschön.” Nach der Aufregung und der intensiven Arbeit an Deck wollte sich Goodchild am Nachmittag kurz etwas ausruhen. “Dann kann ich wieder nachdenken.”